Marktberichte

Sturmlauf und Luftsprung Dax mit fettem Plus

Die Sondersitzung der EU-Finanzminister zum Thema Schulden-Griechen fest im Blick verlieren die deutschen Anleger nicht das Wesentliche aus den Augen: Das Kaufen von Aktien. Der Leintindex gewinnt deutlich.

Anleger nehmen sich an Miro Klose ein Beispiel: Luftsprünge auf dem Parkett.

Anleger nehmen sich an Miro Klose ein Beispiel: Luftsprünge auf dem Parkett.

(Foto: picture alliance / dpa)

Gestützt auf Konjunktur- und Unternehmensdaten aus China und den USA hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag unerwartet deutlich im positiven Terrain geschlossen. Der Leitindex Dax knüpfte an seine zaghafte Erholung vom Wochenauftakt an und gewann bis zum Nachmittag 1,7 Prozent auf 7205 Punkte. Damit setzte sich der deutsche Leitindex weiter von der von Börsianern als entscheidend wichtig eingeschätzten Marke von 7000 Punkten nach oben ab. Der MDax für mittelgroße Werte legte um 1,1 Prozent auf 10.693 Zähler zu. Auch der TecDax lag mit 1,7 Prozent deutlich im Plus bei 892 Punkten.

Rückenwind lieferten am Nachmittag US-Konjunkturdaten und die Wall Street selbst. "Die Einzelhandelsumsätze überraschen leicht," meinte ein Volkswirt. Diese sind im Mai um 0,2 Prozent gesunken und damit weniger stark als erwartet. Die Erzeugerpreise haben zwar etwas mehr als prognostiziert zugelegt, doch bleibt der Zuwachs im Rahmen. "Inflationsseitig erhärtet sich die Erwartung, dass die Mai-Zahlen insgesamt Entspannung anzeigen werden", so der Volkswirt. Auch bei den kommenden Verbraucherpreisen des Monats Mai sei daher keine Sorge angebracht.

Dax mit Luft nach oben

Der Dow-Jones-Index verbesserte sich bis gegen 17.45 Uhr MESZ um 1,0 Prozent auf 12.075 Zähler. Auch S&P500 und Nasdaq zogen deutlich an.

Und der Leitindex hat nach Meinung von Marktteilnehmern weiteres Aufwärtspotenzial. "Nach sechs schwachen Wochen in Folge ist der Markt überverkauft", so ein Händler. Die Stimmung habe sich bereits stark eingetrübt, obwohl wichtige Unterstützungen an der 7000er Marke den Rückgängen Stand gehalten hätten. Europa habe die USA zuletzt outperformt.

Griechenland im Fokus

Auf Unternehmensseite gibt es laut Händlern keine marktbewegenden Nachrichten. Im Blick der Investoren steht am Nachmittag eine Sondersitzung der Finanzminister der Euro-Zone, in der über das weitere Vorgehen in der europäischen Schuldenkrise beraten werden soll. Die Aktien von Banken legten bereits zu: Deutsche Bank verteuerten sich um rund 1,8 Prozent, Commerzbank um etwa 1,6 Prozent.

An die Dax-Spitze kletterten aber HeidelbergCement mit plus 2,9 Prozent. Händler sprachen von einer fortgesetzten Erholung, Nachrichten konnten sie aber nicht für das Plus verantwortlich machen. Auch Telekom-Titel knüpften mit plus 2,9 Prozent an ihren jüngsten Anstieg an. Hier wirke auch ein positiver Analystenkommentar nach. Siemens-Titel profitierten indes von der europaweiten Favoritenrolle der Technologie- und Industriewerte. Die Aktie des Elektrokonzerns verteuerte sich um 2,0 Prozent.

Analysten bewegen Autowerte

Bei den Autowerten sorgte ein Kommentar der UBS für Bewegung. Die Analysten stuften BMW auf "Sell" von "Neutral" herunter. Die Papiere des Autobauers reagierten zunächst mit Verlusten, erholten sich aber wieder und schlossen 1,4 Prozent im Plus. Daimler und Volkswagen legten um 1,1 beziehungsweise 1,4 Prozent zu. Gestützt wurden VW-Papiere von einem kräftigen Absatzplus: Europas größter Autobauer hat in den ersten fünf Monaten dank starker Zuwächse in China, Nordamerika und Osteuropa so viele Pkw seiner Marke VW verkauft wie nie zuvor.

Eine Herunterstufung durch die Analysten der UBS bremste Continental aus. Mit einem Abschlag von 0,3 Prozent waren die Papiere des Automobilzulieferers gegen den Trend einer der größten Verlierer im MDax. Die Analysten erwarten, dass sich der Automobilmarkt abkühlen dürfte und stuften die Papiere auf "Neutral" von "Buy" herunter.

Leoni und Elringklinger notierten jeweils rund 1,8 Prozent fester.

Übernahmefieber bei Solarwerten

Die Zukaufspläne des chinesischen Photovoltaikkonzerns LDK Solar schürte Übernahmephantasien bei den deutschen Solarwerten. Q-Cells, die zusätzlichen Auftrieb durch eine Hochstufung der UBS erhielten, legten im TecDax um rund 6,5 Prozent zu. Deutlich im Plus notierten auch Solarworld, Phoenix Solar und Centrotherm.

LDK will sein Geschäft einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge vor allem in Deutschland ausbauen. Im Fokus stünde die Sunways, deren Aktien sich um rund 15 Prozent verteuerten. "Wenn LDK Interesse an deutschen Unternehmen hat, weckt das natürlich starke Übernahmefantasien", sagte ein Händler.

Praktiker zieht an

Das deutliche Plus von Praktiker begründeten Marktteilnehmer mit der Aufnahme in das Musterdepot des Kulmbacher Magazins "Der Aktionär". "Die Aktie ist auf dem aktuellen Niveau extrem günstig", meinte ein Händler. Nach den Verlusten der Vorwochen sei der Wert reif für eine Gegenbewegung. Es habe daher nur einer Initialzündung bedurft. Die Stabilisierung über der horizontalen Unterstützung bei 6 Euro sei ein erstes Zeichen für eine Erholung gewesen. Praktiker stiegen um 7,4 Prozent.

Rechtsstreit vor Einigung?

Gagfahs Widerklage gegen die Stadt Dresden kam bei den Anlegern offenbar gut an: Die Papiere des Immobilienunternehmens verteuerten sich um 3,9 Prozent. "Marktteilnehmer setzen auf eine Einigung im Rechtsstreit", so ein Händler. Sollte sie kommen, könne der Kurs seine Unterbewertung abbauen. Sollte der Kurs den Abwärtstrend bei etwa 5,50 Euro überwinden, sei aus technischer Sicht ein Anstieg Richtung 6 Euro möglich.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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