Partystimmung Dax gut am Start
30.12.2010, 13:00 UhrExperten trauen dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer 2011 einiges zu. Brummende Konjunktur, kräftige Unternehmensgewinne und beste Stimmung bei Deutschlands Verbrauchern - all das sorgt für Hochstimmung an der Börse.
Für Finanzprofis ist die Sache klar: 2011 wird ein Jahr der Aktie. Die rasante Aufholjagd 2010 und die Partystimmung auf dem Parkett macht Bankern und Börsianern Lust auf mehr. Mancher Analyst sieht den deutschen Leitindex Dax Ende 2011 gar bei 9000 Punkten - und damit deutlich über dem Rekordstand aus Vorkrisenzeiten. Das sind zwar Einzelmeinungen, die aber doch die Richtung beschreiben: Dass es aufwärtsgeht am Aktienmarkt, darin sind sich Experten einig.
"Es ist unglaublich viel Liquidität im Markt, die irgendwo hin will", sagt Frank-Peter Martin, der bei Metzler Asset Management für die Anlagestrategien verantwortlich ist. Der Chef der vornehmen Frankfurter Privatbank, Friedrich von Metzler, sieht das Geld an der Börse gut aufgehoben: "Qualitätsaktien sind heute sicherer als viele Staatsanleihen", sagte von Metzler kürzlich dem "Handelsblatt".
Kursziel: 7500 Punkte und mehr
In der Tat: Schuldenkrise und Euro-Sorgen zum Trotz schlug sich der deutsche Aktienmarkt 2010 beachtlich. Die Gewinne der 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex kletterten um rund 60 Prozent, der Dax legte seit Jahresbeginn um mehr als 15 Prozent zu. "Wirtschaftswachstum und niedrige Zinsen sind Treiber für den Aktienmarkt. Der Dax kann auf über 7500 Punkte steigen", glaubt Ulrich Stephan, oberster Anlagestratege für Privat- und Geschäftskunden der Deutschen Bank.
Vor allem im Maschinen- und Anlagenbau sehen Experten Potenzial, weil die exportorientierten Unternehmen besonders vom Aufschwung profitieren. Auch in der Pharmaindustrie können Anleger nach Einschätzung von Fachleuten Kasse machen.
Im internationalen Vergleich wird dem deutschen Aktienmarkt 2011 eine überdurchschnittliche Entwicklung zugetraut - das ergab eine Befragung von 231 Finanzmarktexperten durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW/Mannheim) im Dezember.
Rückenwind durch Schuldenkrise
Die Schuldenkrise in Euro-Staaten wie Griechenland, Irland und Portugal dürfte die Nachfrage nach deutschen Papieren verstärken. Morgan-Stanley-Analyst Graham Secker erklärt: "Wie immer, wenn die Unsicherheit steigt, geben die Anleger in der Regel mehr für Anlagen aus, die als relativ sicher gelten."
Ob all das die notorisch aktienscheuen Deutschen überzeugen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Nachdem Tausende Anleger das Abenteuer Börse teuer bezahlten - erst mit dem Platzen der Internet- Blase im Jahr 2000 und in der jüngsten Finanzmarktkrise nach Investments in Ramschpapiere - misstrauen viele dem Spiel der Kurse.
Nach den jüngsten Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) sank die Zahl der Aktionäre in Deutschland im ersten Halbjahr 2010: 8,6 Mio. Menschen hatten zum Zeitpunkt der Erhebung Geld in Aktien und/oder Aktienfonds gesteckt. Das waren etwa 200.000 weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: Zu Zeiten des Börsenbooms lag die Zahl der Aktionäre in Deutschland bei fast 13 Millionen.
Depot besser als Immobilie
Bankier von Metzler meint, man müsse den Deutschen klar machen, dass Aktien, "ein realer Sachwert" seien, nicht nur Immobilien: "Heute muss eine Immobilie nach 20 Jahren erneuert werden, sie ist sonst veraltet. Wärmedämmung und elektronische Ausstattung wandeln sich heute rasant, dadurch ist eine gewerbliche Immobilie weniger attraktiv als ein gutes Aktiendepot."
Immerhin: Eine repräsentative Erhebung im Auftrag der DZ Bank ergab, dass jeder Vierte (26 Prozent) der gut 1000 befragten Erwachsenen in den nächsten Monaten den Kauf von Aktien in Erwägung ziehen will, wenn es um die Anlage von 10.000 Euro geht. Und wer bereits ein Depot besitzt, bei dem ist die Hoffnung auf steigende Kurse groß: Mehr als drei Viertel rechnen in den nächsten drei Monaten mit steigenden Kursen und 44 Prozent glauben, dass 2011 ein besseres Börsenjahr wird als 2010 - so die Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Bank unter mehr als 1000 Depotbesitzern.
Dass es aufwärts geht, da sind sich die meisten Analysten und Ökonomen einig. Befragte Analysten sehen den Deutschen Aktienindex am Ende des Jahres 2011 bei knapp 7600 Punkten. Das ist mehr als in diesem Jahr, aber noch ein gutes Stück vom Rekordstand des 16. Juli 2007 entfernt: Damals kletterte der Dax im Tagesverlauf auf 8151,57 Punkte und erreichte am selben Tag seinen bisher höchsten Schlussstand mit 8105,69 Zählern.
Quelle: ntv.de, dpa