Marktberichte

Ende der Verlustserie Dax schließt im Plus

Fast schwerelos: Der Dax wagte sich heute vor.

Fast schwerelos: Der Dax wagte sich heute vor.

(Foto: REUTERS)

Die Herabstufung der Bonität Spaniens durch die US-Ratingagentur S&P deutet der Markt nach einem ersten Schreck positiv um: S&P erhöhe damit den Druck der Finanzmärkte, dass Spanien endlich den Antrag auf den EU-Rettungsschirm stellt, glaubt die Mehrheit der Börsianer. Das sei markttaktisch positiv. Rosige Zahlen vom US-Arbeitsmarkt befeuern den Dax zusätzlich.

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Die Herabstufung der Bonität Spaniens hat am deutschen Aktienmarkt neue Hoffnungen auf einen baldigen Hilfsantrag des hoch verschuldeten Landes geschürt. Besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitmarktdaten helfen mit, den Dax mehr als ein Prozent ins Plus zu hieven. Nach drei Verlusttagen steigt das Börsenbarometer zeitweise gar über die Marke von 7.300 Punkten. Zum Xetra-Schluss bleibt ein Plus von einem Prozent bei 7.281 Zählern übrig.

Am Mittwochabend hatte die Ratingagentur S&P die Bonität des hoch verschuldeten Landes auf BBB-Minus gesenkt. Damit rangiert Spanien nur noch eine Stufe über dem Ramschstatus. "Der Markt hatte immer in Richtung Moodys geschaut, und jetzt kam jemand anderes damit", sagte ein Händler. Dies habe für Verwirrung gesorgt: "Es ist nicht klar, ob sie damit die letzte Runde der Senkungen nur nachvollziehen, oder damit eine neue Runde von Abstufungen durch alle anderen Agenturen aufgemacht wird".

Zwar dürfte die Wahrscheinlichkeit nun marginal gestiegen sein, dass eine der Rating-Agenturen Spanien in naher Zukunft auf Ramschstatus setze, schrieb Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann in einem Kommentar. Doch eine höhere Unsicherheit bedeutet das aus seiner Sicht nicht unbedingt: "Würde eine weitere Rating-Verschlechterung einen Prozess auslösen, in dem Spanien unter den ESM-Rettungsschirm geht und die EZB ihr OMT-Programm aktiviert, wäre endlich Klarheit darüber hergestellt, wie die EZB denn eigentlich mit dem OMT verfahren will", erklärte der Experte.

OMT ist der Titel des neuen Anleihenaufkaufprogramms der Europäischen Zentralbank, mit dem die EZB überschuldeten Euro-Ländern zur Seite stehen will. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die betroffenen Staaten ESM-Hilfen ihrer europäischen Partner beantragen. Einen solchen Schritt zögert Spanien bislang aber noch hinaus. Am Rentenmarkt zog die Rendite für zehnjährige spanische Papiere in der Spitze auf 5,960 Prozent an, nach 5,827 Prozent im Vortagesgeschäft.

Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe ist in dieser Woche auf 339.000 zurückgegangen und damit auf den niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. "Der Arbeitsmarkt läuft weniger schlecht als befürchtet", meint ein Marktteilnehmer. Die US-Notenbank hatte am Mittwoch bereits auf die Stabilisierung am Immobilienmarkt verwiesen. Sollte sich nun auch noch der US-Arbeitsmarkt erholen, seien die beiden größten Belastungsfaktoren für die US-Wirtschaft auf dem Weg der Besserung.

An der Dax-Spitze standen die Aktien der Deutschen Bank mit einem Plus von 3,6 Prozent. Aber auch Dax-Neuling Lanxess konnte sich mit Plus 2,9 Prozent gut von der jüngsten Verlustserie erholen.

Die Papiere der Lufthansa zogen um 1,7 Prozent an. Auf den Direktverbindungen abseits der Drehkreuze Frankfurt und München fliegt die Gesellschaft künftig unter ihrer Billigflieger-Marke Germanwings.

Der Dax profitierte unter anderem auch von einem deutlichen Kursanstieg der Deutschen Telekom um 1,6 Prozent auf 9,36 Euro. Der japanische Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank erwägt einem Zeitungsbericht zufolge die Übernahme des US-Telekommunikationsunternehmens Sprint Nextel. Das könnte möglicherweise Schützenhilfe für die Deutsche Telekom und ihre geplante Übernahme des Wettbewerbers MetroPCS bedeuten. In der vergangenen Woche hatte es in Medienberichten geheißen, Sprint bereite ein Gegenangebot für MetroPCS vor, das wäre bei einem Gebot für Sprint Nextel möglicherweise vom Tisch.

Siemens machte dagegen eine Herunterstufung der Deutschen Bank zu schaffen. Die Aktien des Technologiekonzerns verloren 1,3 Prozent. Die Aussichten für die Branche verschlechterten sich, schrieben die Analysten in einem Kommentar. Sie sahen zudem bei dem angekündigten Sparprogramm des Konzerns Enttäuschungspotenzial. Siemens will mit einem zweijährigen Sparprogramm Kosten senken und verloren gegangenen Boden zur Konkurrenz gut machen. Auf einer Führungskräftetagung in Berlin stellte Vorstandschef Peter Löscher die Eckpunkte vor und räumte auch hausgemachte Probleme als Grund für das Programm ein. Konkrete Schritte will er aber erst am 8. November auf der Jahrespressekonferenz vorstellen.

Im TecDax reagierten Pfeiffer Vacuum ebenfalls auf einen Kommentar der Deutschen Bank. Die Analysten setzten die Titel auf "Sell" von "Hold", die Aktien fielen um mehr als fünf Prozent auf 81,75 Euro. Das Unternehmen sei großartig, aber die Bewertung passe nicht, schrieben die Analysten in einem Kommentar. Obwohl Pfeiffer meist gute Quartalsergebnisse vorlege, sei die hohe Bewertung im Vergleich mit den Wettbewerbern nicht gerechtfertigt.

Bessere Karten hatte ProSiebenSat.1: Ein positiver Kommentar von Barclays ließ die Aktien um 3,3Prozent auf 21,08 Euro steigen. Die Analysten zählen ProSieben unter den Fernsehsendern zu ihren Favoriten. Den offenbar in Fahrt kommenden milliardenschweren Verkauf der skandinavischen TV-Sender von ProSieben werteten sie positiv und setzten das Kursziel auf 22 von 21,50 Euro. Laut der Nachrichtenagentur Reuters arbeiten die Finanzinvestoren BC Partners, Providence und EQT sowie der US-PayTV-Anbieter Discovery Communications an einer Offerte.

Bei EADS kam es derweil trotz Kaufempfehlungen nach der gescheiterten Fusion mit BAE Systems zu Gewinnmitnahmen, die das Papier mit 0,79 Prozent ins Minus drückten

Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts

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