Marktberichte

Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Dax knackt 6600 Punkte

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(Foto: REUTERS)

Angespornt von einer starken Januar-Bilanz geht die Kursrally am deutschen Aktienmarkt auch im Februar weiter. Für gute Laune sorgen vor allem positive Konjunktursignale der Industrie, doch auch die Hoffnung auf eine Einigung in Athen auf einen Schuldenschnitt keimt neu auf. Das treibt den Dax erstmals seit rund einem halben Jahr wieder über die Marke von 6600 Punkten.

Gerüchte über eine baldige Einigung auf einen Schuldenschnitt für Griechenland haben den deutschen Aktienmarkt zum Monatsauftakt nach oben getrieben. Daneben halfen auch besser als erwartete Konjunkturdaten aus China und Europa dem Markt auf die Beine. Manche Teilnehmer führten die Kursgewinne am Mittwoch auch auf die Unterinvestition vieler Investoren zurück. "Denen laufen nun die Kurse bereits zum Jahresbeginn nach oben davon", sagte ein Händler. Um den fahrenden Zug nicht komplett zu verpassen, müssten sie "aufspringen". Die gestiegenen Umsätze untermauerten diese Vermutung.

Der Dax kletterte um 2,4 Prozent auf 6616,64 Punkte. Den Januar hatte das Kursbarometer mit einem Aufschlag von mehr als 9 Prozent beendet und damit den besten Jahresauftakt seit 15 Jahren hingelegt. Der MDax stieg um 2,1 Prozent auf 10.128,66 Punkte, und der TecDax gewann 1,6 Prozent auf 755,84 Punkte.

"Es gibt erneut Gerüchte, dass sich Griechenland mit privaten Gläubigern auf einen Schuldenschnitt geeinigt hat", sagte ein Börsianer. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg erfahren haben will, soll Banken eine Abschreibung von möglicherweise mehr als 70 Prozent mit einer Nachbesserung bei einer Konjunkturerholung des hoch verschuldeten Landes schmackhaft gemacht werden. Die Renditen von Staatsanleihen südeuropäischer Länder ließen daraufhin deutlich nach, was auch damit begründet wurde, dass sich Portugal problemlos kurzfristig refinanzieren konnte.

Neben Hoffnung für Griechenland entspannte sich auch die Lage in Portugal. Die Auktion kurzfristiger portugiesischer Staatsanleihen mit Laufzeiten von drei bzw. sechs Monaten verlief ordentlich. Das Land konnte mit 1,5 Mrd. Euro das maximal geplante Volumen am Markt platzieren. Der Zins für die beiden Laufzeiten ging dabei im Vergleich zur vorherigen Auktion zurück.

Konjunkturhoffnung

Als Stütze wurde am Markt zudem auf aktuelle Wirtschaftsdaten aus China und Deutschland verwiesen.Chinas Industrie ist unerwartet gut ins Jahr gestartet. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor legte um 0,2 auf 50,5 Punkte zu - Experten hatten mit einem Rückgang auf 49,5 Punkte gerechnet. Eine harte Landung im Reich der Mitte sei noch nicht in Sicht, hieß es in einem Kommentar der NordLB. Gleichwohl dürfte die Wirtschaftsaktivität der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im ersten Halbjahr 2012 weiter an Dynamik verlieren, prognostizierten die Experten. Auch die deutsche Industrie zeigt sich robust. Die Geschäftstätigkeit in der verarbeitenden Industrie Deutschlands hats ich im Januar etwas stärker erhöht als zunächst berichtet. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie stieg auf 51,0 Punkte von 48,4 im Vormonat. Erstmals seit drei Monaten liegt der Index damit wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.

Starke Banken

An der Dax-Spitze standen die Infineon-Aktien, die nach Zahlen um 5,6 Prozent auf 7,369 Euro kletterten. Der Halbleiterhersteller hatte im ersten Geschäftsquartal zwar weniger Geld verdient. Dennoch sieht Konzernchef Peter Bauer das Unternehmen weiter auf einem guten Weg. Zusätzlichen Schwung gab den Titeln eine Aufstockung des Kursziels durch die französischen Investmentbank Cheuvreux.

Gefragt waren darüber hinaus Werte, die bislang mit der Entwicklung des Gesamtmarktes nicht Schritt halten konnten. So zogen K+S um 3,3 Prozent auf 37,66 Euro an, während Lufthansa um 4,2 Prozent auf 11,01 Euro gewannen.

Auch die Bankaktien waren gefragt. Deutsche Bank profitierten von einer zuversichtlichen Studie der Credit Suisse und gewannen 5,1 Prozent auf 34,04 Euro. Der scheidende Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann präsentiert am Donnerstag zum letzten Mal die Geschäftszahlen für den deutschen Branchenprimus. Das Ergebnis dürfte zwar nur stagniert haben, damit wird das Geldhaus allerdings vermutlich besser abgeschnitten haben als viele Wettbewerber. Papiere der Commerzbank zogen um 4,2 Prozent an.

Die Fusion der Nyse Euronext mit der Deutschen Börse wurde indes wie erwartet von der EU-Kommission gestoppt. Die Papiere des Börsenbetreibers legten um 1,1 Prozent zu. Händler und Analysten hatten zuletzt teils die Vorzüge einer Eigenständigkeit betont.

Gefragt waren auch RWE, die um 4,9 Prozent kletterten. Morgan Stanley hat die Aktie auf eine Empfehlungsliste genommen. Sie sei unter den europäischen Versorgern besonders günstig bewertet, argumentierten die Analysten. Eon legen im Fahrwasser von RWE um 3,6 Prozent zu.

Aufholjagd

Im MDax waren Nachzügler gesucht. Werte wie Hamburger Hafen, Tui oder Wincor Nixdorf, die allesamt noch weit von ihren 52-Wochen-Hochs entfernt sind, verbuchten Gewinne von bis zu acht Prozent.

Große Kursbewegungen gab es auch im TecDax. Hier legten Q-Cells und Gigaset stark zu. Das angeschlagene Solarunternehmen hat sich mit seinen wichtigsten Gläubigern auf ein Rettungskonzept geeinigt. Geplant ist ein radikaler Schulden- und Kapitalschnitt. Danach könne der Konzern wieder "als nahezu schuldenfreies und führendes Unternehmen im wettbewerbsintensiven Photovoltaikmarkt agieren", erklärte die Firma. Die Aktie habe nach vorliegenden Daten zu den am heftigsten leerverkauften Titeln in Deutschland gehört, diese Positionen seien nun geschlossen worden, begründete ein Händler den Anstieg von 39,6 Prozent auf 0,46 Euro.

Die Erholungsrally von Gigaset hielt an. Mit einem Anstieg von 17,1 Prozent auf 3,10 Euro profitierte die Aktie weiterhin von erfreut aufgenommenen Zahlen am Vortag und einigen Empfehlungen.

Aktien von Nordex heimsten ein Plus von 5,7 Prozent ein. Der Windanlagenbauer hat einen Auftrag des spanischen Stromerzeigers Eolia Enovables für zwölf weitere Turbinen ergattert.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/DJ/rts

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