BASF und Japan verpuffen Dax geht die Puste aus
25.10.2012, 17:44 Uhr
BASF hat an der Börse eine Toplage.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie gewonnen, so zerronnen, lautet das Motto am deutschen Aktienmarkt. In der letzten Handelsstunde bröckeln die Kurse ab. Positive Impulse von Spekulationen über eine Lockerung der japanischen Geldpolitik sowie einem starken Geschäftsbericht von BASF verpuffen.
Für den deutschen Aktienmarkt ging es trotz positiver Impulse nur leicht nach oben.
Nachdem der Dax im Handelsverlauf auf mehr als 7250 Punkte gestiegen war, büßte der deutsche Leitindex gegen Handelsende einen Großteil seiner Gewinne wieder ein und schloss mit plus 0,10 Prozent bei 7200,23 Punkten. Der MDax stieg um 0,23 Prozent auf 11 356,36 Punkte. Der TecDax rückte um 0,09 Prozent auf 801,06 Punkte vor.
Als Grund für den Schwund am Nachmittag machten Marktbeobachter frische Konjunkturdaten aus. In den USA waren die nicht vollständig abgeschlossenen Hausverkäufe im September unerwartet schwach gestiegen und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nur wie erwartet gesunken.
Die Bestätigung der Jahresprognose vom Dax-Schwergewicht BASF hatte den Anlegern in Deutschland zunächst Mut gemacht. "Die Stimmung ist insgesamt gar nicht so schlecht", sagte ein Händler. Zudem wäre noch viel Liquidität im Markt, die angelegt werden wollte. Da einige Bilanzen gut aufgenommen worden seien, griffen die Anleger auch beherzt zu. Als Enttäuschung werteten viele Anleger aber die Zahlen von Daimler, die am Vorabend durch ein Versehen veröffentlicht wurden.
Auch in den USA lief die Berichtssaison auf Hochtouren. Nach Daten von Thomson Reuters haben gut 59 Prozent der Unternehmen bisher Gewinne über den Erwartungen ausgewiesen. Große Erwartungen hätten viele Anleger an die Bilanz von Apple, die noch am Donnerstag veröffentlicht werden soll.
Japan-Gerüchte gefallen
Die größte Stütze für die Börse sah Händler Markus Huber von ETX Capital jedoch in Spekulationen über weitere Wirtschaftsimpulse durch die Bank of Japan (BoJ) und die dortige Regierung. Es kursieren Gerüchte, dass die japanische Notenbank in der kommenden Woche eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik ankündigen könnte. Die BoJ tritt am Dienstag zusammen und wird unter anderem über den Leitzins entscheiden.
BASF konnten ihre üppigen tagesgewinne nicht halten und schlossen mit einem kleinen Plus von 0,8 Prozent. Der weltgrößte Chemiekonzern hatte seine Quartalsergebnisse veröffentlicht und die Erwartungen der Analysten meist übertroffen. "BASF hat in einem schwachen makroökonomischen Umfeld solide Ergebnisse veröffentlicht", urteilten die Analysten der Berenberg Bank.
Von den guten Zahlen profitierten allerdings die Aktien von Lanxess, die um 2,3 Prozent zulegten. "BASF hat die Stimmung im ganzen Sektor etwas aufgehellt", erklärte ein Händler.
Daimler enttäuscht mit Gewinnwarnung
Dagegen verprellte Daimler die Anleger mit seinem Quartalsbericht, der auch noch eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr enthielt. Die Aktien brachen um 2,7 Prozent ein und waren damit das Schlusslicht im Dax. "Die schrittweise Anpassung der Prognose belastet die Reputation des Managements genauso wie die Stimmung für die Daimler-Aktie", erklärte DZ-Bank-Analyst Michael Punzet in einer Kurzstudie.
Die UBS blieb bei ihrer Kaufempfehlung für die Daimler-Aktie und meinte, dass die Ziele wegen der aktuell schlechten Marktbedingungen verschoben wurden, sei nicht überraschend gekommen. Die Dividende dürfte wegen des schwachen Cashflows und der Richtlinie für Ausschüttungen eines der zentralen Themen in der heutigen Telefonkonferenz sein.
EADS profitiert von Bund-Kaufplänen
Schlimmere Kurseinbußen dürften gute Nachrichten zu EADS verhindert haben: Die Bundesregierung ist offenbar bereit 30 Euro je Aktie für die von Daimler gehaltenen EADS-Anteile zu zahlen. "Das stellt einen erheblichen Aufschlag dar", sagte ein Händler. Anleger honorierten das Kaufangebot des Bundes. Die EADS-Aktie landete mit 0,8 Prozent ins Plus auf 26,85. Die Titel waren am Vortag noch mit 26,64 Euro aus dem Handel gegangen.
Die Titel des Daimler-Konkurrenten BMW schlossen unverändert. VW trotzten dagegen dem Branchentrend und zogen mit knapp 1,8 Prozent deutlich stärker als der Dax an.
In Paris setzten die Aktien von Peugeot ihre Talfahrt fort und fielen um 3,4 Prozent. Damit notierten sie weiter so niedrig wie zuletzt im Januar 1986. Die Aktien des französischen Autobauers wurden von zahlreichen Analysten heruntergestuft. Der Konzern braucht für seine angeschlagene Finanzierungssparte die Unterstützung des Staates.
Aixtron enttäuscht Aktionäre
Im TecDax löste der Chipanleger Aixtron mit seinen Quartalszahlen Gewinnmitnahmen aus. Das Ergebnis habe unter den Erwartungen gelegen, stellten Analysten fest. Aixtron rutschten 4,4 Prozent ab, womit die Titel aber nur einen Teil des Vortagesgewinns abgaben. Denn am Vorabend hatten Aixtron nach anfänglichen Verlusten im Sog einer Gewinnwarnung noch die Wende geschafft und sich bis Handelsschluss mit einem Plus von 6,6 Prozent an die TecDax-Spitze vorgearbeitet.
Für lange Gesichter sorgte der Straßenlaternen-Hersteller Hess mit seinem Börsengang. Nachdem das Schwarzwälder Unternehmen seine Preisspanne im Vorfeld schon gesenkt hatte, kamen die Aktien nun zum Emissionspreis von 15,50 Euro - dem unteren der bis zu 18,50 Euro reichenden Preisspanne - an die Börse. Zwar lag der erste Xetra-Kurs mit 15,60 Euro leicht darüber, doch setzte gleich darauf die Talfahrt ein. Mit 15,04 Euro erreichten Hess ihr Tief. "Das Umfeld für Börsengänge ist derzeit einfach schlecht", sagte ein Händler. "Dass sie die Preisspanne senken mussten, spricht ja schon Bände." Die Titel werden im streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse notiert.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts