Marktberichte

Haushaltsstreit verdirbt die Stimmung Dax geht in Deckung

Anleger halten sich zurück.

Anleger halten sich zurück.

(Foto: picture alliance / dpa)

An den Aktienmärkten bleiben die Investoren vorsichtig, denn in den USA zeichnet sich keine Einigung in Sachen Schuldengrenze ab. Für Gesprächsstoff sorgt am Morgen aber vor allem eine Frau.

Dax
DAX 24.611,25

Trotz der anhaltenden Haushaltskrise in den USA hat sich der Frankfurter Aktienmarkt wacker gehalten. Der Dax verlor 0,4 Prozent auf 8516 Punkte, während der MDax 0,8Prozent auf 14.966 Zähler abgab. Der TecDax büßte 1 Prozent auf 1068 Punkte ein. Händler sprachen von geringen Umsätzen. Analysten beurteilten die vergleichsweise stabile Entwicklung an den europäischen Börsen skeptisch. "Der Dax kämpft zwar gegen das Abdriften, aber die Lage spitzt sich zu", sagte Commerzbank-Analyst Christoph Geyer.

"Alle hatten gedacht, dass die US-Politiker am Ende erwachsen werden", sagte Tohru Yamamoto, Chef-Rentenstratege bei Daiwa Securities. "Einige Leute gehen aber inzwischen davon aus, dass sie zu kindisch sind, um rechtzeitig erwachsen zu werden." Die USA steuern auf die Zahlungsunfähigkeit zu, weil sich Republikaner und Demokraten im US-Kongress bislang nicht auf die Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze von einigen konnten. Das bleibt dominierendes Thema an den Börsen. "Klar ist, dass alle Seiten eine Lösung wollen, es muss nur ein Weg gefunden werden, dass alle Beteiligten das Gesicht wahren können", meinten die Analysten der Essener National-Bank. "Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass man nicht unbeabsichtigt weiteren Schaden produziert."

Die Nervosität vieler Anleger spiegelte sich am Markt für Credit Default Swaps (CDS) wider. Dort wuchs die sogenannte Inversion weiter an. Mit diesem Begriff bezeichnen Börsianer den Umstand, dass Kreditausfall-Versicherungen mit kürzeren Laufzeiten mehr kosten als solche mit längeren. Üblicherweise ist es umgekehrt, weil bei längeren Laufzeiten das Risiko unvorhergesehener Ereignisse größer ist.

Eine zwölf Monate laufende Versicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets von US-Anleihen verteuerte sich um 7.000 auf 60.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Damit hat sich die Prämie seit Monatsbeginn in etwa verzehnfacht. Bei CDS mit einer Laufzeit von fünf Jahren lagen die jährlichen Gebühren am Mittwoch bei lediglich 38.000 Dollar.

Berichtssaison ist eröffnet

Für Unterstützung sorgte der Auftakt der Berichtssaison. Der Aluminiumkonzern Alcoa hat die Erwartungen des Marktes für das dritte Quartal übertroffen. Zugleich rechnet Alcoa damit, dass die weltweite Aluminiumnachfrage im laufenden Jahr kräftig zunehmen wird. Die Ergebnisse werden stark beachtet, weil Alcoa als erster großer Konzern sein Zahlenwerk präsentiert. Zudem haben sie Signalwirkung, weil Alcoa eine breite Palette von konjunktursensiblen Branchen bedient.

Außerdem wird US-Präsident Barack Obama am Nachmittag Janet Yellen als künftige Präsidentin der Notenbank nominieren. Yellen gilt als Verfechterin der ultralockeren Geldpolitik, mit der die Fed die Wirtschaft ankurbelt. "Yellen ist eine Taube in einer überwiegend taubenhaften Fed. Das reduziert die Gefahr eines aggressiven Zurückfahrens der Anleihekäufe", sagt Frederic Neumann, Volkswirt bei HSBC. Andererseits wurde bereits fest mit ihrer Nominierung gerechnet, dies gilt deshalb an den Märkten überwiegend als eingepreist. Die Berufung Yellens komme nicht überraschend, sagt auch Aktienstratege Stan Shamu vom Brokerhaus IG Markets. Sie lenke die Anleger aber zumindest vorübergehend vom immer noch ungelösten US-Haushaltsstreit ab. "Die Berufung Yellens zur Fed-Präsidentin ist ein Signal für Kontinuität in der Geldpolitik", so Michael Hewson, Marktanalyst des Brokerhauses CMC Markets. "Darauf reagieren die Märkte positiv."

Im Dax standen Eon und RWE mit Kursgewinnen von 1,1 beziehungsweise 0,5 Prozent wieder hoch in der Anleger-Gunst. "Die beiden Versorger haben noch einiges Nachhol-Potenzial", sagt ein Börsianer. Die Papiere liegen unterhalb ihrer Niveaus vom Jahreswechsel, während der deutsche Leitindex im gleichen Zeitraum rund zwölf Prozent zugelegt hat.

Unter verstärkten Verkaufsdruck gerieten dagegen Axel Springer. Die Aktien des Verlagshauses fielen um knapp Prozent, nachdem das Kartellamt eine umfassende Prüfung des Verkaufs von Zeitungen an die Funke-Gruppe angekündigt hatte.

Bei den Unternehmen gehörten auch Tom Tailor zu den Favoriten. Die Aktien gewannen 7,9 Prozent, nachdem die Modefirma ein Umsatzplus bekanntgegeben hatte. Positiv überrascht habe dabei vor allem die Trendwende der Marke Bonita, so die Analysten des Bankhauses Close Brother Seydler.

Quelle: ntv.de

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