"Hexe" statt Daten Dax kann zulegen
18.12.2008, 17:39 UhrAm deutschen Aktienmarkt haben die Konjunkturdaten am Donnerstag nicht die erste Geige gespielt. Die Anleger bereiteten sich vornehmlich durch Aktienkäufe auf den Verfall von Termingeschäften mit Aktien und Index-Papieren am Freitag vor. Der Markt sei durch den dreifachen Verfall zum Wochenende gut gestützt worden, sagte ein Händler.
Am "Hexensabbat" genannten großen Verfallstag werden Terminkontrakte - Optionen und Futures - auf Indizes und Aktien fällig. Anleger versuchen dann häufig, die Kurse im letzten Moment in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.
Der Dax schloss mit einem Plus von 1,0 Prozent bei 4756 Punkten. Der MDax gewann ebenfalls 1,0 Prozent auf 5364 Zähler. Der TecDax legte um 1,6 Prozent auf 470 Punkte zu.
Der schlecht ausgefallene Ifo-Geschäftsklimaindex hatte kaum Auswirkungen auf den Handel. Dieser sank im Dezember von 85,8 Zählern im Vormonat auf 82,6 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit der deutschen Wiedervereinigung 1990. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 84,0 Punkte gerechnet. Experten sahen allerdings in der geringeren Differenz zwischen der Lagebeurteilung und der Erwartungskomponente einen leichten Hoffnungsschimmer. "Dies ist häufig das erste Anzeichen, dass die Konjunktur auf Sicht von zwei bis drei Quartalen nach oben dreht", erklärte Postbank-Analyst Heinrich Bayer. Damit werde die Erwartung untermauert, dass sich die Wirtschaftslage "ab dem Sommer zumindest stabilisiert".
Der Dax baute seine Gewinne sogar etwas aus, nachdem in den USA die wöchentliche Zahl der Erstantr äge auf Arbeitslosenhilfe in etwa wie erwartet gesunken ist. Zudem sackte auch der Philadelpha Fed Index nicht so stark ab wie befürchtet.
Kräftig zulegen konnten die Papiere von Continental; sie schossen um 12,7 Prozent in die Höhe. Händlern zufolge müssen zum Verfall viele Aktien des Konzern geliefert werden - bei einem relativ geringen Streubesitz. Zudem profitierten die Titel nach Aussagen von Börsianern von der erwarteten Zustimmung der EU-Kommission für die Übernahme durch Schaeffler. Conti steigt am kommenden Montag in den MDax ab.
Auf der Gewinnerseite standen zudem Siemens und ThyssenKrupp mit Aufschlägen von 3,7 bzw. 3,9 Prozent. ThyssenKrupp profitierten Händlern zufolge von einer Kaufempfehlung durch die Analysten der Societe Generale.
Dagegen schwächelten die Finanzwerte. Commerzbank rutschten nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und verloren 0,9 Prozent, Deutsche Bank verringerten ihren Gewinn und stiegen nur noch um 0,9 Prozent. Hypo Real Estate - ebenfalls ab 22. Dezember im MDax - verloren 6,3 Prozent.
Die vorsichtige Prognose des französischen Konzerns Carrefour belastete die Aktien der Einzelhandelsbranche. Die Carrefour-Papiere brachen in Paris um zehn Prozent ein. Im Dax verloren die Papiere des Konkurrenten Metro um 1,4 Prozent; zeitweise hatte die Aktie 3 Prozent verloren. "Wir bezweifeln, dass Carrefour das letzte Unternehmen sein wird, dass eine Gewinnwarnung herausgibt", prognostizierten die Analysten der Citigroup.
Das Interesse des Investors Karl Ehlerding an Zukäufen im Immobilienbereich beflügelte die Aktien aus diesem Sektor. Die Titel von Gagfah setzten sich mit einem Plus von 13,8 Prozent an die Spitze im MDax. Zwischenzeitlich hatte die Aktie mit mehr als 20 Prozent im Plus gelegen. Im SDax stiegen TAG Tegernsee um 37,1 Prozent. Zulegen konnten Vivacon, Colonia Real Estate, Deutsche Wohnen, Alstria Office und Patrizia Immobilien.
Quelle: ntv.de