Marktberichte

Schuldenkrise wird zuviel Dax knickt weg

Kalt erwischt: Der Wochenstart war mehr als ungemütlich.

Kalt erwischt: Der Wochenstart war mehr als ungemütlich.

(Foto: dpa)

Der Dax startet mit einem Minus von rund zwei Prozent in die neue Woche. Die Ankündigung der Ratingagentur S&P Italien herabstufen zu wollen, schreckt den Markt auf. "Das war völlig überflüssig und giesst nur zusätzliches Öl ins Feuer", schimpft ein Börsianer.

Die Furcht vieler Anleger vor einer Ansteckung Italiens mit dem Schuldenkrise-Virus hat den deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn auf Talfahrt geschickt. Der Dax rutschte um 1,99 Prozent auf 7121 Punkte ab. Der Euro-Stoxx50 verlor ebenfalls zwei Prozent, und auch an den US-Börsen wurden kräftige Verluste verbucht.

"Nachdem die Berichtssaison weitgehend vorbei ist, vermissen Investoren einen positiven Antrieb, und Sorgen über die finanzielle Stabilität sind noch immer eine Belastung für den Aktienmarkt", hieß es in einem Marktkommentar von Close Brothers Seydler. Neben der angespannten Finanzlage in Griechenland beunruhigte die Warnung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) vor einer Herabstufung Italiens. Der Euro fiel zeitweise auf ein Zwei-Monats-Tief von 1,3968 Dollar zurück.

"Das gefällt dem Markt nicht, das löst Angst vor einer Ansteckung aus", sagte ein Händler. Italien will Kreisen zufolge am Montag ein 35 bis 40 Mrd. Euro schweres Sparpaket vorziehen und damit Befürchtungen über seine Haushaltslage zerstreuen. Die drittgrößte Volkswirtschaft in der Euro-Zone verkraftete die Finanzkrise bisher besser als andere Länder im Währungsraum und musste auch keine kostspieligen Bankenrettungspakete auflegen. An den Märkten gab es deshalb auch Kritik am Vorgehen von S&P. "Das war völlig überflüssig und hat nur zusätzlich Öl ins Feuer der Schuldenkrise gegossen", kritisierte ein Börsianer. "Das ganze erfolgte in einem Moment, da der Internationale Währungsfonds wegen des Rücktritts seines bisherigen Chefs Dominique Strauss-Kahn nicht richtig handlungsfähig ist." Anders als S&P wollen die beiden anderen großen Ratingagenturen Fitch und Moody's ihren Ausblick für das Land nicht senken.

Da viele der Staatsschulden der südeuropäischen Euro-Länder in den Bilanzen der Banken stecken, trennten sich Anleger von deren Aktien. In Frankfurt gaben die Aktien der Deutschen Bank 1,9 Prozent nach.

Neben der Schuldenkrise war die 5,3 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung der Commerzbank Hauptgesprächsstoff in den Handelsräumen. Das zweitgrößte deutsche Geldinstitut gibt neue Aktien zum Preis von 2,18 Euro aus und will damit einen Großteil der Staatshilfen zurückzahlen. Die Aktie verlor 5,3 Prozent auf 3,74 Euro und war damit Schlusslicht im Dax.

Zu den großen Dax-Verlierern zählten auch die Aktien der Lufthansa, die 3,5 Prozent nachgaben. Händlern zufolge gibt es Befürchtungen, dass der Ausbruch eines Vulkans in Island den Flugverkehr in Europa behindern könnte. Verkehrsminister Peter Ramsauer rechnet nicht damit, dass die Lage ähnlich dramatisch wird wie im vorigen Jahr, als der europäische Luftraum für Tage gesperrt war.

Enttäuschende Industriedaten aus China belasteten Händlern zufolge die deutschen Autowerte. BMW, Daimler und Volkswagen gaben jeweils gut drei Prozent nach.

Einzig Beiersdorf haben sich gegen den Markttrend gestemmt. Die Titel des Nivea-Herstellers notierten mit 0,98 Prozent auf 45,79 Euro als einziger Dax-Wert im Plus. Ein Börsianer verwies auf eine Einschätzung des US-Brokerhauses Weeden & Co, in der Colgate-Palmolive ein Kauf des Hamburger Kosmetik-Herstellers nahegelegt wird. Eine breitere Aufstellung jenseits von Zahnpflegeprodukten mache strategisch Sinn für den US-Konzern, heißt es in der Analyse den Angaben zufolge.

Im TecDax sorgte ein Bericht der "Wirtschaftswoche" über die starke Konkurrenz chinesischer Hersteller nach Angaben von Börsianern für Abschläge bei den Solarwerten. Die Aktien von Solarworld und Phoenix Solar gehörten mit Verlusten von 4,4 beziehungsweise 1,1 Prozent zu den stärksten Verlierern.

Die Überlegung der Beteiligungsgesellschaft BWK, sich von Bechtle-Aktien zu trennen, sorgte bei den Papieren des IT-Dienstleisters und -Händlers für ein Minus von 4,0 Prozent.

Quelle: ntv.de, rts

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