Bernanke enttäuscht QE3-Hoffnungen Dax geht vom Gas
07.06.2012, 17:36 Uhr
Spanien sucht den Notausgang und sammelt immerhin über zwei Milliarden Euro am Kapitalmarkt ein.
(Foto: REUTERS)
Eine Leitzinssenkung in China verleiht dem deutschen Aktienmarkt Schwung. Aber US-Notenbankchef Ben Bernanke nimmt der guten Stimmung den Wind aus den Segeln. Anleger hatten sich von ihm konkrete Hinweise auf mögliche geldpolitische Maßnahmen erhofft.
Investoren haben enttäuscht auf die fehlenden Hinweise von Fed-Chef Ben Bernanke hinsichtlich einer möglichen erneuten Lockerung der Geldpolitik der USA reagiert.
Der Dax grenzte seine üppigen Tagesgewinne ein und lag zuletzt nur noch 0,8 Prozent im Plus bei 6144 Zählern. Kurz zuvor war er bis auf 6230 Zähler gestiegen, ein sattes Plus von zwei Prozent.
Auch der Euro ließ Federn. Die Gemeinschaftswährung fiel auf 1,2560 Dollar, nachdem sie zuvor in der Hoffnung auf neue Konjunkturstützen der US-Notenbank bis auf 1,2625 Dollar gestiegen war. Am Rentenmarkt grenzte der Bund-Future seine Verluste auf 74 Ticks ein, vor den Bernanke-Aussagen hatte er in der Spitze um 112 Ticks nachgegeben.
Der Fed-Chef bekäftigte zwar generell die Bereitschaft der Notenbank, Maßnahmen zum Schutz des Finanzsystems und der US-Wirtschaft zu ergreifen. Er sagte zudem, die bisherige Wirtschaftskraft der USA reiche noch nicht, um bedeutende Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt zu erzielen. Allerdings gab er keinen Hinweis auf eine kurz bevorstehende erneute Lockerung der Geldpolitik (QE3). Genau darauf hatten Investoren aber gehofft.
Silberstreife am Horizont
Vor allem die chinesische Notenbank (PBoC), die überraschend die Leitzinsen gesenkt hat, hatte im Vorfeld Hoffnungen geschürt, die großen Volkswirtschaften des Westens würden nachziehen. Betroffen von der Zinssenkung in China waren die Sätze für einjährige Einlagen und Ausleihungen. "Damit hat sich eine weitere große Volkswirtschaft dem geldpolitischen Trend angeschlossen", sagte ein Händler. "Der Dax mit seinem Export-Exposure nach China sollte von konjunkturellen Stimuli besonders profitieren", ergänzte er. Die Bestätigung der britischen Geldpolitik dagegen sei erwartet worden, ihr Leitzins liege ohnehin bereits auf dem niedrigsten Niveau der vergangenen 318 Jahre.
Für gute Stimmung sorgte auch eine Auktion in Spanien, die positiv verlief. Anleger spekulieren weiter darauf, dass das hoch verschuldete Spanien seine Bankenkrise mit Hilfe der EU in den Griff bekommt. Spanien will unbedingt vermeiden, dass es als Schuldensünder gebrandmarkt wird. Das Land könnte aber unter einen - im Rahmenvertrag für den aktuellen Euro-Notfonds EFSF vorgesehenen - "kleinen" Rettungsschirm schlüpfen und nur Geld zur Rekapitalisierung seiner Banken in Anspruch nehmen.
Spanien sammelte bei der Auktion 2,1 Mrd. Euro ein. "Vermutlich haben Marktteilnehmer über die Auktion ihre Shorts gedeckt", so ein Marktteilnehmer. Am Mittwoch hatten spanische Renditen kräftig nachgegeben. Das Volumen der Auktion am Donnerstag war extrem klein. "Es zeigt wie vorsichtig Spanien ist angesichts des schwierigen Umfelds", sagte Annalisa Piazza von Newedge Strategy.
Studie: Vertrauen in Euro bleibt gering
Die Schuldenkrise in Europa bleibt ein großer Unsicherheitsfaktor im Bewusstsein der Menschen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Euro-Zone tatsächlich komplett zerbricht, "bei nur zehn Prozent" liegt, wie Andrew Garthwaite, Analyst bei der Credit Suisse, das Risiko beziffert, verunsichert die Schuldenkrise die Deutschen. Das bestätigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag der Allianz Bank. Viele Menschen haben Angst vor Inflation und steigenden Kosten - und auch das Vertrauen in den Euro bleibt auf einem ziemlich niedrigen Niveau.
Zwar wächst das Vertrauen in die Stabilität des Euro im Vergleich zur letzten Umfrage im Dezember leicht um 2 Punkte auf 32 Prozent, doch nach wie vor hat somit nicht einmal ein Drittel der Menschen ungetrübtes Zutrauen in den Euro. 31 Prozent der Befragten haben kein oder kaum mehr Vertrauen in die Stabilität der gemeinsamen Währung. 38 Prozent können sich nicht recht entscheiden.
Die Umsätze am Aktienmarkt waren überraschend gut angesichts des Feiertags. Im Dax rückten Deutsche Bank und Commerzbank-Aktien um 1,0 beziehungsweise 5,7 Prozent vor. Der europäische Bankenindex notierte ein Prozent fester.
Eine Kurszielsenkung hielt K+S am Boden. Die Aktien pendelten um ihren Vortagesschlusskurs und schlossen am Ende unverändert. Die Analysten der Societe Generale schrieben in einem Kommentar, die Entwicklung des Salz- und Kali-Geschäfts sei nur schwer vorhersehbar. Sie senkten das Kursziel auf 34 von 42 Euro und beließen die Bewertung der Aktien auf "Hold".
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa