Banken, Detroit und der Zucker Dax schließt guten Mutes
13.01.2014, 18:42 Uhr
Freundliche Stimmung am deutschen Aktienmarkt: Auf einen unsicheren Start folgt ein robuster Feierabend.
(Foto: REUTERS)
Im Frankfurter Aktienhandel gehen Anleger mit zufriedenen Gesichtern in den Feierabend: Kräftiger Rückenwind aus dem Finanzsektor und der Autobranche treiben den deutschen Leitindex über die Schwelle bei 9500 Punkten.
Kurssprünge bei Banktiteln und eine Reihe solider Unternehmensnachrichten haben die Stimmung am deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn gestützt. Der Dax schloss 0,39 Prozent höher bei 9510,17 Punkten. Für den MDax ging es zwischenzeitig gar auf ein Rekordhoch bei 16.780 Punkten. Am Ende stand im Index mittelgroßer Werte noch ein Plus von 0,77 Prozent zu Buche, der Nebenwerteindex beendete den Handelstag bei 16.773,36 Punkten. Der TecDax zog um glatte 1,00 Prozent auf 1227,46 Punkte an.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien aus der deutschen Bankenbranche auf den Spitzenplätzen im Dax. Die Aktien der Commerzbank führten mit plus 5,5 Prozent auf 13,68 Euro, die Papiere der Deutschen Bank folgten dahinter mit plus 4,7 Prozent. Die Bankenregulierer machen es europäischen Großbanken leichter, die kritische Verschuldungsquote zu erfüllen.
Beim Ringen um die Kapitalregeln für Banken ("Basel III") haben vor allem Investmentbanken einen wichtigen Erfolg erzielt. Die Aufseher ruderten am Sonntagabend zurück: Europas Banken müssen künstliche Finanzprodukte (Derivate) wie zum Beispiel Aktienoptionen oder Warentermingeschäfte mit deutlich weniger Eigenkapital absichern als bislang geplant. Die Nachsicht der Regulierer sollte die Sorgen um die Verschuldungsquote vor allem bei Barclays und Deutscher Bank lindern, erklärte Kinner Lakhani, Analyst bei der Citi.
"Das ist eine gute Nachricht, denn es verschafft den Banken Luft zum Atmen", bestätigte Aktienhändler David Thebault vom Brokerhaus Global Equities. Viele Anleger hätten befürchtet, dass bei zu strengen Regelungen der Gewinn der Geldhäuser schrumpft. Der Index für die europäischen Banken stieg am Montag um bis zu 1,6 Prozent und notierte mit 205,62 Punkten auf dem höchsten Stand seit April 2011.
Abgesehen davon richteten Anleger ihre Blicke auf die aktuell vorliegenden Geschäftszahlen. Im Dax verteuerten sich Aktien von Continental nach einem unerwartet starken Gewinnanstieg 2013 um 1,2 Prozent. Der Autozulieferer konnte seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr zudem leicht steigern. Im MDax sicherten sich Südzucker ihren ersten Platz mit einem Kursplus von mehr als 11 Prozent, nachdem Zahlen zum dritten Geschäftsquartal des Zuckerkonzerns besser als erwartet ausgefallen waren.
Gesucht waren zudem die Aktien von ThyssenKrupp mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 18,21 Euro. Der Konzern ordnet seine Industriesparte neu. Aus technischer Sicht haben die Titel zudem Aufholpotenzial, wie ein charttechnisch orientierter Beobachter erklärte. Allein seit Anfang Dezember haben sie mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Auch die Hoffnung auf einen Verkauf des Werks in Brasilien helfe, meinte ein Händler.
Daneben zählten die Automobilaktien zu Wochenbeginn zu den Gewinner. Der Sektor werde von mehreren Hochstufungen gestützt, sagt ein Händler. Daneben sorge die Automesse in Detroit für positive Nachrichten und verstärktes Anlegerinteresse. Die Titel von Daimler, BMW und VW verteuerten sich zwischen 0,2 und 1,2 Prozent. BMW stellte nach dem Absatzrekord für das zu Ende gegangene Jahr auch für 2014 steigende Autoverkäufe in Aussicht.
Die Umsatzzahlen des Einzelhändlers Metro lagen Analysten zufolge im Rahmen der Erwartungen. Von größerer Bedeutung sei ohnehin der mögliche Börsengang des russischen Ablegers von Cash & Carry in der ersten Jahreshälfte. Die Aktie legte um 2,5 Prozent auf 35,85 Euro zu. Die Aktie der Air Berlin verteuerte sich um 11 Prozent, nachdem der Großaktionär, die arabische Airline Etihad, ihre langfristige Partnerschaft bekräftigt hatte.
An der Pariser Börse zählten Peugeot mit einem Kursplus von 7,8 Prozent zu den Favoriten. Medienberichten zufolge plant der französische Autobauer mit seinem chinesischen Partner Dongfeng den Bau eines neuen Werks in China. Maxime Picat, Chef der Marke Peugeot, wollte dies in einem Radio-Interview nicht bestätigen. Er betonte allerdings, dass die Erweiterung der Kapazitäten in China ein logischer Schritt sei.
Der Eurostoxx50 schloss 0,25 Prozent höher bei 3111,94 Punkten. Die Börsen in Paris und London verzeichneten ebenfalls Gewinne. In New York lag der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa hingegen mit 0,10 Prozent im Minus.
Für reichlich Diskussionsstoff sorgte die US-Geldpolitik. Börsianer rätselten, ob und wie die Fed auf die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag reagiert. Die US-Notenbank, die das Volumen ihrer monatlichen Wertpapierkäufe zum Jahreswechsel von 85 auf 75 Milliarden Dollar reduziert hat, macht die weitere Straffung ihrer Geldpolitik von der Entwicklung der Beschäftigung abhängig. Die Terminkontrakte auf US-Zinsen signalisierten am Montag, dass Anleger nun frühestens Ende 2015 statt wie bisher Mitte 2015 mit einer ersten Leitzinserhöhung rechnen.
Die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag hätten größere Kurssprünge im europäischen Aktienhandel verhindert, hieß es. Anleger sind demnach unsicher, ob sich die Fed zu einem weiteren Drosseln ihrer Konjunkturhilfen durchringen kann. Ende Januar bietet sich auf der nächsten Zinssitzung der Fed Gelegenheit für eine weitere Verringerung der milliardenschweren Anleihenkäufe.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,56 (Freitag: 1,60) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,32 Prozent auf 132,78 Punkte. Der Bund-Future kletterte um 0,19 Prozent auf 140,63 Punkte. Der Kurs des Euro legte zu. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3654 (1,3587) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7324 (0,7360) Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/jwu/DJ/dpa/rts