Auf und Ab bei Hochtief Dax kriegt nichts gebacken
16.09.2010, 17:49 UhrAm Tag vor Hexensabbat wagen sich die Anleger kaum aus der Deckung. Durchwachsene Konjunkturdaten locken auch niemanden hinterm Ofen vor. Für viel Gesprächsstoff sorgten die Nachrichten um die geplante Übernahme von Hochtief durch den spanischen Großaktionär ACS.

Nicht so lecker wie es aussieht: Stillstand den vierten Tag in Folge.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der deutsche Aktienmarkt hat sich den vierten Tag in Folge ohne große Impulse auf der Stelle bewegt. Der Dax verlor 0,20 Prozent auf 6249 Punkte. Für den MDax ging es um 0,5 Prozent auf 8692 Punkte nach unten und der TecDax sank um 0,3 Prozent auf 772 Punkte.
Nach den jüngsten Kursgewinnen hätten die Indizes etwas Korrekturbedarf aufgebaut, was die Börsen belaste, kommentierte ein Marktanalyst den bescheidenen Handelstag. Dies gelte vor allem auch mit dem Blick auf den großen Verfall an den Terminmärkten - den so genannten "Hexensabbat"- am morgigen Freitag. Der Dax könnte in Richtung 6.200 Punkte korrigieren.
Andere Börsianer ergänzten, dass das Geschehen derzeit stark von Wirtschaftsdaten bestimmt werde. So habe bereits am Vormittag der überraschende Rückgang der Einzelhandelsumsätze in Großbritannien wieder die Sorge um ein erneutes Abgleiten der britischen Volkswirtschaft in eine Rezession ("Double Dip") geschürt. Nun fokussierten sich die Anleger auf eine ganze Flut wichtiger US-Konjunkturdaten.
Hochtief Tagesthema
Hochtief-Aktien avancierten mit dem Übernahmeangebot des spanischen Großaktionärs ACS zum Tagesthema. Zuletzt legte das Papier des Essener Baukonzerns an der MDax-Spitze um 5,6 Prozent zu. Spaniens größter Baukonzern, der bereits knapp 30 Prozent an den Deutschen hält, bietet acht eigene Aktien für fünf Hochtief-Papiere. Auf Basis des aktuellen Kurses entspricht das 57,94 Euro je Aktie. Einem Analysten zufolge strebt ACS wohl eine 'schleichende Kontrollübernahme' und eine spätere Konsolidierung an. Die Spanier böten den Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate und damit das Mindestgebot nach deutschem Recht. Dies erlaube es ACS, zu einem späteren Zeitpunkt den Anteil am Markt aufzustocken, ohne dass ein Pflichtangebot mit einem erhöhten Preis erfolgen müsse.
Im Schlepptau von Hochtief zogen die Papiere des Konkurrenten Bilfinger Berger um 1,4 Prozent an. Im Dax konnten HeidelbergCement nicht profitieren. Die Aktien des Zementherstellers rutschten um 0,8 Prozent ins Minus.
Im Dax kletterten die Anteile am Mischkonzern Siemens mit plus 2,9 Prozent an die Spitze. Händler verwiesen auf mehrere positive Analystenstimmen und einen Auftrag aus Oman als positive Impulsgeber. Goldman Sachs hat die Aktien auf "Conviction Buy" gehoben und das Kursziel von 120,0 auf 126,0 Euro erhöht. Die Bewertung der Aktien spiegele das Wachstums- und Ausschüttungspotenzial des Mischkonzerns nicht adäquat wider, schrieb Analyst Tim Rothery. Morgan Stanley stufte die Aktien auf "Overweight" hoch.
Die Verliererliste im Dax wurden erneut von den Papieren der Deutschen Bank angeführt, die knapp 3,0 Prozent nachgaben. Börsianern zufolge litten die Titel des Institutes immer noch unter der geplanten milliardenschweren Kapitalerhöhung. Die Deutsche Bank wollte am Donnerstag den Rückkauf von bis zu 3,1 Mio. eigener Aktien abschließen. Am Montag soll die Durchführung der Kapitalerhöhung beschlossen werden.
Post auf dem Trockenen
Aktien der Deutschen Post büßten dagegen 1,8 Prozent ein. Postkunden können der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge im kommenden Jahr mit niedrigeren Portopreisen rechnen, so dass der Deutschen Post ein weiterer Rückgang der Einnahmen aus dem Briefgeschäft drohe. Heino Ruland von Ruland Research sagte: "Erst kürzlich hat die Post Portoerhöhungen gefordert, um dem Wettbewerb von Unternehmen mit niedrigeren Lohnkosten zu begegnen - somit wirkt der Bericht negativ auf den Kurs und das Briefgeschäft dürfte künftig leiden."
Am Nachmittag kamen noch Zahlen des US-Wettbewerbers Fedex hinzu. Diese seien zwar "'insgesamt im Rahmen der Erwartungen" ausgefallen, wie ein Börsianer sagte, drückten die Fedex-Aktie aber dennoch nach unten.
Solar Millennium schoss als Aktie aus der dritten Reihe nach Genehmigung eines Kraftwerksprojekts in den USA um 22,3 Prozent nach oben. Der Kraftwerksbauer erhielt eigenen Aussagen zufolge grünes Licht von der kalifornischen Energiebehörde zum Bau und Betrieb von vier solarthermischen Kraftwerken mit einer geplanten Gesamtleistung von rund 1.000 Megawatt. Ein Händler äußerte sich unterdessen skeptisch.
Quelle: ntv.de, dpa/rts