Heidelbergcement bricht ein Dax rettet die 5000
06.01.2009, 17:37 UhrDie deutschen Standardwerte haben am Dienstag Tritt gefasst und über der Marke von 5.000 Punkten geschlossen. Die Abwärtsbewegung, die kurz vor Handelsschluss einsetzte, wurde rechtzeitig abgebremst. Nach den jüngsten US-Konjunkturdaten war der Dax sogar über die Marke von 5.100 Punkte geklettert. Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor der USA stieg auf 40,6 von 37,3 Zähler. Analysten hatten mit einem leichten Minus gerechnet.
Besonders die VW-Aktie half dem Markt auf die Sprünge. Schwach präsentierten sich dagegen Bankentitel und Metro. Etwas Rückenwind erhielten die Exporteure vom Euro, der zum Dollar auf ein Dreiwochentief gefallen ist. Die Nachricht vom Tod des schwäbischen Unternehmers Adolf Merckle sorgte am Nachmittag für einen Kurseinbruch bei der im MDax notierten Heidelbergcement.
Der Dax notierte zuletzt mit 5.026 Zählern 0,8 Prozent höher als am Vorabend. Der MDax lag mit 0,3 Prozent im Plus bei 5.861 Zählern.
Der in Geldnöten geratene schwäbische Unternehmer Adolf Merckle starb bereits am Montag. Wie die Familie mitteilte, handelt es sich um Selbstmord. "Da haben einige Anleger Angst, dass es niemanden gibt, der in dieser sensitiven Lage für das Unternehmen die Verhandlungen fortführen kann," sagte ein Händler. Fehlspekulationen mit Volkswagen-Aktien hatten Merckle in Finanznöte gebracht. Über Sohn Cement und die VEM hielt Merckle knapp 80 Prozent an Heidelbergcement. Der Druck auf einen Verkauf des Anteils dürfte sich jetzt erhöhen, zumal die Holding VEM, über die die Beteiligung gehalten wird, stark verschuldet ist. "Ein Platzierung im derzeitigen Umfeld wäre natürlich nur zu ungünstigen Konditionen möglich", fügt ein Händler hinzu. Die Aktien von Heidelbergcement verloren bis zu 12,5 Prozent, zuletzt notierten sie 6,2 Prozent leichter.
Die Autowerte zeigten sich trotz schwacher US-Absatzzahlen generell fester. Ein Drittel der Kursgewinne des deutschen Leitindex ging allerdings allein auf das Konto des Wolfsburger Autokonzerns Volkswagen, nachdem die Börsianer auf eine Komplettübernahme von VW durch Porsche setzen.
Dennoch sind viele Börsianer skeptisch. "Es weiß einfach keiner, was das Jahr bringen wird. 2008 waren die Prognosen zwar falsch - aber wenigstens gab es welche", so ein Händler. "Die Stimmung vor Weihnachten war viel zu pessimistisch", sagte ein anderer Marktteilnehmer. Aber noch seien viele Anleger nicht aus den Weihnachtsferien zurückgekehrt, so dass die Umsätze niedrig seien und der Markt schnell wieder in die andere Richtung laufen könne.
Volkswagen profitierten Händlern zufolge von der Nachricht, dass Porsche mit 50,8 Prozent die Mehrheit an dem Wolfsburger Konzern übernommen hat. VW zogen 11,9 Prozent an. Porsche stiegen um 2,7 Prozent. Auch die anderen Autotitel standen auf der Gewinnerseite - trotz deutlich sinkender Verkaufszahlen auf dem wichtigen US-Markt. Daimler legten 3,3 Prozent zu. BMW landeten allerdings nach einer Berg- und Talfahrt mit 0,3 Prozent im Minus.
Für den gesamten US-Automarkt 2008 ließen die vorläufigen Daten vom Montag einen Absturz auf etwas mehr als 13 Millionen verkaufte Wagen erwarten - nach mehr als 16 Millionen im Vorjahr. Bei BMW fiel der US-Konzernabsatz 2008 um knapp zehn Prozent, im Monat Dezember sogar um fast 36 Prozent.
Daimler schlug sich 2008 durch den in den USA neu gestarteten Kleinwagen Smart mit einem Rückgang von lediglich 1,5 Prozent noch recht gut. VW verkaufte in den USA im Jahresvergleich 3,2 Prozent weniger Autos. Der Porsche-Absatz brach 2008 um rund 25 Prozent ein. Händler reagierten kaum überrascht: "Die Zahlen sind so schlecht wie befürchtet", sagte ein Marktteilnehmer.
Die meisten Finanztitel gerieten unter Druck, allen voran die Allianz-Aktie, die um 4,8 Prozent sank. Laut "Handelsblatt" verhandeln die bisherige Dresdner-Mutter Allianz und die Commerzbank mit dem staatlichen Rettungsfonds SoFFin über staatliche Hilfen für die Dresdner Bank. Solange das nicht geschehen sei, sei nicht mit dem offiziellen Abschluss des Dresdner-Verkaufs an die Commerzbank zu rechnen. "Offenbar ist der Kapitalbedarf bei der Commerzbank und der Dresdner Bank deutlich höher als erwartet - und das auch noch schneller als gedacht", sagte ein Händler.
Das sei keine gute Nachricht und trübe auch die Stimmung für andere Finanzwerte, sagte ein anderer Börsianer. Commerzbank verbuchten ein Minus von 2,4 Prozent.
Deutlicher fielen im Dax Metro zurück. Die Aktie verlor nach einer Herabstufung durch die Analysten von Merrill Lynch 3,5 Prozent.
Im MDax fielen Hochtief 5,0 Prozent, nachdem die australische Tochter Leighton ihre Gewinnprognosen für das laufende Geschäftsjahr zurückgenommen hatte. Der deutsche Baukonzern hält jedoch an seinen eigenen Prognosen fest.
Die Aktie des MDax-Neulings Fielmann verlor 2,8 Prozent. Sie kam an diesem Morgen für Altana in den Index der mittelgroßen Werte. Altana notierten 1,3 Prozent leichter.
Im TecDax drückte ein pessimistischer Ausblick von LDK die Kurse der Solarwerte. Der chinesische Solartechnikkonzern, der auch Q-Cells beliefert, hatte seine Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr 2009 heruntergeschraubt. Q-Cells fielen um 4,3 Prozent, Solarworld um 3,1 Prozent.
Quelle: ntv.de