Anleger beruhigen sich Dax holt Minus ein
14.01.2011, 18:21 Uhr
Zu guter Letzt tauchte der Markt doch noch mal auf.
(Foto: REUTERS)
Die glänzenden Zahlen von JP Morgan locken die Anleger zum Wochenschluss doch noch mal auf das Parkett. Größte Gewinner werden die Aktien der Deutschen Börse, die aus ihrem "Dornröschen-Schlaf" erwachen.
Ein kräftiger Gewinnsprung bei der US-Großbank JP Morgan Chase hat am Freitag die Anleger an den Aktienmärkten beruhigt. Der Dax schloss nahezu unverändert bei 7075 Punkten und hat damit auf Wochensicht 1,8 Prozent gewonnen. "JP Morgan hat gute Zahlen vorgelegt, da hat man selbst teilweise etwas schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten weggesteckt", sagte ein Börsianer. "Es ist aber einfach auch viel Liquidität da, die angelegt werden will." Der EuroStoxx50 für die Euro-Zone notierte 0,2 Prozent höher bei 2920 Zählern. Auch die US-Börsen lagen im frühen Geschäft leicht im Plus.
Für Nervosität hatte zunächst die erneute Straffung der chinesischen Geldpolitik gesorgt. "Wenn China die geldpolitischen Zügel strafft, ist das immer erst einmal ein kleiner Schockeffekt für die Märkte, weil die Anleger einen Dämpfer beim Wirtschaftswachstum fürchten", sagte ein Händler. Analysten rechnen damit, dass nach der Anhebung der Mindestreserveanforderungen für die Banken in der Volksrepublik die Notenbank in Peking weiter an der Zinsschraube drehen wird.
Die zu Wochenschluss veröffentlichten US-Konjunkturdaten fielen nach Einschätzung von Analysten in der Summe enttäuschend aus. Das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen war zu Jahresbeginn überraschend gesunken, auch die Einzelhandelsumsätze im Dezember waren hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Angesichts der anhaltenden Misere auf dem Arbeitsmarkt in den USA ist nach Einschätzung von Helaba-Analyst Ralf Umlauf auch nicht mit einem Boom bei dem für die US-Konjunktur wichtigen Konsum zu rechnen.
JP-Morgan-Aktien gewannen an der Wall Street 2,7 Prozent hinzu. Die Großbank hatte dank einer Entspannung an der Kreditfront ihren Gewinn im vierten Quartal 2010 um 50 Prozent auf 4,8 Mrd. Dollar gesteigert. Dies zog auch die Kurse europäischer Banken mit; der europäische Stoxx-Bankenindex stieg um 0,5 Prozent. In Frankfurt verteuerten sich die Papiere der Deutschen Bank um ein Prozent.
Dagegen konnte der Technologiekonzern Intel die Anleger nicht auf seine Seite ziehen. Trotz eines optimistischen Ausblicks büßten die Titel des Chipgiganten 0,8 Prozent ein. In Frankfurt ließen sich die Anleger davon allerdings nicht beirren und kauften Aktien des Halbleiterkonzerns Infineon. Diese legten 1,6 Prozent zu. Im TecDax stiegen Dialog Semiconductor gar um 2,5 Prozent auf 18,80 Euro
Hitzig diskutiert wurde in den Handelsräumen der überraschende Abgang von ThyssenKrupp-Finanzvorstand Alan Hippe. Dieser scheidet laut Unternehmensangaben Ende März auf eigenen Wunsch aus. Der 44-Jährige hatte sein Amt erst 2009 angetreten. "So ein unerwarteter Weggang schafft immer Unsicherheit", sagte ein Händler. Die Aktien des Stahl- und Technologiekonzerns waren mit einem Abschlag von 3,2 Prozent größter Dax-Verlierer. Spekulationen darüber, dass Hippe ins Top-Management von Daimler wechseln könnte, trieben die Aktie des Autobauers gut 1,8 Prozent in die Höhe. Ein Daimler-Sprecher sagte aber, da sei "nichts dran". Die Papiere des Rivalen BMW gewannen 2,2 Prozent.
An die Dax-Spitze setzten sich die Aktien der Deutschen Börse mit einem Plus von 4,4 Prozent auf 56,89 Euro. "Wir erwarten, dass die Deutsche Börse 2011 möglicherweise aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen könnte", begründete Exane BNP Paribas eine Kurszielanhebung um acht Prozent auf 68 Euro. Dazu könne beitragen, dass die Sorgen um die US-Tochter ISE schwinden.
Analystenlob bescherte HeidelbergCement zeitweise ein Plus von 2,5 Prozent, zum Schluss blieb ein Aufschlag von 0,5 Prozent auf 47,60 Euro übrig. In den Hauptmärkten wie Deutschland, Großbritannien oder Schweden sei HeidelbergCement auf einem guten Weg, hieß es in einer Kurzstudie der Bank of America/Merrill Lynch. Positiv dürfte sich zudem das Sparprogramm auswirken, das sich der Konzern jüngst verordnet hatte. Die Analysten stuften die Aktien hoch auf "Buy" von "Neutral" und erhöhten das Kursziel auf 55 von 41 Euro.
Der Düngemittel- und Salzkonzern K+S rechnet wegen einer Betriebsstörung bei der Kaliförderung am Standort Sigmundshall mit einer Produktionskürzung von etwa 70.000 Tonnen Kali und Magnesiumprodukte in diesem Jahr. Mit der Beseitigung der Schäden sei unverzüglich begonnen worden. Das tröstet die Anleger nicht, K+S verloren 1,77 Prozent.
Adidas fielen dank kräftiger Stop-Loss-Verkäufe zeitweise auf ein neues Jahrestief bei 46,56 Euro. "Die 47er-Marke war eine ziemlich wichtige Stop-Marke", sagt ein Händler. Da sie gleichzeitig altes Jahrestief und Unterstützung seit Oktober gewesen sei, dürften zahlreiche Marktteilnehmer ihre Limits dort gelegt haben. Ein Fall bis zum nächsten Unterstützungsbereich um 44 Euro sei nun wahrscheinlich. Zum Handelsschluss lag die Aktie bei 46,99 Euro, ein Minus von 1,4 Prozent.
Im MDax legten Gagfah um 3,4 Prozent auf 6,90 Euro zu. Die Analysten von Goldman Sachs haben das Kursziel für das Immobilienunternehmen auf 9,10 Euro von 7,00 Euro angehoben und die Aktie auf die "Conviction Buy List" aufgenommen.
Der erfolgreiche Abschluss der Restrukturierung löste einen Kurssprung bei Zapf Creation aus. Die Aktien des für seine "Baby Born"-Produkte bekannten Puppen-Herstellers schossen um mehr als 20 Prozent in die Höhe auf 2,10 Euro. Die Grundsatz-Vereinbarung zur langfristigen Sicherung der Finanzierung sei vollzogen worden, teilte Zapf mit. Im vergangenen Jahr hatten die Banken den Druck auf den defizitären fränkischen Konzern erhöht, der im Oktober neue Geldgeber gefunden hatte. Zapf will sich nach zahlreichen Wechseln im Management von einem reinen Puppen-Hersteller zu einem Anbieter von Spielwaren für Mädchen wandeln, darunter Puppenzubehör, Spiele und Puzzles.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts