Marktberichte

Jetzt wird's schattig Dax legt sich nieder

Nachdem am Montagnachmittag eine kalte Brise von der Wall Street herüberwehte, bekamen auch die deutschen Standardwerte kalte Füße. Die Zuversicht was die Milliardenspritzen für die US-Wirtschaft anbelangt, wich erneut der Ungewissheit.

Der Leitindex Dax notierte bei Handelsschluss 0,2 Prozent leichter bei 4.654 Punkten. Nur der MDax konnte sich mit 0,5 Prozent im Plus halten bei einem Schlussstabd von 5.267 Zählern. Der TecDax gab 0,3 Prozent ab auf 453 Punkte. Unterstützung erhielt der Markt von den Nachrichten über das mögliche zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung.

US-Präsident George W. Bush hatte die Hoffnungen auf eine unmittelbar bevorstehende Entscheidung gedämpft. Händlern zufolge hoffen die Märkte jetzt, dass die Politik die großen US-Autokonzerne nicht zusammenbrechen lässt. Diese Hoffnungen werden von einem Zeitungsbericht genährt, wonach Bushs Nachfolger Barack Obama die Wirtschaft mit deutlich mehr Geld retten will. Wie das "Wall Street Journal" am Samstag berichtete, erwägt Obama angesichts der dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ein zweijähriges Konjunkturprogramm, das bis zu einer Billion Dollar kosten soll. Aber, wie heißt es so schön, nichts Genaues weiß man nicht gewiss.

Im Hinblick auf den Verfallstermin am Freitag rechnen Börsianer für den Rest der Woche mit leichten Kursgewinnen. "Wir gehen zum großen Verfall am Freitag fester", sagte ein Händler. Danach werde der Dax jedoch wieder nachgeben. "Der Markt ist einfach zu hoch für das, was uns 2009 an schlechten Unternehmensnachrichten erwartet."

Gefragt waren Infineon, die sich zuletzt mit plus 2,3 Prozent notierten. Der Chiphersteller hat einem Magazinbericht zufolge nun doch Bereitschaft signalisiert, sich mit 50 Mio. Euro an einer Rettung der Tochter Qimonda zu beteiligen. "Das nährt die Hoffnung, dass Qimonda doch nicht zusammenbricht, und Infineon noch mehr Geld verliert", sagte ein Händler.

Siemens drehte mit 0,4 Prozent ins Minus. Im milliardenschweren Schmiergeld-Skandal hat sich der Konzern nach monatelangen Verhandlungen mit Behörden in den USA und in Deutschland auf ein Strafmaß von insgesamt eine Milliarde Euro geeinigt. Rund 600 Mio. Euro davon entfallen als Geldbuße und Gewinnabschöpfung auf die USA. Außerdem verhängte die Staatsanwaltschaft München ein Bußgeld von 395 Mio. Euro. Laut einem Zeitungsbericht kann Siemens wohl auch in Deutschland bald mit einem Vergleich rechnen.

Die Hoffnung auf eine Lösung für die US-Autobauer stützte die Autobauer nur am Morgen. Daimler notierten zuletzt 0,6 Prozent leichter. BMW drehten ebenfalls ins Minus und gaben 0,05 Prozent ab. Nur VW landeten mit 0,3 Prozent im Plus. Porsche brachen um ganze 3,3 Prozent ein. Wie ein Marktanalyst kommentierte, sind mit dem Überbrückungskredit die Probleme der Branche bei weitem noch nicht gelöst.

MAN verloren 7,4 Prozent. Nicht gut kam bei den Anlegern an, dass der Konzern das Geschäft mit schweren Nutzfahrzeugen und Bussen in Brasilien von VW übernimmt. "Alles was mit Produktion zu tun hat, ist in der aktuellen Situation der Branche eher ein Klotz am Bein", erläuterte ein Händler.

Den Finanzwerten erging es auch nicht besser. Auch diese Titel drehten zum Teil im Handelsverlauf in den roten Bereich ab. Commerzbank verloren 3,3 Prozent. Deutsche Bank hielten sich dagegen mit 2,1 Prozent im Plus. Hierzulande verschärft sich der Streit zwischen den Banken und der Autoindustrie. Seit Wochen wirft die Autoindustrie den Banken vor, den Unternehmen mit schärferen Kreditbedingungen die Luft abzuschnüren. Jetzt wehrt sich die Deutsche Bank gegen die Vorwürfe. Deutschland-Chef Jürgen Fitschen hält den Autoherstellern in der "Financial Times Deutschland" vor, ihre Krise selbst zu verschärfen. "In einigen Branchen verlagern die großen Unternehmen in der Krise die Last auf die nächste Ebene. Die recht einseitige Form der Schuldzuweisung von Großunternehmen der Automobilbranche an die Banken erscheint völlig verfehlt und unbegründet", so Fitschen.

Continental standen am Montag ebenfalls im Fokus. Die Titel legten 1,9 Prozent zu. Vor der geplanten Übernahme des Autozulieferers durch Schaeffler ist ein offener Streit zwischen beiden Unternehmen entbrannt. Schaeffler wehrte sich am Wochenende gegen Vorwürfe von Continental, sich in die Geschäfte einzumischen. 'Ich wundere mich, was so alles aus Hannover zu hören ist', kritisierte Firmeneigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Conti hatte am Freitag kritisiert, Schaeffler mische sich in Geschäftsverhandlungen von Conti ein. Hintergrund sind Neu-Verhandlungen mit Banken über die Mrd.schweren Kredite für die Übernahme der früheren Siemens-Tochter VDO durch Conti.

Arcandor legten eine Berg- und Talfahrt zurück und notierten 3,9 Prozent leichter. Herbe Einbußen bei der Warenhaustochter Karstadt und ein teurer Konzernumbau haben den Handels- und Tourismuskonzern tief in die Verlustzone gedrückt. Trotz tiefroter Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 (30. September) und einem Schuldenberg von fast einer Milliarde Euro zeigte sich das Management des MDax-Konzerns bei der Bilanzvorlage am Montag in Frankfurt aber optimistisch für die Zukunft.

Nach einer Gewinnwarnung rutschten im TecDax die Aktien von Dr ägerwerk 14,2 Prozent ab. Auf Basis der Novemberzahlen für das Geschäftsjahr 2008 erwartet der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller ein um etwa 15 Prozent geringeres Konzernergebnis (Ebit vor Einmalaufwendungen) als ursprünglich prognostiziert zu erwarten, teilte das Unternehmen mit.

Quelle: ntv.de

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