Unsicherheit vor der US-Wahl Dax ist auf der Hut
05.11.2012, 17:48 Uhr
Vorsicht: Mitt Romney greift an.
(Foto: REUTERS)
Am Tag vor den US-Präsidentschaftswahlen halten sich die Anleger bedeckt. Umfragen zufolge läuft alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Obama und Romney hinaus. Beobachter befürchten, dass es wie bei der Wahl im Jahr 2000 kein klares Ergebnis geben wird.
Schwache Vorgaben und die anstehende US-Präsidentschaftswahl haben zum Wochenstart für Verunsicherung unter den deutschen Aktienanlegern gesorgt. "Die Unsicherheit vor den US-Wahlen liefert vielen eine willkommene Ausrede, nach den Gewinnen der Vorwoche etwas Kasse zu machen und sich ansonsten einfach bedeckt zu halten", fasste ein Händler die Stimmung zusammen.
Der Dax büßte nach seinem knapp zweiprozentigen Vorwochen-Plus 0,5 Prozent auf 7326 Punkte ein.
Aus Amerika kamen keine positiven Impulse am Nachmittag. Die Hoffnung auf einen guten ISM-Index wurde enttäuscht. Der Gesamt-Index wurde mit 54,2 veröffentlicht, während die Erwartung bei 54,5 lag. Die Beschäftigungskomponente sprang dafür aber auf 54,9 nach 51,1 im Oktober. Dies war der dritte Monat in Folge. Jobs im Dienstleistungsbereich gehören zu den wichtigsten Stützpfeilern der US-Beschäftigung.
Knappes US-Rennen hält Börsen im Zaum
Marktanalyst Roger Peeters vom Bankhaus Close Brothers Seydler sagte: "Die beiden entscheidenden Fragen sind: Wie wird die Wahl ausgehen und wie werden die Märkte reagieren?". Bislang schienen die Investoren keine klaren Präferenzen zu haben. "Offenbar gehen sie davon aus, dass beide Kandidaten die Probleme ähnlich angehen werden."
Sollte Barack Obama die Wahl für sich entscheiden, rechnet die Metzler Bank mit sinkenden Zinsen, vor allem bei US-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten. Ein Sieg des Herausforderers Mitt Romney könne dagegen kurzfristig zu "schweren Verwerfungen" an den Märkten führen. Die US-Zinsen dürften in diesem Fall steigen.
Parallel zur Präsidentenwahl steht am Dienstag in den USA auch die Wahl des Repräsentantenhauses, in dem derzeit die Republikaner das Sagen haben, und eines Drittels des US-Senats an, wo die Demokraten die Mehrheit stellen. Da sich an diesen Mehrheitsverhältnissen voraussichtlich nicht viel ändern wird, fürchten viele Analysten gleich nach der Wahl Streit um die US-Haushaltspolitik. Bis Januar müssen sich Präsident, Repräsentantenhaus und Senat auf einen Plan zum Schuldenabbau einigen. Sonst droht die US-Konjunktur wegen auslaufender Steuererleichterungen bei zeitgleichen automatischen Ausgabenkürzungen über die sogenannte "Haushaltsklippe" (Fiscal Cliff) in die Rezession zu stürzen.
Griechenland-Sorgen belasten Finanzwerte
Dazu kommen neue Sorgen um Griechenland. Am Mittwoch soll das Parlament in Athen mit Voten über ein Reformpaket und den Haushalt 2013 den Weg für die Auszahlung weiterer Milliardenhilfen frei machen. Unklar ist, wie Griechenland langfristig auf eine solide Finanzierungsbasis gestellt werden kann. Inzwischen wird schon wieder über einen Schuldenschnitt - dieses Mal zulasten der staatlichen Gläubiger, also der Steuerzahler - diskutiert.
Die Befürchtungen drückten vor allem auf einige Finanzwerte. Der Branchenindex für die Banken aus der Euro-Zone fiel um 1,5 Prozent. Annähernd so hoch war auch der Verlust der Titel der Deutschen Bank. Die großen italienischen und spanischen Banken verloren im Schnitt etwa zwei Prozent.
Bei der Deutschen Post belastete die Einleitung eines Kartellverfahrens die Aktien. Die Titel gaben 2,0 Prozent nach. Damit hielten damit sie die rote Laterne im Dax. "Einige Anleger fürchten offenbar, dass die Auswirkungen für die Post größer sein könnten", sagte ein Händler. Das Bundeskartellamt geht Beschwerden von Konkurrenten nach, die der Post vorwerfen, Großkunden wie Banken oder Krankenkassen mit nicht kostendeckenden Preisen gelockt zu haben, um Wettbewerber aus dem Markt zu drängen oder fernzuhalten.
Bayer-Aktien legten 0,3 Prozent zu. Der Chemie- und Pharmakonzern hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine weitere Zulassung für seinen Gerinnungshemmer Xarelto zur Behandlung tiefer Venenthrombosen und Lungenembolien erhalten.
Kleinere Gewinnmitnahmen drückten die Lufthansa-Aktien um 0,9 Prozent. In der Vorwoche hatten die Aktien sich um rund 13 Prozent verteuert. Dagegen starteten in Dublin nach der Anhebung der Prognose die Aktien von Ryanair mit einem Plus von 6,1 Prozent durch.
Fresenius Medical Care präsentierten sich mit 0,1 Prozent knapp im Plus. Analysten von Equinet sehen angesichts der jüngsten Kursverluste grundsätzlich gute Einstiegsmöglichkeiten. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich ein Einstieg bei FMC gerade in Schwächephasen lohne. Die Papiere haben seit Mitte Oktober rund 13 Prozent an Wert eingebüßt. Die Analysten stuften FMC hoch auf "Accumulate" von "Hold", senkten das Kursziel aber auf 58 (59) Euro. Die Papiere der FMC-Mutter Fresenius kletterten 0,2 Prozent.
Rückenwind für Volkswagen, oder nicht?
Volkswagen tauchten mit 0,7 Prozent in den roten Bereich ab: Mit Blick auf die Schwäche der Aktien von Hyundai und Kia, die an der Börse in Seoul jeweils mehr als 6 Prozent nachgaben, hatten Börsianer steigende Kurse erwartet. Kia und Hyundai litten darunter, dass die Konzerne den ihrer Fahrzeuge in den USA zu niedrig angegeben haben.
"Am US-Markt konkurrieren sie direkt mit VW", meinte Heino Ruland von Ruland Research. "VW könnten nun lachender Dritter sein", ergänzte er. VW könnte den Marktanteil weiter steigern, derzeit liege er hinter dem von Hyundai oder Kia zurück. Auch die Aktien anderer Konkurrenten legten zu, so Toyota mit einem Plus von mehr als 2 Prozent. Im Fall von Toyota beherrschten allerdings auch die die Lage.
Im Nebenwerte-Index MDax setzten sich die Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co. (KlöCo) nach einer Kaufempfehlung der Citigroup mit einem Kursplus von 4,7 Prozent an die Spitze.
Die Titel von Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub profitierten von Geschäftszahlen und stiegen 2,2 Prozent.
Im Technologie-Index TecDax legten QSC trotz eines rückläufigen Umsatzes und operativen Gewinns 9,3 Prozent zu. Die Zahlen lägen leicht über seinen Erwartungen, schrieb DZ Bank-Analyst Karsten Oblinger in einem Kommentar.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts