Marktberichte

Zypern lässt die Kurse zucken Dax schließt knapp im Plus

Das Sägezahnmuster zeigt das Ausmaß der Nervosität: Vor der Wiedereröffnung der Banken in Nikosia ist das Zypern-Kapital noch nicht abgeschlossen.

Das Sägezahnmuster zeigt das Ausmaß der Nervosität: Vor der Wiedereröffnung der Banken in Nikosia ist das Zypern-Kapital noch nicht abgeschlossen.

(Foto: REUTERS)

Nach der Verunsicherung zum Wochenstart wagen sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt nur sehr zögerlich aus der Deckung: Börsianer fürchten die psychologischen Folgen der Zypern-Rettung. Die Nervosität bleibt.

Nach drei schwächeren Handelstagen geht der deutsche Aktienmarkt erstmals wieder mit leichten Kursgewinnen aus dem Handel. Die Unruhe am Markt bleibt allerdings fast mit Händen greifbar: Anleger und Analysten diskutierten insbesondere die Aussagen des Eurogruppen-Chefs Jeroen Dijsselbloem zum künftigen Umgang mit Bankenkrisen innerhalb der Eurozone.

Der deutsche Leitindex Dax bewegte sich in einer vergleichsweise eng bemessenen Spanne von lediglich rund 50 Punkten und beendete den Handelstag letztlich 0,11 Prozent fester bei 7879,67 Punkten. Für den MDax ging es um 0,39 Prozent auf 13.391,50 Punkte nach oben. Der TecDax stieg um 0,88 Prozent auf 928,54 Punkte.

Die Andeutungen des Eurogruppen-Chefs, das Geld der Steuerzahler bei künftigen Banksanierungen schonen zu wollen, bergen der Berenberg Bank zufolge hohe Risiken. Sollte das Beispiel Zypern Schule machen, drohe eine erneute Kapitalflucht aus Krisenländern, warnte Ökonom Christian Schulz. Dijsselbloem bemühte sich ein einer am Vorabend verbreiteten Mitteilung zu betonen, dass Zypern ein Sonderfall sei und nicht als Musterlösung angesehen werden könne.

Börsianer fürchteten dennoch, dass die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung nach der Rettung Zyperns zumindest als Möglichkeit weiterhin im Raum steht. "Solange diese Unsicherheit im Markt besteht, haben die Aktienmärkte nur wenig Luft nach oben," meinte ein Marktbeobachter.

Im griechischen Aktienhandel mussten die Anteilsscheine griechischer Banken mit einem Tag Verspätung kräftige Kursverluste hinnehmen. Damit reagieren sie verzögert auf die Entwicklung in Zypern. Zu Wochenbeginn war die Athener Börse wegen eines Feiertages geschlossen geblieben.

"Das Risiko eine Bankruns"

"Das Rettungspaket, an dem auch Sparer mit Einlagen über 100.000 Euro beteiligt sind, schafft einen gefährlichen Präzendenzfall für zukünftige Rettungs-Verhandlungen" sagt Morten Helt, Analyst bei der Danske Bank. "Das Risiko eine Bankruns und Kapitalflucht habe sich deutlich für die Länder erhöht, die als nächste Kandidaten gehandelt werden", meinte Helt. Am Donnerstag soll das zyprische Bankensystem nach zwölf Tagen Zwangspause wieder den Geschäftsbetrieb aufnehmen.

In Griechenland wie auch in Spanien könnten Guthaben in dem Fall abgezogen werden, sollten dort Verhandlungen anstehen, befürchtete der Marktbeobachter. In Griechenland brachen die Aktien von Marfin Investment zeitweise um 14 Prozent ein. Die Aktien der Alpha-Bank verloren bis zu 5,3 Prozent. Der Index in Athen lag zeitweise 5,4 Prozent im Minus.

US-Verbraucher zweifeln

Durchwachsenen Konjunkturdaten aus den USA lieferten am Nachmittag ebenfalls keine klaren Impulse: Der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter stellte sich besser dar als erwartet, im Immobilienmarkt zogen die Hauspreise laut Case-Shiller-Index kräftig an. Zugleich trübte sich die Stimmung der Konsumenten jedoch überraschend deutlich ein. Das Verbrauchervertrauen fiel um 8,3 Punkte auf 59,7 Zähler, wie das private Forschungsinstitut Conference Board mitteilte. Volkswirte hatten lediglich einen leichten Rückgang auf 67,5 Punkte erwartet. Im Vormonat war der Indikator noch auf revidiert 68,0 Punkte (zuvor 69,6 Punkte) gestiegen.

Im Dax gewannen die Lanxess-Titel 2,9 Prozent. Händlern zufolge wurden am Markt zum wiederholten Mal Spekulationen um ein mögliches Interesse des US-Konzerns DuPont an dem Spezialchemieunternehmen herumgereicht.

Die Lufthansa-Aktien büßten hingegen 0,79 Prozent ein und gehörten damit zu den größten Verlierern im Leitindex. Als kurzfristige Belastung für die Stimmung sieht Commerzbank-Analyst Frank Skodzik die Unnachgiebigkeit der Fluggesellschaft in der laufenden Tarifauseinandersetzung.

Bewegung in der zweiten Reihe

Im MDax wurden einige Titel von Ausblicken und Zahlen angetrieben. Ein positiver Ausblick verhalf den Aktien des Roboter- und Anlagenbauers Kuka zu einem Kurssprung von 6,2 Prozent, was den Spitzenplatz im Index bedeutete.

Die Papiere des Pharmahändlers Celesio stiegen um 4,0 Prozent, womit sie den fast zweiprozentigen Kursrutsch vom Vortag mehr als wettmachten. Börsianer sahen Zahlen und Ausblick des Pharmahändlers zumeist im Rahmen der Erwartungen.

Dagegen büßten die Aktien von Schlusslicht Rheinmetall 4,4 Prozent ein. Die Autosparte dürfte operativ schwach bleiben und im Rüstungssegment gebe es strukturelle Probleme, schrieb Analyst Mark Braley von der Deutschen Bank.

Der Eurostoxx50 schloss 0,14 Prozent höher bei 2693,35 Punkten. Auch die nationalen Indizes in London und Paris legten zu und der US-Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen Handelsende gut ein halbes Prozent im Plus.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,10 Prozent am Vortag auf 1,07 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 135,25 Punkte und der Bund-Future verlor 0,01 Prozent auf 144,71 Punkte.

Der Euro stand zuletzt bei 1,2852 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,2861 (Montag: 1,2935) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,7775 (0,7731) Euro gekostet.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen