Richtungslos ins Wochenende Dax schließt im Plus
05.11.2010, 18:00 UhrAm deutschen Aktienmarkt erleben Händler am Freitag ein Wechselbad der Gefühle: Nach einem freundlichen Auftakt und einer zähen ersten Tageshälfte schwenkt der Dax erst am Nachmittag nach ermutigenden Signalen aus den USA in eine gewinnbringende Marschrichtung ein. Hinter dem Leitindex tanzen MDax und TecDax aus der Reihe.

Kongresswahlen, Fed-Entscheidung, Quartalsberichte - der Dax blickt auf eine ereignisreiche Woche zurück: "Ansonsten ist die Luft aber etwas raus".
(Foto: REUTERS)
Besser als erwartet ausgefallene Beschäftigungszahlen aus den USA haben dem Dax am Freitag weiteren Auftrieb gegeben. Der deutsche Leitindex, der tags zuvor bereits von der neuen Geldflut durch die US-Notenbank profitiert und daraufhin deutlich zugelegt hatte, stieg um weitere 0,29 Prozent auf 6754,20 Punkte. Mit seinem Tageshoch bei 6775 Punkten und dem neuen Schlussstand rückte der Dax damit noch etwas näher an das zuletzt vor zweieinhalb Jahren erreichte Niveau heran. Der MDax schloss am Freitag kaum verändert mit minus 0,06 Prozent auf 9450,82 Punkte. Der TecDax sank um 0,50 Prozent auf 817,68 Punkte.
Im Handelsverlauf standen unter anderem mit dem Auftragseingang in der deutschen Industrie und dem Arbeitsmarktbericht aus den USA richtungsweisende Konjunkturdaten an. Marktstratege Carsten Klude von der Hamburger Privatbank M.M.Warburg sprach von "guten Arbeitsmarktzahlen", die für etwas neuen Schwung gesorgt hätten. In den USA war die Beschäftigung im Oktober mehr als doppelt so stark gestiegen wie erwartet. "Ansonsten ist die Luft nach der sehr guten Entwicklung der vergangenen Tage aber etwas raus", resümierte er. Das ändere jedoch nichts daran, dass die f undamentalen Aussichten für den Aktienmarkt weiterhin gut seien.
Gewinnmitnahmen bremsten allerdings die Aktienmärkte vor dem Wochenende aus: Bis Handelsschluss in Europa lagen die US-Börsen leicht im Minus, auch der Eurostoxx50 verlor 0,3 Prozent. Die Geldschwemme der amerikanischen Notenbank Fed hatte am Donnerstag für Jubelstimmung an den Aktienmärkten gesorgt. Davon beflügelt legte der Dax in der abgelaufenen Woche 2,3 Prozent zu. Zwischenzeitlich notierte er so hoch wie seit Juni 2008 nicht mehr.
Die 7000-Punkte-Marke im Dax könnte nach Ansicht verschiedener Experten bald schon überw unden werden. Spitzenwert im Dax war mit plus 2,23 Prozent auf 41,86 Euro die Titel von . Nach einer anfänglichen Talfahrt gaben Aussagen des Unternehmenschefs den Aktien neuen Auftrieb. In der "Börsen-Zeitung" hatte sich Bernd Scheifele optimistisch geäußert, im kommenden Jahr wieder Preiserhöhungen in den USA durchsetzen zu können. Zudem war bekanntgeworden, dass Ludwig Merckle, Alleinerbe der Merckle-Gruppe und ehemaliger Mehrheitsaktionär von HeidelbergCement, seinen Anteil an dem Baustoffkonzern auf eine Sperrminorität aufgestockt hat. Am Donnerstag hatten sie sich bereits um 8,9 Prozent verteuert. Die Analysten von Natixis erhöhten das Kursziel auf 46 von 44 Euro und bekräftigten ihre Kaufempfehlung. Credit-Suisse-Analyst Arnaud Lehmann schrieb in einem Kommentar, er sehe weiterhin ein Ebitda-Wachstum von 15 und 13 Prozent für 2011 beziehungsweise 2012. Der Analyst beließ die Bewertung der Papiere bei "Outperform".
Hinter Heidelcement ragten im Dax Finanzwerte aus dem breiten Mittelfeld heraus. "Die Anleger suchen sich Aktien, die bislang noch nicht so gut gelaufen sind, wie zum Beispiel die Deutsche Bank", erklärte ein Händler. Die Titel des größten deutschen Geldinstituts stiegen um 0,8 Prozent. Im Sog der jüngsten Kapitalerhöhung hatten die Anleger meist einen Bogen um die Aktien gemacht, die in den vergangenen drei Monaten knapp 20 Prozent verloren haben. Am Freitag gewannen auch Commerzbank-Titel und schlossen zwei Prozent höher.
Europaweit notierten Finanzwerte jedoch größtenteils im Minus. Mit Gewinnmitnahmen reagierten Anleger auf die Geschäftszahlen von HSBC und Royal Bank of Scotland (RBS). Die Aktien der beiden britischen Kreditinstitute gehörten mit einem Minus von 1,7 beziehungsweise 4,5 Prozent zu den schwächsten Werten im Londoner Leitindex FTSE. "Die Ergebnisse von HSBC waren gut, aber die Aktien hatten einen sehr guten Lauf", sagte Händler Manoj Ladwa von ETX Capital. Mit Kursgewinnen von jeweils r und sieben Prozent gehörten die beiden Banken zu den stärksten FTSE-Werten der vergangenen Tage.

Die Lage am Donnerstag: Am Tag 1 nach dem Fed-Entscheid geht es kräftig nach oben. Am Tag 2 schon nicht mehr.
(Foto: dpa)
Mit Banco Santander und BBVA gerieten spanische Banken unter die Räder. Sie verloren 2,6 beziehungsweise 1,3 Prozent. Anleger sorgten sich erneut um die Stabilität der Haushalte von Euro-Peripherieländern. Weitere Kapitalerhöhungen bei Banken seien nicht auszuschließen, sagten Börsianer. Die Papiere der Bank of Ireland fielen um mehr als zehn Prozent. Auch die Kreditausfallversicherungen für Irland, Portugal und Spanien verteuerten sich deutlich.
Zu den schwächeren Dax-Werten gehörten dagegen die Anteilsscheine von Adidas, die weiter unter ihren negativ aufgenommenen Quartalszahlen samt Ausblick litten. Sie verloren 0,43 Prozent auf 46,30 Euro. Auch die Aktien der Deutschen Telekom gaben mit minus 0,54 Prozent auf 10,215 Euro weiter nach. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, dass die Telekom-Manager im neuen Jahr ihre Erträge stärker als bisher in Aussicht gestellt steigern müssen, um die langfristigen Konzernziele nicht zu verfehlen.
Die meisten Federn mussten im Dax Anleger mit Daimler-Aktien lassen. Die Papiere des Stuttgarter Autobauers gingen mit einem Minus von 2,1 Prozent aus dem Handel, nachdem sie am Vortag mehr als drei Prozent gewonnen hatten.
Gerüchte über ein Interesse des US-Einzelhändlers Home Depot an der Baumarktkette Praktiker ließen deren Anteile im MDax um 5,64 Prozent auf 7,05 Euro steigen. Dass der Rüstungskonzern EADS von den sieben Käuferländern grünes Licht für den Bau des Militärtransporters bekommen hat, gab den Aktien kaum Auftrieb. Sie rückten um moderate 0,30 Prozent auf 18,41 Euro vor. Händlern zufolge lastet die aktuelle Dollarschwäche auf den Papieren.
Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte schlossen uneinheitlich: Der Eurostoxx50 verlor 0,29 Prozent auf 2875,94 Punkte. Der Pariser Cac-40-Index beendete den Tag prozentual unverändert und der britische Leitindex FTSE 100 legte leicht zu. In den USA sanken die wichtigsten Indizes leicht, nachdem der Dow Jones tags zuvor auf dem höchsten Stand seit der Lehman-Pleite geschlossen hatte.
Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite der börsennotierten B undeswertpapiere auf 2,11 (Vortag: 2,23) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,36 Prozent auf 127,57 Punkte. Der B und Future stieg minimal um 0,17 Prozent auf 130,21 Punkte. Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4084 (1,4244) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7100 (0,7021) Euro.
Quelle: ntv.de, dpa/rts