Infineon mit Zahlen Dax muss es bezahlen
21.01.2002, 20:15 UhrMit deutlichen Abschlägen sind die deutschen Standardwerte am Montag in die Woche gestartet. Und diesmal konnten nicht einmal die US-Börsen als "Sündenbock" herhalten - denn Dow Jones und Nasdaq blieben aufgrund des Martin-Luther-King-Feiertages geschlossen. Es waren hausgemachte, die den Dax nach unten zogen. Insbesondere Infineon sorgte mit einem schwachen Ausblick für schlechte Stimmung im Technologiesektor, ebenso wie der Handy-Riese Nokia, der durch eine Analysten-Herabstufung belastet wurde. Der Dax gab bis zum Handelsschluss 1 Prozent auf 5.070 Zähler nach.
Der Markt sei weiterhin sehr vorsichtig, so ein Händler. Die Umsätze waren dementsprechend gering. Die Anleger warteten ab, was die weiteren Quartalszahlen bringen würden. Die vergangene Woche sei nach guten und schlechten Quartalszahlen eine wahre Achterbahnfahrt für die Aktienmärkte gewesen und es stehe zu befürchten, dass diese Woche nicht viel besser werde, hieß es weiter. Schließlich werden eine Reihe wichtiger Unternehmen ihre Zahlen präsentieren, darunter sind Motorola, Siemens, Nokia und Ericsson.
Im Blickpunkt auf dem Börsenparkett stand Infineon. Der Halbleiter-Hersteller präsentierte seine Quartalszahlen. Demnach wurde der operative Verlust auf 564 Millionen Euro von 882 Millionen Euro im Vorquartal zurückgefahren. Der Umsatz sank gleichzeitig leicht auf 1,03 Millionen Euro von zuvor 1,085 Millionen Euro. Die Zahlen seien soweit in Ordung, so ein Händler. Allerdings lasse der Ausblick zu wünschen übrig, hieß es weiter.
Infineon sieht weiter keine klaren Signale für eine Erholung des Marktes. Für das laufende Geschäftsjahr wird mit roten Zahlen gerechnet, hieß es. Die Netto-Cash-Position zum Ende des ersten Quartals bezifferte Infineon mit 302 Millionen Euro. Das sei eine solide Liquiditätsausstattunng, so Infineon-Chef Schumacher, daher sei es unwahrscheinlich, dass Infineon im laufenden Geschäftsjahr weitere Finanzmittel über den Kapitalmarkt besorgen werde. Die Papiere fielen 2,4 Prozent auf 22,85 Euro.
Auch die anderen High-Tech-Titel standen unter Druck. Die Siemens-Aktie fiel 2,6 Prozent auf 70,49 Euro, für die Siemens-Tochter Epcos ging es 5,8 Prozent auf 45,42 Euro nach unten und SAP notierte mit 2,6 Prozent bei 157 Euro im Minus.
Die Analysten von Morgan Stanley hatten am Morgen die Aktie von Nokia auf "underperform" von zuvor "neutral" heruntergestuft und das Kursziel für die Papiere mit 15 Euro benannt. Die Nokia-Aktie fiel zeitweise knapp 6 Prozent auf 24,00 Euro. Nokia sei der größte Handy-Hersteller der Welt, so ein Händler, da belaste eine solche Abstufung natürlich die gesamte Branche.
Im Minus schlossen auch die Papiere der Deutschen Telekom, die 0,1 Prozent auf 17,68 Euro nachgaben. Die Mobilfunktochter des Bonner Konzerns will ab Februar die Preise für den Versand von Kurzmitteilungen, den sogenannten SMS, erhöhen. Allerdings wurde die geplante Gebührenerhöhung nach starker Kritik von Verbraucherschützern und Politikern teilweise zurückgenommen. "Wir haben uns entschieden, neben den neuen Tarifen für Neukunden auch die alten Tarife weiterhin bestehen zu lassen", sagte ein T-Mobile-Sprecher. Künftig habe der Kunde bei der Telekom die Wahl zwischen mehreren Angeboten, wobei die Preise für SMS-Kurzmitteilungen unterschiedlich hoch ausfielen. Damit könne der Kunde nun zwischen alten Tarifen, die einen niedrigeren SMS-Preis aber höhere Grundgebühren aufwiesen und den neuen Tarifen mit geringeren Grundgebühren aber höheren SMS-Preisen wählen. Acht Cent kostet die SMS nach Angaben des Sprechers bei den alten Tarifen, bei den neuen Angeboten liegt der Preis mit 19 Cent mehr als doppelt so hoch.
Der Energiekonzern E.On muss nach dem „Nein“ des Bundeskartellamts zu der geplanten Übernahme der Ruhrgas AG nun auf die Hilfe des Bundeswirtschaftsministers hoffen. E.On kündigte an, man wolle nun die sogenannte Ministererlaubnis beantragen, mit der ein Verbot des Kartellamts außer Kraft gesetzt werden kann. Die Papiere gaben 0,3 Prozent auf 58,80 Euro nach.
Der zum Tourismuskonzern Preussag gehörende Reiseveranstalter TUI rechnet nach eigenen Angaben auf Grund gestiegener Buchungen mit einem baldigen Ende der Krise in der Branche. In den vergangenen Tagen seien die Buchungen für die Wintersaison und auch für die kommende Sommersaison deutlich angezogen, so das Unternehmen. Die Aktie stieg knapp 4 Prozent auf 33,27 Euro.
Morgan Stanley hat die Aktie der Deutschen Bank auf „underperform“ von zuvor „neutral“ heruntergestuft, das Kursziel benannten die Analysten mit 70,70 Euro. Die Aktie fiel 2 Prozent auf 76,50 Euro.
Eine Analysten-Aufstufung gab es dagegen für die Aktie von Degussa. Credit Suisse First Boston hat die Papiere des Chemiekonzerns auf "buy" von zuvor "hold " hochgestuft. Die Degussa-Aktie legte 1,2 Prozent auf 30,55 Euro zu.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax gehörte auch die Bayer-Aktie, die 1,3 Prozent auf 36 Euro zulegte. Der Pharma-Konzern strebt am Donnerstag im zweiten Anlauf die Notierung an der Wall Street an. Die Analysten von UBS Warburg haben das Kursziel für die Aktien auf 38 von zuvor 33 Euro angehoben.
Quelle: ntv.de