Marktberichte

Erst Italien, dann die Wall Street Dax mit zweiter Luft

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(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Der "große Wurf" wirft seine Schatten voraus: Bereits vor dem EU-Gipfel, der "die" Lösung für die Euro-Schuldenkrise bringen soll, zeigen sich die Anleger hoffnungsvoll: Die Kurse am deutschen Aktienmarkt steigen auf breiter Front - und mit einem deutlichen Schub auch von der Wall Street. Nur die Commerzbank macht nicht mit.

Mit seinen milliardenschweren Sparvorhaben hat der italienische Ministerpräsident Mario Monti den Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Montag Mut gemacht. Stabilisierend wirkten auch die Ergebnisse des Treffens von Frankreichs Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Demnach machen sich Deutschland und Frankreich gemeinsam für die schnelle Festschreibung strengerer Euro-Stabilitätsregeln stark. Auf dem EU-Gipfel Ende der Woche solle es um Vertragsänderungen mit allen 27 Mitgliedstaaten für eine Verschärfung der Haushaltskontrolle gehen, sagte Merkel nach dem Treffen.

Beide seien aber "absolut entschlossen", bei Schwierigkeiten auch nur in der Gruppe der 17 Euroländer Vertragsänderungen zu beschließen. Außerdem wollen Paris und Berlin den für Mitte 2013 geplanten dauerhaften Rettungsmechanismus ESM auf 2012 vorzuziehen.

Dax stabil über 6100 Punkten

Der Leitindex Dax kletterte am Vormittag bereits über die 6100-Punkte-Marke und hielt diese dann bis zum Abend über der Marke. Der Leitindex ging schließlich mit 0,4 Prozent Plus bei 6106,09 Punkten aus dem Handel. Der MDax gewann 0,6 Prozent auf 9043,87 Zähler, der TecDax 0,7 Prozent auf 702,13 Stellen.

Weitere Zinssenkung?

Gleichzeitig verdichteten sich am Markt die Hinweise darauf, dass die EZB am Donnerstag eine weitere Zinssenkung beschließen könnte. Nach einem Bericht der "Sunday Times"  bereitet die EZB außerdem ein Rettungspaket im Volumen von 1 Billion Euro vor. Es werde umgesetzt, wenn es den Staats- und Regierungschefs gelingen sollte, ein Regelwerk für eine striktere Haushaltsdisziplin zu vereinbaren.

Finanzwerte gefragt

Viele Anleger setzten nach den herben Kursverlusten der vergangenen Wochen am Montag auf Finanzwerte aus Italien und Frankreich: Unicredit, Intesa Sanpaolo, BNP Paribas und Societe Generale zählten im EuroStoxx mit Gewinnen von bis zu über vier Prozent zu den größten Gewinnern. Der europäische Branchenindex legte 2 Prozent zu.

Zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex zählten dann auch Finanzwerte. Allianz schlossen 2,4 Prozent im Plus, für Munich Re ging es um 1,6 Prozent nach oben. ThyssenKrupp verteuerten sich mit 3,0 Prozent am deutlichsten.

RWE hui, SAP pfui

Auch RWE zeigten sich über weite Strecken des Handels stark: Bei RWE trieb die Aussicht auf einen Stellenabbau den Kurs an. Nach Reuters-Informationen könnten bis zu 8000 der insgesamt 72.000 Stellen wegfallen. Vorstand-Chef Jürgen Großmann hatte angekündigt, den durch die Atomwende und das schwächelnde Gasgeschäft unter Druck geratenen Versorger durch den Verkauf von Geschäftsbereichen neu aufzustellen. Mit den Plänen zum Stellenabbau würde RWE dem Beispiel von Eon folgen, sagte ein Händler. RWE schlossen 0,8 Prozent fester. Eon konnten dagegen ihr kräftiges Tagesplus nicht halten und gingen mit einem Plus von 0,1 Prozent aus dem Handel.

SAP verbilligten sich dagegen um 2,5 Prozent. Der Softwarekonzern treibt sein Geschäft mit Cloud-Computing durch die Übernahme von SuccessFactors  in den USA voran. Mit gut 2,5 Mrd. Euro bezahlt SAP gut 50 Prozent Aufschlag auf den Börsenwert der auf Personal-Management spezialisierten Softwareschmiede. Das sei ein teurer Deal, sagten mehrere Händler.

Das Verstaatlichungsgespenst

Unter Druck stand auch die Commerzbank-Aktie. Der "Spiegel" schreibt, in Berlin werde für den Notfall über eine Verstaatlichung der Commerzbank nachgedacht. Um das Kernkapital zu stärken, hat das Institut zudem am Morgen den Rückkauf eigener Hybridanleihen angekündigt. "Das ist sicher positiv und ein Schritt in die richtige Richtung", meint ein Analyst. Es sei aber nur ein kleine Maßnahme zur Stärkung des Eigenkapitals.

Das "Gespenst der Verstaatlichung" werde damit nicht vertrieben. Um die geschätzten 5 Mrd. Euro Eigenkapitalbedarf zu decken, seien weitere Maßnahmen notwendig wie eine Reduktion von Risikoaktiva und eine Verminderung der Anteile an comdirect und BRE Bank. Commerzbank fielen um 4,1 Prozent, lagen aber zeitweise mehr als 7 Prozent im Minus.

Nervöse Anleger bei Tui

Tui drehten nach anfänglichen Gewinnen am Mittag ins Minus, kehren dann aber wieder ins positive Terrain zurück: +1,1 Prozent: Tui Travel hatte gute Zahlen zum Geschäftsjahr 2010/11 vorgelegt. Auch der Ausblick ist trotz des herausfordernden Umfelds zuversichtlich.

Im TecDax gehörten die Solarwerte zu den Gewinnern: Solarworld zogen 2,9 Prozent, Q-Cells 0,7 Prozent. Hintergrund dürften Probleme chinesischer Konkurrenten sein.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/DJ

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