Vollgas, Bremse, halbe Kraft Dax kriegt (noch) die Kurve
12.06.2012, 17:40 Uhr
Links, rechts, hoch, runter: Der Dax kann sich nicht entscheiden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der deutsche Aktienmarkt beendet einen ereignisreichen Handelstag. Vor allem beim Dax brauchen Anleger starke Nerven. Überzeugend gestartet, dann eine Schwächephase - aber am Ende steht das Plus. Die Probleme bleiben zahlreich und hängen alle mit der Euro-Schuldenkrise zusammen.
Die Nervosität der Anleger am deutschen Aktienmarkt hat am Dienstag vor allem dem Leitindex zugesetzt: Nach einem Auf und Ab im positiven Bereich drehte das hochvolatile Segment kurz vor Handelsende ins Minus - nur um dann doch noch mit einem positiven Vorzeichen zu schließen. Die Dax-Range betrug rund 230 Punkte.
Der Dax ging 0,3 Prozent fester aus dem Handel bei 6161 Punkten. Der MDax verbilligte sich dagegen um 0,6 Prozent auf 10.045 Zähler, der TecDax um 0,3 Prozent auf 737 Stellen.
Kurz vor Handelsende hatte eine Abstufung mehrerer spanischer Banken durch die Ratingagentur Fitch noch einmal für Wirbel gesorgt: Zwar sei die Abstufung lediglich die logische Konsequenz der Abstufung des Länder-Ratings, sagte ein Händler. Investoren nähmen sie jedoch zum willkommenen Anlass, spanische und auch italienische Anleihen zu verkaufen. Die Rendite zehnjähriger spanischer Papiere sei auf 6,80 Prozent und die italienischer Anleihen auf 6,27 Prozent nach oben gesprungen.
"Die Marktlogik ist intakt, man schießt sich jetzt voll auf Spanien und vorsichtshalber auch schon mal auf Italien ein", sagte ein anderer Händler. Das laste auch auf dem Euro. Aktien von Intesa Sanpaolo und UniCredit sind die größten Verlierer unter Europas Banken. Auf den ersten Blick "unlogisch" sei der gleichzeitige Anstieg der deutschen Renditen. Bei einer Flucht in sichere Häfen müssten diese stattdessen fallen.
"Mit Spanien, Italien, Bankenunion und Fiskalunion steigt natürlich letzten Endes auch das Haftunsgrisiko des Bundes", so ein Beobachter. Die "Vereinigten Staaten von Europa" vertrügen sich eben nicht mit einer Bund-Rendite von 1,20 Prozent und einer spanischen Rendite von über 6 Prozent.
Der Hilferuf Spaniens im Namen seiner Banken an die Adresse des Euro-Rettungsfonds hatte am Vortag kurz für ein Strohfeuer an den Aktienmärkten gesorgt, ehe Ernüchterung einsetzte. "Die Investoren haben zur Kenntnis genommen, dass sich Spanien selbst nicht zutraut, die Mittel am Markt zu erhalten und ziehen sich deshalb zurück", fasste die Commerzbank zusammen.
Griechen-Wahlen rücken näher
Wie ein Damokles-Schwert hing Händlern zufolge auch die Griechenland-Wahl über den Märkten. "Die Anleger scheinen sich darauf einzustellen, dass Griechenland danach aus der Eurozone fliegt", sagte ein Händler. Die Gegner und Befürworter der harten Sparmaßnahmen, die Griechenland im Gegenzug für die Gelder der Euro-Partner einführen soll, liegen Umfragen zufolge Kopf an Kopf. Der US-Ökonom Nouriel Roubini warnte vor einem Stopp der Finanzhilfen für Griechenland. "Wer den Griechen den Stecker zieht, provoziert den totalen Zusammenbruch der Eurozone", sagte Roubini der "Bild"-Zeitung.
Analysten machen Kurse
Zu den Gewinnern im Dax zählten die Aktien von Eon, die nach einer Kaufempfehlung der UBS 2,0 Prozent zulegten. Auch Deutsche Telekom und Siemens verbesserten sich deutlich um 1,2 Prozent und 1,1 Prozent. Dagegen führten Commerzbank die Verliererliste an mit einem Abschlag von 1,4 Prozent an. Auch die Deutsche Bank, die sich lange gegen den Abwärtstrend Bankentitel betreffend gestemmt hatte, musste am Ende klein beigeben: minus 1,0 Prozent.
Im MDax gerieten die Titel der Immobilienfirma Deutsche Wohnen unter Druck und verloren 0,8 Prozent. Die Analysten von Goldman Sachs hatten ihre Anlageempfehlung auf "neutral" von "buy" gesenkt.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa