Versuch einer Stabilisierung Dax schließt im Plus
16.04.2012, 18:00 Uhr
Der Auftakt war wacklig, dann aber ging es fest nach oben: Der Dax zu Wochenbeginn.
(Foto: REUTERS)
Zu Beginn der neuen Woche geht die erste und zweite Reihe des deutschen Aktienmarkts mit deutlichen Kursgewinnen aus dem Handel: In Dax und MDax greifen Anleger bei konjunkturnahen Namen zu. Im TecDax geht es mit den Solarwerten weiter abwärts.
Nach den kräftigen Verlusten der vergangenen Tage schlägt der deutsche Aktienmarkt eine neue Richtung ein: Der deutsche Leitindex Dax verzeichnete zum Handelsschluss ein Plus von 0,63 Prozent auf 6625,19 Punkte. Der MDax legte am Ende um 0,49 Prozent auf 10.545,67 Punkte zu. Der TecDax schloss dagegen belastet von sehr schwachen Solarwerten mit einem Abschlag von 0,26 Prozent auf 775,20 Punkte.
Händler sprachen von einem Versuch der Stabilisierung in einem nervösen Markt. Rückenwind bekam der deutsche Aktienmarkt von den US-Einzelhandelsdaten. Die Zahlen stimmten zuversichtlich, dass der private Konsum im ersten Quartal einen robusten Wachstumsbeitrag liefern könne, kommentierte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Sein Kollege Heinrich Bayer von der Postbank geht davon aus, dass der Einzelhandel das aktuelle Tempo auf Dauer zwar kaum halten könne, der private Verbrauch im Jahresverlauf aber ein solides Standbein der US-Konjunktur bleiben werde.
Angeführt wurde die Stimmungsumschwung im Dax von Titeln wie Linde, Beiersdorf oder Merck. An der Spitze des Index zogen RWE 2,4 Prozent an. Börsianern zufolge hat die geplante Komplettübernahme von International Power durch GdF Suez den gesamten Sektor in den Fokus gerückt. Angesichts der Kursverluste der vergangenen Wochen sei die Gelegenheit für einen Einstieg günstig, hieß es. Die Aktien von Eon verteuerten sich um 1,4 Prozent. GdF bietet den übrigen Eignern von International Power für deren 30-prozentigen Anteil insgesamt 6,8 Mrd. Pfund. Offenbar fand dieses Angebot bei Anteilseignern beider Parteien Anklang: Die Titel des französischen Versorgers zogen um 1,6 Prozent an, die des britischen Übernahmekandidaten gewannen 3,2 Prozent.
Weit vorn in der Anlegergunst standen Konsumgüteraktien wie Henkel: Der Düsseldorfer Konzern sieht sich allen wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Trotz auf dem Sprung zu einem neuen Rekordjahr. 2011 hatte der Hersteller von Waschmitteln, Shampoo und Klebern soviel umgesetzt und verdient wie nie zuvor. Die Aktien von Henkel beendeten den Handel am Tag der eigenen 1,8 Prozent im Plus.
Gefragt waren daneben auch die Autowerte: Die Aktien der Hersteller BMW, Daimler und VW belegten mit Gewinnen von jeweils mehr als zwei Prozent zeitweise die ersten drei Plätze im Dax. Grund dafür sei, dass einige Anleger die jüngsten Kursverluste angesichts der zuletzt sehr guten Absatzzahlen der Autobauer als nicht gerechtfertigt ansehen, meinte ein Händler. VW schlossen 1,7 Prozent fester, Daimler legten 1,4 Prozent zu und BMW gingen 1,8 Prozent fester aus dem Handel.
Die Titel des weltgrößten Chemiekonzerns BASF profitierten mit plus zwei Prozent auf 62,86 Euro von einem positiven Analystenkommentar. Die HSBC hatte die Aktien auf "Overweight" hochgestuft. Das starke Engagement im Öl- und Gasgeschäft sowie die Dividendenrendite von 4,4 Prozent sprächen für die Papiere, schrieb Analyst Geoff Haire in seiner Studie. Hinzu komme, dass BASF eine der günstigsten Bewertungen im Sektor aufweise.
Die Anteilsscheine des Sportartikelherstellers Adidas legten 1,9 Prozent zu. Abwärts ging es dagegen für die Finanzwerte. Hier schien sich die Verunsicherung im Hinblick auf die anstehenden Auktionen spanischer Staatsanleihen besonders stark auszuwirken: Die Papiere der Commerzbank rangierten mit einem Minus von 3,6 Prozent am Dax-Ende. Wie ein Händler sagte, litten die Aktien auch besonders deutlich unter den Sorgen um eine kränkelnde Weltwirtschaft.
Spanien-Woche im Dax
"Europa steht diese Woche für die Märkte im Mittelpunkt. Vor allem die Ergebnisse der spanischen Anleihe-Auktion könnten Hinweise darauf liefern, wie stark die Krise derzeit ist," erklärte Analyst Choi Chang-Ho von Shinhan Investment & Securities. Das Euro-Mitglied will am Dienstag Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit und am Donnerstag längerlaufende Anleihen begeben. Zuletzt hatte das klamme Land Investoren wieder höhere Zinsen zahlen müssen.
Für Aktienhändler Markus Huber von ETX Capital stehen neben den Sorgen um das spanische Budgetdefizit auch kritische Blicke auf die konjunkturellen Perspektiven der Weltwirtschaft im Vordergrund. Das laste auf dem Markt, sagte er. Die neue Woche werde ein klareres Bild darüber abgeben, in welche Richtung sich die Konjunktur in den kommenden Monaten bewegen dürfte, glaubt Huber. "Es ist zu viel Angst im Markt, als dass die Finanzwerte wirklich zu einer Erholung ansetzen könnten", ergänzte ein Händler.
Im MDax kletterten die Anteilsscheine der SGL Group nach Abschluss eines langfristigen Vertrages mit dem Stahlkonzern ArcelorMittal zur Lieferung von Graphitelektroden um 1,44 Prozent. Aktienhändler Jörg Heineke von Tao Capital sagte: "Der Großauftrag zeigt die Bedeutung der Produkte von SGL für die Stahlindustrie."
Die Fraport-Aktien sanken dagegen um 0,36 Prozent. Der Flughafenbetreiber hatte mitgeteilt, im März einen neuen Passagierrekord aufgestellt zu haben. In der Fracht hatte sich der Abwärtstrend hingegen fortgesetzt.
Im TecDax ließen die weiter Federn: Solarworld notierten zum Handelsschluss 3,5 Prozent im Minus, Phoenix Solar gaben 3,6 Prozent ab. Centrotherm fielen am Index-Ende 6,8 Prozent zurück.
Der Eurostoxx50 stieg um 0,42 Prozent auf 2301,19 Punkte. Gewinne gab es auch bei den Leitindizes in Paris und London. In den USA notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss ebenfalls im Plus.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,39 Prozent (Freitag: 1,40) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,03 Prozent auf 132,14 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,11 Prozent auf 140,42 Punkte zu.
Der Euro notierte zuletzt unverändert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,3024 (Freitag: 1,3148) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7678 (0,7606) Euro.
Quelle: ntv.de, dpa/rts