Marktberichte

Im Sog der Schuldenkrise Dax kämpft - Minus bleibt

Das Hickhack um neue Milliardenhilfen für Griechenland zerrt an den Nerven der deutschen Anleger. Die Nervosität ist fast greifbar. Das bestätigt sich vor allem am Nachmittag, als neue Nachrichten zum Thema die Kauflaune der Anleger plötzlich weckt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Griechenlands Schuldenkrise bewegt - und das auch in der neuen Woche: Zu Handelsbeginn sackte der deutsche Aktienmarkt deutlich weg. Allein der Dax verlor zeitweise rund 1,5 Prozent. Das Tagestief liegt bei 7064 Zählern. Am Nachmittag wendete sich dann das Blatt. Der Grund: die Einigung auf einen Vertrag für den dauerhaften Euro-Krisenmechanismus ESM und die Aufstockung des EFSF-Rettungsfonds. Der Dax baute seine Verluste bis auf 0,2 Prozent ab und schloss bei 7150 Punkten. Der MDax ging 0,6 Prozent im Minus bei 10.463 Zählern aus dem Handel und der TecDax kam noch auf ein Minus von 0,7 Prozent bei 864 Punkte.

"Alles, was nach den Negativ-Nachrichten vom Wochenende auf Fortschritte bei der Lösung der Griechenland-Krise hindeutet, wird als positiv aufgenommen", sagte ein Devisenhändler. Zudem half das starke Plus der Wall Street. Allein der Dow-Jones-Index verbesserte sich bis gegen 17.45 Uhr MESZ um 0,8 Prozent auf 12.098 Zähler.

Risikoaufschläge klettern

Griechenland war das alles beherrschende Thema und das zeigten auch die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen, die weiter stiegen. Der Spread der zehnjährigen Papiere weitete sich im Vergleich zu den entsprechenden Bundestiteln auf 14,74 Prozent aus.

Die Kosten zur Absicherung eines 10 Mio. Euro schweren Pakets an griechischen Staatsanleihen mittels Credit Default Swaps (CDS) verteuerte sich dem Datenanbieter Markit zufolge um 128.000 auf 2,025 Millionen Euro. Der Euro setzte seine Talfahrt fort. Er verlor im Vergleich zum New Yorker Freitagsschluss rund einen US-Cent auf 1,4198 Dollar.

Anleger nervös

Die Nervosität der Anleger blieb hoch. Der VDax schoss in der Spitze um etwa 10 Prozent in die Höhe und lag mit 23,44 Punkten auf dem Niveau von Ende Mai. Der Volatilitätsindex wird auf Basis der Verkaufs- und Kaufoptionen auf die im Dax vertretenen Werte berechnet.

Finanztitel im Fokus

Das Gezerre um neue Hilfen für Griechenland und die Gläubigerbeteiligung drückte vor allem die Kurse der Finanzwerte, die damit lange an der Spitze der Dax-Verlierer lagen. Deutsche Bank gaben 0,2 Prozent ab, Commerzbank büßten 1,2 Prozent ein. Allianz-Papiere verbilligten sich um 0,4 Prozent, Munich Re um 0,6 Prozent. Im MDax verbilligten sich Hannover Rück um rund 1,0 Prozent. Die Analysten der UBS nahmen die Kursziele für die europäischen Versicherer herunter und begründeten dies mit dem starken Engagement der Branche in europäischen Staatsanleihen.

BASF und die Nachfrage

BASF verloren 0,8 Prozent, nachdem Vorstand Michael Heinz in einem Zeitungsinterview von einer Abschwächung der chinesischen Nachfrage gesprochen hatte. "Das lastet natürlich auf dem Kurs, schließlich ist China eines der wichtigsten Länder für BASF", sagte ein Börsianer. Im Sog von BASF gaben Lanxess 1,0 Prozent ab.

Versorger unter Druck

Ebenfalls auf der Verliererseite - und da dann am Ende ganz oben - standen die Versorger RWE und Eon. Berichte über angebliche Vorbereitungen auf Verfassungsklagen gegen das Atomgesetz lenkten die Aufmerksamkeit sie. Wirklichen Neuigkeitswert enthielten die Berichte über Verfassungs- und Schadenersatzklagen allerdings nicht, bereits nach dem Beschluss des Atomgesetzes hätten zahlreiche Juristen auf dessen Fragwürdigkeit hingewiesen, so ein Analyst. "Noch dazu ist das keine Kür, sondern eine Pflicht, die sich aus dem Aktienrecht ergibt." Das Resultat: RWE büßten 1,6 Prozent ein, Eon 1,0 Prozent.

EADS im Minus

Dem negativen Marktumfeld kann sich auch EADS nicht entziehen. Trotz der derzeitigen Luftfahrtmesse in Le Bourget, bei dem der Airbus-Mutterkonzern in der Regel jede Menge Aufträge an Land zieht, fiel der Aktienkurs 0,6 Prozent.

Drillisch + Freenet?

Spekulationen um eine Fusion mit Drillisch gaben Freenet Auftrieb. Die Aktien des Telekom-Anbieters stiegen zur Eröffnung gegen den Trend um 5,5 Prozent und waren damit Spitzenreiter im TecDax. Einem Zeitungsbericht zufolge will Freenet-Großaktionär Drillisch die Möglichkeiten für einen Zusammenschluss ausloten. "Die Idee ist zwar nicht neu, haucht den Fusionsfantasien aber neues Leben ein", sagte ein Börsianer. Drillisch notierten 1,6 Prozent fester.

SDax-Aufsteiger ohne Energie

Die Neulinge im SDax, GSW und Norma Group, waren wenig auf den Kurszetteln der Anleger zu finden. Die Titel der Berliner Wohnungsgesellschaft GSW notierten i0,6 Prozent im Minus, die Aktien des Verbindungstechnik-Spezialisten Norma verloren ebenfalls 0,6 Prozent.

IPO wenig gefragt

Zum Abschluss der Zeichnungsfrist notierten die Aktien des Börsenaspiranten Adler am unteren Ende ihrer Angebotsspanne. Am Graumarkt kosteten sie etwa 10,50 Euro. Die Modemarkt-Kette hatte 11,62 Millionen Papiere zu einem Preis von 10,00 bis 12,50 Euro angeboten. Der Emissionserlös fließt zum Großteil in die Kassen des Finanzinvestors BluO. Die Erstnotiz von Adler ist für Mittwoch geplant. Die Titel des zweiten Börsen-Neulings der Woche, Prime Office, lagen mit einem Graumarkt-Kurs von rund 8 Euro in der Mitte der von sieben bis 9,50 Euro reichenden Angebotsspanne. "Hier ist das Anleger-Interesse noch geringer als bei Adler", sagte ein Händler. Die Büroimmobilien-Firma will am Freitag den Sprung auf das Börsenparkett wagen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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