Finanztitel fahren in die Binsen Dax geht baden
24.06.2011, 17:59 Uhr
(Foto: picture-alliance / dpa)
Die europäische Schuldenkrise strapaziert die Nerven der Anleger. Für Unruhe sorgt vor allem, dass italienische Banken vorübergehend vom Handel ausgesetzt werden. Die rote Laterne halten die Finanztitel. Spitzenreiter bleiben die Autowerte.
Wieder aufgeflammte Sorgen um die Schuldenkrise haben die deutschen Standardwerte im späten Handel deutlich belastet und mit einem Minus aus dem Handel gehen lassen. Der Abgabedruck ging vor allem von den Finanztiteln aus. Zuvor hatte die Aussicht auf Griechenland-Hilfen und der stabile Ifo-Daten den deutschen Aktienmarkt beflügelt. Volkswirte sehen die deutsche Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs, rechnen allerdings künftig mit etwas weniger Schwung.
Der Dax ging 0,4 Prozent leichter bei 7.121 Punkten in den Feierabend. Das Tageshoch aus dem frühen Handel lag bei 7.273 Punkten. Bereits am gestrigen Feiertag Fronleichnam war er wegen der Sorgen um die US-Wirtschaft kräftig abgerutscht.
Der MDax verlor minimal 0,04 Prozent auf 10.510 Punkte. Allein der TecDax hielt sich mit 0,3 Prozent im Plus bei 866 Punkten.
Die Nervosität nimmt zu
Bei den Bankenwerten der Peripherie waren die Abgaben am deutlicihsten. Am Vortag hatte die Ratingagentur Moody's angekündigt, die Einstufungen der italienischen Kreditinstitute auf den Prüfstand zu stellen. Am Freitag sorgte die tatsache für Unruhe, dass italienische Banken vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden waren. Händler sprachen von vagen Gerüchten, dass die Stresstests den Instituten Schwierigkeiten bereiten würden. "Diese Spekulationen kursierten durch die Handelsräume, ohne dass man wusste, woher sie kommen", sagte ein Börsianer.
Das sei aber nicht die alleinige Erklärung für den Kursrutsch, ergänzte ein Händler. Der Markt sei im Vorfeld der Abstimmung des griechischen Parlaments über das Sparpaket sehr nervös. Es gebe Befürchtungen, dass das Votum doch nicht so glatt verlaufen wird wie erhofft.
Die Sorge der Marktteilnehmer zeige auch der Höhenflug des Bund-Future, der durch die zwischenzeitlichen Erholungen des Aktienmarktes kaum gebremst worden ist. Mit Blick auf die US-Märkte schöpfen die Analysten der DZ Bank allerdings Hoffnung. "Die Gesamtkonstellation an der Nyse spricht weiterhin dafür, dass die Aktienmärkte sich nahe an der Herausbildung eines lokalen Tiefpunkts befinden. Das Investorensentiment ist so pessimistisch, wie dies zuletzt im Sommer 2010 der Fall war", heißt es in einer aktuellen Studie.
Dass die Sorgen um die Euro-Schuldenkrise noch längst nicht verschwunden sind, zeigten die europaweit schwachen Bankenwerte. Die Aktien der Commerzbank verloren 4,0 Prozent und bildeten damit das Schlusslicht im Dax. Deutsche Bank gaben 1,4 Prozent nach.
Autowerte preschen vor
An die Dax-Spitze lagen die deutschen Autowerte. Volkswagen fuhren mit einem Plus von 2,2 Prozent vor. BMW gewannen 2,9 Prozent. Und übernahmen damit die Pole Position. Daimler rückten um 0,5 Prozent vor. "Das ist vor allem technischen Faktoren geschuldet, nachdem die Titel sich zuletzt relativ stark präsentiert haben", sagte ein Händler. Zudem präsentiere sich der Automarkt in Asien in einer guten Verfassung.
VW-Aktien sind derzeit so teuer wie seit Anfang Dezember nicht mehr, BMW werden auf einem Allzeithoch gehandelt. Die Papiere von Daimler hinken allerdings mit einem Vier-Wochen-Hoch noch hinterher. Die Papiere der Stuttgarter profitieren derzeit auch von dem Tognum-Deal. Zusammen mit dem britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce hatte sich der Konzern eine satte Mehrheit am Motorenhersteller gesichert. Die beiden Bieter halten 94 Prozent der Aktien des Friedrichshafener Unternehmens. Auch die Titel von Tognum und Rolls-Royce reagierten mit Gewinnen auf die Übernahme-Nachricht.
SAP folgten am Ende doch den negativen Vorgaben von Oracle und landeten mit 0,4 Prozent im Aus. Die hohen nachbörslichen Kursverluste des Mitbewerbers waren allerdings in erster Linie einem schwachen Abschneiden im Hardware-Geschäft geschuldet - und sollten somit für SAP keine größere Belastung dastellen. Die Entwicklung im Software-Lizenzgeschäft war gut.
Weiter gefragt waren Lufthansa, für die es 0,6 Prozent nach oben ging. Damit profitiert das Papier weiter von der Entscheidung der internationalen Energiebehörde die strategischen Ölreserven anzuzapfen. Das führte am Vortag zu einem Einbruch des Ölpreises.
Die am Vortag unter die Kursräder geratene Bayer-Aktie notiierte noch einmal 0,6 Prozent leichter.
Nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs gewannen Hugo Boss 3,4 Prozent. Evotec kletterten 5,4 Prozent. Auslöser ist die Nachricht, dass das Unternehmen zusammen mit Roche Biomarker für Krebsmedikamente entwickeln wird, die sich derzeit bei dem Baseler Konzern in der Entwicklung befinden.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ