"Der Markt ist angeschlagen" Dax schließt im Minus
24.06.2013, 18:13 Uhr
Die Dax-Kurve im Montagshandel: Experten beobachten ein "globales Deleveraging".
(Foto: REUTERS)
Gute Nachrichten haben derzeit wenig Chancen. Der Frankfurter Börsenhandel kann seine Sorgen über das Wochenende nicht ablegen. Der Blick richtet sich auf die Stabilität des Finanzsystems in China. Die Talfahrt geht somit vorerst weiter.
Der deutsche Aktienmarkt hat den ersten Handelstag der neuen Woche mit Verlusten beendet. Neue Gründe brauchte es dazu nicht. Wie schon in den vergangenen Handelstagen trübte die Unsicherheit über die Entwicklung in China Stimmung. Auch ein besser als erwartet ausgefallener Ifo-Index konnte dies nicht verhindern. "Investoren haben Angst, dass die derzeitigen Spannungen im chinesischen Bankensystem das Wachstum der Volksrepublik weiter schwächen könnten", sagte ein Händler. Die Anleger seien ohnehin schon durch die Aussicht auf eine baldige Straffung der US-Geldpolitik stark verunsichert.
"Der Markt ist angeschlagen", sagte ein Händler schon früh. Zu den Gründen gesellt sich zudem noch unverändert das globale "Deleveraging" - also das Zurückfahren von kreditgehebelten Börsen-Investments. Auch der Blick auf das US-Parkett am Nachmittag änderte die Stimmung nicht.
Letztlich schloss der Dax 1,2 Prozent schwächer bei 7692 Punkten ein. Damit ist das Jahresplus von zwischenzeitlich bis zu gut zwölf Prozent fast komplett dahin. Für den MDax ging es am Ende es sogar um 2,3 Prozent auf 13.263 Zähler nach unten. Der TecDax gab ebenfalls kräftig nach und beendet den Tag bei 898 Punkten - ein Minus von 2,4 Prozent.
Der Eurostoxx50 verliert 1,4 Prozent auf 2513 Zähler. An den europäischen Börsen seien vorsichtige Erholungsversuche bei hohen Umsätzen von Verkäufern überrollt worden, hatte es am Vormittag geheißen. Mit Sorge beobachten Händler vor allem, dass auch als "sicher" geglaubte Aktien zu den Leidtragenden des globalen Ausverkaufs zählen. Der Druck komme von der Future-Seite und habe sich durch das Reißen verschiedener Stopp-Losses noch erhöht.
Im Dax verbuchten Lanxess mit einem Minus von 4,0 Prozent auf 48,20 Euro die größten Verluste. Den konjunktursensiblen Wert bedrückt die Unsicherheit über die wirtschaftliche Stabilität Chinas besonders. Merck ermäßigten sich um 3,2 Prozent auf 115,55 Euro. Volkswagen gaben 3,0 Prozent auf 146,95 Euro nach.
Im Plus beendeten den Tag auf der anderen Seite mit Allianz und Daimler nur zwei Werte. Während die Papiere des Versicherers um 1,1 Prozent auf 106,65 Euro zulegten, gewannen die Titel des Autobauers 0,8 Prozent auf 43,50 Euro. Die Stuttgarter verzichten wegen der hohen Nachfrage auch in diesem Jahr auf Werksferien im Sommer. Börsianern zufolge signalisiert das eine entsprechend positive Auftragslage.
Titel schließen auf breiter Front im Minus
In der zweiten Reihe führten Dürr die Verlierer an. Die Papiere des Anlagenbauers büßten5,5 Prozent auf 43,11 Euro ein und konnten den Verlust zum Handelsende sogar noch etwas begrenzen. Händlern zufolge macht dem Titel die Furcht vor einer Konjunkturschwäche in China den Titel zu schaffen.
Das Unternehmen hatte zuletzt von dem Wachstum in der Volksrepublik und anderen Schwellenländern profitiert. In den vergangenen zwölf Monaten haben Dürr mehr als 90 Prozent an Wert zugelegt. Metro geben 5,5 Prozent auf 23,54 Euro nach.
Gegen den Trend stemmen sich SGL Carbon. Die Papiere verteuern sich um 3,9 Prozent auf 26,69 Euro. Kabel Deutschland sind mit einem mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 85,50 der zweite Gewinner. Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone kündigte eine 7,7 Mrd. Euro schwere Übernahmeofferte für den Kabelnetzbetreiber an. Vodafone will den Kabel-Deutschland-Aktionären 84,50 Euro je Aktie in bar zahlen. Dazu kommen 2,50 Euro in Form der Dividende, die Kabel Deutschland für das Geschäftsjahr 2012/13 versprochen hatte, aber noch nicht ausgezahlt hat.
"Fundamental ist das überteuert", meinte ein Marktteilnehmer. Deshalb dürfte der Kurs von Vodafone fallen, erwartet er. "Die Frage ist nun, was Liberty Media macht", ergänzt er. Sollte Liberty nachziehen, dürfte das wegen der Equity-Komponente erst über 90 Euro attraktiv sein. Allerdings rechnen die meisten Experten nicht mit einem neuen Gebot von Liberty Global.
Die Aktien des Börsenneulings LEG sind an diesem Montag in den Aktienindex MDax für die mittelgroßen Werte aufgenommen worden - und sinken um 3,4 Prozent auf 39,70 Euro. Für die Immobiliengesellschaft muss der Hamburger Hafenbetreiber HHLA weichen und in den SDax absteigen. Im Leitindex Dax und im Technologie-Index TecDax ändert sich nichts. Die nächste reguläre Überprüfung der Aktienindizes ist am 4. September. Dann erwarten Index-Experten umfassendere Änderungen.
Im TecDax brechen Nordex um 8,1 Prozent auf 4,62 Euro ab. SMA Solar fallen um 7,6 Prozent auf 20,89 Euro. Teurer sind dagegen LPKF, die um 3,4 Prozent auf 11,12 Euro anziehen. Adva legen leicht um 0,3 Prozent auf 3,76 Euro zu. Es sind die beiden einzigen Gewinner.
Quelle: ntv.de, jwu/mmo/rts/DJ