Marktberichte

Auf dem letzten Meter Dax knackt 6800 Punkte

Deutliche Ermüdungserscheinungen in Spanien.

Deutliche Ermüdungserscheinungen in Spanien.

(Foto: dpa)

Der deutsche Aktienmarkt beweist nach einem miserablen Wochenauftakt Kampfgeist und arbeitet sich Tag für Tag ein Stück nach oben. In der Wochenbilanz erreicht der Dax damit zwar nur ein bescheidenes Plus, doch vom Wochentief setzt sich der Leitindex mehr als 300 Punkte nach oben ab - und das trotz teils schwacher Quartalszahlen und neuer schlechter Nachrichten aus Europa.

Im Sog guter Unternehmenszahlen hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag den Schock einer Herabstufung Spaniens durch die Ratingagentur S&P weggesteckt. Nach anfänglich deutlichen Kursverlusten wagte sich der Leitindex in der Schlussauktion sogar über die Marke von 6800 Punkten.

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Der Dax schloss mit einem Tagesplus von 0,9 Prozent bei 6801,32 Zähler. Auf Wochensicht verzeichnete er damit einen Aufschlag von 0,8 Prozent. Der MDax legte 1,4 Prozent zu auf 10.910,11 Punkte. Für den TecDax ging es um 0,6 Prozent auf 791,48 Punkte aufwärts.

S&P hatte am Donnerstagabend erklärt, es gebe erhebliche Risiken für das Wirtschaftswachstum und den Haushalt des hoch verschuldeten Landes. Die Bonitätswächter setzten den Ausblick für Spanien auf negativ und senkten die Bewertung auf "BBB+" von zuvor "A". "Die Herabstufung Spaniens kam zwar nicht überraschend, dürfte die Investoren jedoch wieder mit einer gewissen Sorge bezüglich der Finanzstabilität der Euro-Peripherie erfüllen", sagt ein Börsianer.

Für Entspannung sorgten daher geglückte Auktionen italienischer Staatsanleihen. "Gerade vor dem Hintergrund der Herunterstufung Spaniens ist die Auktion ziemlich gut gelaufen", sagte ING-Analyst Alessandro Giasanti. Dass Italien höhere ZInsen zahlen müsse, sei da keine Überraschung, urteilte auch Luca Cazzulani von der UniCredit. Bei der Platzierung der Staatsanleihen mit fünf- und zehnjähriger Laufzeit musste das hoch verschuldete Land Investoren so hohe Zinsen zahlen wie seit Januar nicht mehr. Insgesamt sammelte Italien 5,95 Mrd. Euro ein.

Zuversicht verbreitete auch die besser als erwartet ausgefallene Verbraucherstimmung in den USA. Der Index, der monatlich von der Uni Michigan ermittelt wird, liegt im April bei 76,4 Punkten, erwartet wurden lediglich 75,9 Zähler. Damit trösteten sich Anleger auch über eine unter den Erwartungen ausgefallene Schätzung für das US-BIP im 1. Quartal hinweg. Statt erhoffter 2,6 Prozent wuchs das BIP lediglich um 2,2 Prozent. Als erste Veröffentlichung sind die Zahlen jedoch noch mit gewisser Vorsicht zu genießen. Korrekturen in die eine oder andere Richtung sind keine Seltenheit.

Banken und Versicherungen schwach

Den größten Kursausschlag verbuchte im Dax der Rückversicherer Munich Re, der 6,1 Prozent im Minus schloss. Die Papiere wurden jedoch ex Dividende gehandelt, da nach der Hauptversammlung am Donnerstag den Anlegern eine Gewinnbeteiligung von 6,25 Euro je Aktie ausgeschüttet wurde. Rechnerisch bleibt damit noch ein Minus von 0,8 Prozent übrig.

Die anfänglich unter Druck stehenden Bankenwerte drehen im Handelsverlauf ins Plus. Die Commerzbank schloss 2,7 Prozent fester, Deutsche Bank gewannen 0,9 Prozent.

Von positiv bewerteten Quartalszahlen konnte der Autobauer Daimler nicht profitieren. Die Aktie ging als rechnerisch schwächster Wert mit 1,4 Prozent Minus aus dem Handel. Trotz massiver Investitionen in das Geschäft hatte Daimler zum Jahresauftakt einen Gewinnzuwachs erreicht. Nach Steuern blieben knapp 1,42 Mrd. Euro - ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Sämtliche Kennziffern lagen leicht über den Erwartungen. Jürgen Pieper, Analyst von Metzler, empfiehlt die Aktie mit einem Kursziel von 48 Euro zum Kauf. Dass die Aktie dennoch so schwach notierte, führten Börsianer auf den Vergleich mit Volkswagen zurück. Die Wolfsburger konnten am Vortag mit ihren Zahlen deutlich stärker überraschen. Aktien von VW wiederum setzten ihren Kletterkurs fort und schlossen 3,4 Prozent im Plus. BMW, die in der kommenden Woche Zahlen vorlegen wollen, notierten 1,2 Prozent fester.

BASF konnte über weite Strecken des Handels ebenfalls nicht von positiv kommentierten Quartalszahlen profiteren, schlossen dann aber doch mit einem Plus von 0,4 Prozent. Kräftig gestiegene Rohstoffpreise hatten dem Chemiekonzern zu Jahresbeginn zugesetzt, doch hatten Analysten eigentlich Schlimmeres befürchtet. "Damit hat der Konzern den Dreh geschafft", sagt ein Händler. Die Analystenschätzungen dürften nun steigen, auch weil bisher nicht damit gerechnet worden sei, dass das EBIT vor Sondereinflüssen in diesem Jahr steige.

Spitzenreiter im Dax waren Deutsche Börse, deren Aktien trotz eines Gewinneinbruchs 3,9 Prozent zulegten. "Offenbar hatten einige ein noch schlechteres Ergebnis befürchtet", sagte ein Aktienhändler. DZ-Bank-Analyst Christoph Bast wies auf einen anderen Aspekt hin. "Wir sehen die Aktien der Deutschen Börse als eine defensive Anlage im deutschen Finanzsektor, da dem Unternehmen keine direkten Belastungen durch die europäische Staatsschuldenkrise drohen." Abgesehen davon lockt bei der Börse Bares: Der Konzern schüttet für das vergangene Jahr inklusive Sonderdividende 3,30 Euro je Aktie aus.

Beiersdorf verloren 0,9 Prozent oder 0,46 Euro, das lag jedoch an der Dividendenausschüttung von 0,70 Euro je Aktie, um die der Aktienpreis korrigiert werden muss. Rechnerisch schloss der Konsumgüterhersteller damit im Plus.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts/dpa

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