Marktberichte

Die Konjunktur bereitet Sorgen Dax kann 7000 nicht halten

Fest zupacken, muss auch der Dax.

Fest zupacken, muss auch der Dax.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bewegung am deutschen Aktienmarkt ist abrupt. Direkt nach dem Start sackt der Dax weg, gibt die 7000-Punkte-Marke her. Erst am Nachmittag fängt er sich wieder etwas. Das deutliche Minus bleibt. Nur wenige Aktien können sich dem Negativtrend entziehen.

Von der Jubelstimmung der vergangenen Wochen am deutschen Aktienmarkt ist am Mittwoch nichts mehr zu spüren. "Die Negativnachrichten kamen heute in geballter Form", sagte ein Händler: Nachdem bereits in China und Frankreich frische Konjunkturdaten eine pessimistischere Stimmung in der Industrie proklamierten, fiel auch der deutsche Einkaufsmanagerindex unerwartet schwach aus. In der Eurozone verbuchten sowohl die Industrie als auch die Dienstleister schwächere Geschäfte als im Februar.

Die meisten Ökonomen sagen den 17 Euro-Ländern nun eine milde Rezession in diesem Jahr voraus. Während es bei den Schwergewichten Deutschland und Frankreich bergauf gehen sollte, dürften viele Sorgenkinder am Rand der Eurozone wegen der Schuldenkrise an der Schwelle der Rezession bleiben.

Der Dax schloss mit einem Minus von 1,3 Prozent und 6981 Zählern. Das Tagestief hatte er am Vormittag bei 6938 Punkten markiert. Der MDax gab 0,5 Prozent auf 10.573 Punkte ab und der TecDax rutschte 0,8 Prozent auf 778 Stellen ab.

Industriedaten schocken

Der chinesische Einkaufsmanager-Index von HSBC drückte die Stimmung. Er fiel auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Der Index sank auf 48,1 Punkte von 49,6 und verharrte damit zum fünften Mal in Folge unterhalb der Marke von 50 Punkten, oberhalb derer ein Wachstum angezeigt wird. "Das Wachstum könnte sich angesichts schwacher Exportaufträge und einer sinkenden Inlandsnachfrage weiter verlangsamen, erklärte der HSBC-Chefvolkswirt für China, Qu Hongbin. Auch der Subindex für Auftragseingänge ging zurück.

In Deutschland fiel der Wert mit 48,1 ebenfalls deutlich schlechter aus als die zuvor geäußerten Prognosen von 51,8. "Die Stimmungsergebnisse zeigen, dass die Erwartungen für den iIo-Geschäftsklimaindex, der am kommenden Montag zur Veröffentlichung ansteht, nicht zu hoch gesteckt werden sollten", schrieb Helaba-Analyst Ulrich Wortberg.

Am Nachmittag konnten auch diverse US-Konjunkturdaten das Blatt nicht mehr wenden.

Nicht alle Dax-Werte im Minus

Unter den Einzelwerten im Leitindex gab es zu Handelsschluss nur zwei nennenswerte Gewinner. HeidelbergCement mit einem Plus von 0,3 Prozent und Adidas, die sich um 0,4 Prozent verbesserten. Infineon gingen immerhin unverändert aus dem Markt.

Bayer
Bayer 28,55

Die Konjunktursorgen machten sich im Dax aber vor allem bei dem Stahlkonzern ThyssenKrupp bemerkbar, der die Verliererliste mit einem Abschlag von 3,1 Prozent anführte. Es folgte die Commerzbank mit ebenfalls 3,1 Prozent im Minus.

Nicht weit entfernt tummelten sich die Bayer-Aktien. Sie verbilligten sich um 2,2 Prozent. Offenbar fürchten einige Anleger, dass sich Bayer auf kostspielige Zukäufe stürzen könnte, sagte ein Händler. Bayer-Chef Marijn Dekkers hatte gesagt, dass der Konzern für Akquisitionen die finanziellen Spielräume hätte. "Da denkt man natürlich sofort, Bayer könnte mit Novartis in einem Bieterwettkampf um die Tiermedizin-Sparte des US-Rivalen Pfizer geraten", sagte der Börsianer. Das "Wall Street Journal" hatte jüngst berichtet, der Schweizer Konzern Novartis habe ein Gebot von bis zu 16 Mrd. Dollar für die Pfizer-Sparte abgegeben, das aber als zu gering abgewiesen worden sei.

Abseits des Dax ...

Im MDax bewegten vor allem die Geschäftszahlen einiger Unternehmen die Kurse. Einen massiven Short-Squeeze sahen Händler als Grund für den Kurssprung bei Lanxess. "Da hat gleich in der Eröffnung jemand massiv eingedeckt, die Zahlen geben das ansonsten nicht her", sagte ein Marktteilnehmer. Vor allem der "sehr gute Ausblick" auf das erste Quartal dürfte die Entscheidungs zur Eindeckung ausgelöst haben. "Möglicherweise hatte jemand auf schlechte Aussagen mit Blick auf die sich abschwächende Weltkonjunktur gesetzt", so der Händler weiter. Der Kurs schloss um 8,5 Prozent höher.

"Gehalten, was versprochen wurde", kommentierte Lampe-Bank-Analyst Marc Gabriel die Zahlen und den Ausblick von SGL Carbon. Die Dividende sei wohl angesichts der veränderten Aktionärsstruktur mit 0,20 Euro je Aktie überraschend hoch ausgefallen. Unter dem Strich sei SGL Carbon weiter eine Wachstumsstory. Das Kursplus belief sich am Handelsende auf 7,8 Prozent.

Im TecDax kamen Solarworld unter die Räder. Nachdem am Mittwoch die überraschend niedrig ausgefallenen US-Strafzölle auf chinesische Solarimporte die Aktie ins Taumeln gebracht hatte, verschreckte am Donnerstag ein hoher Verlust die Anleger. Die Papiere verbilligten sich um 5,2 Prozent. Im vergangenen Jahr hat Solarworld einen Fehlbetrag von knapp 300 Mio. Euro verbucht - nach einem Gewinn von 87,3 Mio. Euro in 2010.

Als positives Signal für die weitere Geschäftsentwicklung bei Jenoptik wertete ein Analyst die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung: "Das zeugt von einer gewissen Sicherheit des Unternehmens, dass sich die positive Entwicklung aus dem vergangenen Jahr fortsetzen wird." Je Aktie sollen für das vergangene Jahr 0,15 Euro gezahlt werden. Am Ende stand dennoch ein Minus von 0,4 Prozent - immerhin leicht unter dem Marktdurchschnitt.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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