5200 Punkte halten Dax geht auf Tauchstation
17.08.2009, 18:00 UhrMassive Kursverluste bei Papieren von Volkswagen sowie wachsende Skepsis über die Nachhaltigkeit der Kursgewinne der vergangenen Wochen hat den deutschen Aktienmarkt am Montag ein gutes Stück nach unten gedrückt. Die psychologisch wichtige Marke von 5200 Punkten, die der Dax in den letzten Handelsminuten noch einmal testete, hielt der negativen Stimmung jedoch stand.
Der Dax ging mit einem Minus von 2 Prozent auf 5201,61 Punkte aus dem Handel. Der MDax verlor 2,4 Prozent auf X6374,06 Punkte. Für die Technologiewerte ging es im TecDax unter dem Strich im 2,4 Prozent abwärts auf 684,47 Punkte.
"Der Dampf ist jetzt erst einmal raus", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Weitere Impulse müssen nun vom US-Immobilienmarkt kommen." Schließlich habe die aktuelle Krise dort ihren Ausgangspunkt. Für Dienstag ist die Bekanntgabe der US-Baubeginne angekündigt. Analysten sagen für Juli einen leichten Anstieg auf 600.000 von 580.000 im Vormonat voraus.
Ein anderer Börsianer betont, die aktuellen Gewinnmitnahmen im Dax müssten vor dem Hintergrund der vorangegangenen Rally von zeitweise rund 1000 Punkten gesehen werden und seien noch völlig im Rahmen. Wenn allerdings die charttechnische Unterstützung bei etwa 5170 bis 5180 Punkten unterschritten werde, sei ein rascher Fall des Dax auf bis zu 5000 Zähler möglich. Im Vergleich zu seinem Jahreshoch vom 7. August hat der Dax rund fünf Prozent eingebüßt.
Mit einem Minus von 9,9 Prozent setzten die Stammaktien von Volkswagen ihre Talfahrt fort. Zeitweise gaben die Papiere sogar bis zu 11,4 Prozent nach. Händlern zufolge korrigierten Investoren nach der Übernahme von VW-Optionen durch das Emirat Katar ihre Einschätzungen für den fairen Wert der Aktie. "Es gehen Gerüchte um, wonach Katar 130 Euro je VW-Aktie angesetzt hat", sagte ein Börsianer. "Und dann sagt man sich, die haben das ja 1000fach kontrolliert; offenbar ist die Aktie nicht mehr wert." Auch der Gedanke, dass die Stammaktien wegen zu geringen Streubesitz aus dem Dax fallen könnte, sei weiter im Hinterkopf. VW-Vorzugsaktien lagen 1,1 Prozent im Plus. Stämme und Vorzüge des Autobauers haben binnen zwei Handelstagen in der Spitze mehr als 17 Mrd. Euro an Börsenwert verloren. Dies entspricht fast der gesamten Marktkapitalisierung von BMW.
Größere Verluste von 4,7 Prozent verbuchten auch die Papiere der Hannover Rück. Die Citigroup hatte die Papiere des Rückversicherers auf "Hold" von "Buy" heruntergestuft. Außerdem hatten die Titel am Freitag gegen den Trend drei Prozent zugelegt, so stark wie kein anderer Dax-Wert.
Unter den wenigen Gewinnern notierten die Papiere von Fresenius Medical Care (FMC) mit 0,5 Prozent am stärksten im Plus. Die Ratingagentur Fitch hatte ihren Ausblick für die Verbindlichkeiten des Unternehmens auf "stable" von "negativ" hochgenommen. Zugleich bestätigte Fitch ihr Rating für langfristige Verbindlichkeiten mit "BB".
Im Minus notierten auch konjunktursensible Titel wie Daimler mit einem Minus von 3,3 Prozent oder BASF mit einem Abschlag von 2,3 Prozent.
Arcandor bricht weiter ein
Zu den Schlusslichtern im MDax zählten im späten Geschäft Arcandor mit einem Minus von 9,7 Prozent. "Einige fürchten wohl, dass die Insolvenz sich noch hinzieht", sagte ein Händler. Die Metro, deren Aktien im Dax 1,6 Prozent verloren, forderte einen tieferen Einblick in das Zahlenwerk des Kaufhof-Konkurrenten Karstadt, von dem der Handelskonzern eventuell etwa 60 Häuser übernehme will.
Die Anteilsscheine von Demag Cranes zählten mit minus 6 Prozent auf 19,85 Euro ebenfalls zu den schwächsten MDax-Titeln. Konzernchef Aloysius Rauen erwartet keine kurzfristige Erholung, wie aus einem Interview mit dem Magazin "Euro" hervorgeht. Unterdessen sucht der von der Wirtschaftsflaute schwer in Mitleidenschaft gezogene Kranbauer sein Heil in günstigeren Produkten. Gordon Schönell, Analyst beim Bankhaus Lampe, sieht nichts wesentlich Neues in den Aussagen. Als spätzyklischer Titel gerate das Papier mit dem Markt besonders stark unter Druck.
Gestützt auf positive Analystenkommentare stiegen hingegen die Aktien von Hochtief mit plus 1,7 Prozent auf 46,75 Euro an die Indexspitze. Merrill Lynch erhöhte das Kursziel für die Aktien des Baukonzerns von 46 auf 55 Euro und bekräftigte die Empfehlung "Buy". Zudem waren die Aktien der australischen Tochter Leighton am Morgen in Sydney deutlich gestiegen.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ