Die Rekordjagd geht weiter Dax kennt kein Halten
17.05.2013, 17:32 Uhr
Vorwärts immer, rückwärts nimmer: Für Verunsicherung unter den Anlegern sorgen allenfalls die Spekulationen um eine Straffung der US-Geldpolitik.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Börsenrally ist immer noch heiß. Das gute US-Verbrauchervertrauen weckt bei den Anlegern neue Kräfte. Die deutschen Standardwerte schreiben vor dem langen Pfingstwochenende schnell noch mal einen weiteren Rekord.
Vor dem langen Pfingstwochenende haben die deutschen Standardwerte noch einmal ein Brikett draufgelegt. Selbst Sorgen hinsichtlich einer Drosselung der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank konnten die Rekordjagd nicht bremsen. Der überraschend starke Uni-Michigan-Index im Mai katapultierte den deutschen Leitindex nochmals kurz über die 8.400 Punkte.
Bei Handelsschluss notierte der Dax bei 8398 Punkten, 0,3 Prozent höher. Das ist er höchste Schlusskurs in der Dax-Geschichte. Der MDax stand mit 0,1 Prozent höher bei 14.070 Punkten, während der TecDax 0,3 Prozent auf 967 Punkte einbüßte. Der EuroStoxx50 notierte mit 2817 Punkten 0,4 höher.
"Die Verbraucherstimmung in den USA kann sich wieder verbessern. Dies dürfte vor allem auf die positive Entwicklung an den Aktienmärkten und die niedrigen Benzinpreise zurückzuführen sein", kommentierte Viola Julien von der Helaba die guten Konjunkturdaten. Dies könne aber auch bedeuten, dass die Verbraucher in den USA grundsätzlich noch immer eine skeptische Haltung zur künftigen Wirtschaftsaktivität hegten, ergänzte eine andere Analystin.
Die Konjunkturdaten hätten in dieser Woche für die US-Wirtschaft unter dem Strich eher schwache Signale geliefert, fügte ein weiterer Händler an. Daher halte sich die Reaktion am Aktienmarkt bislang auch in Grenzen. Auch der Dollar habe zum Euro nur kurz aufgewertet.
Rücksetzer zum Einstieg nutzen
"Der Markt wird immer noch gestützt von den enormen Mengen frischen Geldes, das die Zentralbanken in das System pumpen", sagte Volkswirt Koen De Leus von der Bank KBC. Angesichts der Rally der vergangenen Wochen sei eine Korrektur zwar überfällig, derzeit aber nicht in Sicht. Für Nick Xanders, Chef-Stratege für europäische Investments beim Brokerhaus BTIG, spricht noch etwas anderes gegen größere Kursverluste. "Die Leute sind derzeit eher in einer 'Nutze-Rücksetzer-zum-Einstieg'-Stimmung."
Die deutschen Standardwerte waren zunächst schwächer in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Schuld daran hatten vor allem die negativen Vorgaben aus den USA. Für Unruhe sorgten insbesondere die Äußerungen des Fed-Chefs von San Francisco, John Williams. Williams hatte gesagt, die US-Notenbank könnte ihre Wertpapier-Ankäufe zur Stützung der Konjunktur im Laufe des Jahres drosseln und zum Jahresende womöglich sogar einstellen. Die Zentralbank hatte zu Jahresbeginn beschlossen, monatlich Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Wert von 85 Mrd. Dollar zu kaufen, um die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
USA vor dem Einstieg in den Ausstieg?
Wegen der anziehenden Konjunktur hatten bereits die Fed-Mitglieder Charles Plosser und Richard Fisher gefordert, den Kauf von Staatsanleihen zu reduzieren. "Das sind Testballons, die von der Fed kommen, um zu testen, wie der Markt reagieren würde", erläuterte Stratege Robert Halver von der Baader Bank. "Eine Zinswende jedweder Art wird aber noch lange auf sich warten lassen." Die Rally an den Aktienmärkten wird vor allem von der Flut billigen Geldes der Notenbanken weltweit getrieben.
Wie so oft an Verfallstagen standen viele Anleger am deutschen Aktienmarkt erst einmal an der Seitenlinie. Händler gaben sich allerdings schon am Morgen zuversichtlich, dass im Tagesverlauf noch positive Bewegung in den Markt kommen könnte. Insgesamt sei der Aufwärtstrend intakt, der mit dem Ausbruch auf ein Rekordhoch vergangene Woche nochmals an Dynamik gewonnen habe.
Am letzten Handelstag vor dem Wochenende stützten vor allem konjunktursensible Aktien und Sektoren die Börsen. In Japan sind die Aufträge für den Maschinenbau im März fast sechs Mal so stark gestiegen wie erwartet. Zudem hat sich der europäische Automobilmarkt nach langer Talfahrt im April etwas erholt. Daraufhin gewinnen Autoaktien im Schnitt 2,1 Prozent.
Der Automobilsektor profitierte auch von Analystenkommentaren. Die Credit Suisse hat die Branche auf "Übergewichten" erhöht und auch Goldman Sachs hat sich positiv für zyklische Aktien geäußert. Nach oben geht es besonders mit den Kursen der französischen Autohersteller.
Lanxess gefragt
Am deutschen Markt taten sich vor allem Lanxess-Aktien positiv hervor. Eine überraschend gute Reifennachfrage schob die Papiere mit plus 6,6 Prozent an die Dax-Spitze. Die Reifennachfrage habe sich im April erholt und das sei für viele Anleger ein Argument, Lanxess-Aktien zu kaufen, sagte ein Händler mit Blick auf die Daten des Reifenherstellers Michelin.
Die Aktien von Daimler und Volkswagen kletterten nach einem positiven Analystenkommentar jeweils um 3,8 bzw. 3,7 Prozent nach oben.
Deutlichere Verluste gab es bei den Anteilsscheinen von Henkel und Beiersdorf, die unter einer negativen Analystenstudie litten. Henkel verloren 1,4, Beiersdorf 1,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts