Kurz vor der 10.000 gestoppt Dax geht am Ende die Puste aus
03.12.2014, 18:03 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Er kommt hauchzart an die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten heran - doch kurz davor stoppt der Dax und macht kehrt. Dennoch bleibt am Ende ein Gewinn, denn Anleger hoffen auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die EZB.
Der deutsche Leitindex hat am Mittwoch einen neuen Anlauf zum Sprung über die 10.000 Punkte genommen - kurz davor kam er jedoch ins Straucheln. Am späten Nachmittag kletterte der Dax im Hoch bis auf 9994 Punkte - konnte das Niveau aber nicht halten und schloss am Ende nur mit einem moderaten Plus von 0,5 Prozent bei 9983 Zählern. Der MDax gewann 0,6 Prozent hinzu auf 17.120 Punkte, der Technologiewerte-Index TecDax stieg 1,9 Prozent auf 1364 Zähler.
Der schwächere Einkaufsmanager-Index für die Eurozone belastete nicht: Er bestätigte die Erwartungen vieler Anleger auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die EZB.
Schwacher Rubel lastet auf Adidas
Zu den Einzelwerten: Stark zeigten sich im Dax die Aktien des Chipherstellers Infineon, die 3,4 Prozent zulegten. Der Titel profitierte nach Angaben aus dem Handel vom erhöhten Ausblick des Mitbewerbers Microchip Technology. Dank einer besseren Book-to-Bill-Ratio geht das US-Unternehmen nun im vierten Quartal von einem Gewinn je Aktie zwischen 60 und 64 Cent aus. Zuvor lag die Spanne zwischen 59 und 60 Cent. Auch soll der erwartete Umsatzrückgang geringer als erwartet ausfallen. Microchip ist optimistisch, dass die Schwäche im September überwunden wurde.
ThyssenKrupp landeten auf Platz zwei mit einem Plus von 2,2 Prozent. Standard & Poor's hatte den Ausblick auf "stabil" von "negativ" erhöht. Das Unternehmen habe in allen Bereichen deutliche Fortschritte erzielt, auch bei Steel America, so die Analysten zur Begründung. Auch Lanxess gehörten zu den Top-Gewinnern mit einem Zuwachs von 1,9 Prozent.
Lufthansa kletterten ein Prozent trotz der gescheiterten Verhandlungen im Pilotenstreik. Händler werteten das Scheitern als Standhaftigkeit der Airline bei einem hohen Kostenblock. Zudem stützte die Ankündigung zum Aufbau einer Billigfluglinie.
Auf der Verliererseite fanden sich Adidas wieder, die 2,3 Prozent nachgeben. Ein kritischer Analystenkommentar drückte die Aktie an das Dax-Ende: Die Experten von Barclays hatten den Titel auf "equal weight" von "overweight" herabgestuft. Zugleich senkten sie das Kursziel auf 60 von 65 Euro. Die jüngste Rubel–Schwäche sei für Adidas ein großes Problem, hieß es in der Studie.
Fresenius SE lagen ebenfalls weit hinten im Dax und verzeichneten einen Verlust von 1,2 Prozent. Deutsche Telekom ließen 0,6 Prozent nach.
Auch BMW standen gegen den Markt unter Druck und fielen 0,6 Prozent. Im Handel wurde auf Forderungen von BMW-Händlern aus China verwiesen. Sie beschweren sich, dass die Absatzziele zu hoch seien.
Salzgitter erholen sich vom South-Stream-Schock
Im MDax erholten sich Salzgitter ein wenig von den dicken Verlusten vom Vortag: Der Konzern ist nach eigenen Angaben gegen die Ausfälle aufgrund des South-Stream-Projekts versichert. "Andererseits fehlt aber trotzdem das Geschäft", sagte ein Händler. "Die erhofften Gewinne werden nicht anfallen", ergänzt er. Die Aktie legte 3,3 Prozent zu und stand zuvor lange an der Spitze des MDax - nachdem sie am Dienstag 7,4 Prozent abgegeben hatte.
Schwer hatte es hingegen die Aktie des Handelsgiganten Metro: Das Papier ließ 5,2 Prozent nach, nachdem JP Morgan Einstufung sowie Kursziel gesenkt hatte. Die Bank begründete den Schritt mit zunehmenden Bedenken über die Umsatzentwicklung in Russland und den beträchtlichen Gegenwind auf der Währungsseite: In Russland dürfte Metro zu den Unternehmen gehören, die sich aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Nichtlebensmittelbereich am meisten abschwächen. Die Umsätze im 4. Quartal des Geschäftsjahrs 2013/2014 wurden aber als solide bezeichnet.
Coba kann Stabilus-Titel zum erwarteten Preis platzieren
Im Technologie-Index TecDax sorgte Evotec mit einem Kurssprung von 15,7 Prozent für Furore. Die Biotech-Firma hatte am Vorabend eine umfassende Allianz mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi bekannt gegeben, die Evotec mindestens 250 Millionen Euro bringt. Sanofi-Titel legten in Paris 0,4 Prozent zu.
Für etwas Verwunderung im Handel sorgte der überraschende Kauf der Kuka-Anteile des Großaktionärs Grenzebach durch den Maschinenbauer Voith. Die Aktien-Kursreaktion fiel entsprechend verhalten aus, Kuka schlossen nach einem erstem Plus nach der Meldung nun 0,9 Prozent im Minus.
Die Stabilus-Papiere aus einer Platzierung der Commerzbank waren laut Angaben aus dem Handel mit 21,50 Euro untergebracht worden. Dies entsprach auch der vorbörslichen Erwartung. Die Spanne soll zwischen "21,50 Euro to Market" gelegen haben. Laut Händlern platzierte die Commerzbank 15 Prozent oder 3,1 Millionen der Stabilus-Aktien aus dem Besitz von Triton. Der Streubesitz erhöhte sich dadurch auf 73 Prozent. Die Platzierung schien am Markt gut angenommen worden zu sein. Die Stabilus-Aktie gewann 4,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts