Marktberichte

8000 Punkte im Blick Dax schnuppert Höhenluft

Es geht weiter aufwärts.

Es geht weiter aufwärts.

(Foto: REUTERS)

Egal ob Dow Jones, EuroStoxx oder Dax – die Aktienmärkte klettern derzeit von einem Hoch zum nächsten. Börsianer machten für die jüngste Rally vor allem die Aussicht auf eine anhaltende Geldschwemme der weltweiten Zentralbanken verantwortlich.

Die Blicke an den Börsen gehen nach oben. Nach dem Dow Jones Index nimmt auch der Dax die historischen Höchststände oberhalb von 8000 Punkten in Angriff - im Jahr 2007 hatte der deutsche Leitindex 8151,57 Punkte erreicht.

"Über allem steht der Dow", meinte Chris Weston von IG Markets. Viele Anleger gingen davon aus, dass die Geldpolitik der Zentralbanken noch eine Weile sehr locker bleibe - das schaffe Raum für Aufwärtspotenzial, sagte Lionel Jardin vom Vermögensverwalter Assya Capital.

Der Dax legte 0,6 Prozent auf 7919 Punkte zu, der Leitindex tendiert damit auf dem höchsten Stand seit Anfang 2008. Zwischenzeitlich hatte er 7977 Zähler erreicht. Der MDax schloss nahezu unverändert bei 13.319 Punkten, während der TecDax mit 920 Zählern ebenfalls auf dem Niveau des Vortags aus dem Handel ging.

Angetrieben von der Spekulation auf weitere Geldspritzen der Notenbanken hatten sich die Anleger an den internationalen Börsen am Dienstag kräftig mit Aktien eingedeckt. Der Dow Jones erreichte ein Rekordhoch. Offenbar ziehe das weitere Käufer an, so dass der Aktienmarkt auch hierzulande noch einmal Fahrt nach oben aufnehme, kommentierten Händler. "Der Sprung des Dax über 8000 Zähler könnte somit durchaus noch in dieser Woche erfolgen. Es wäre nicht das erste Mal, dass man sich vom großen Bruder mitziehen lässt", sagte Daniel Saurenz von Feingold Research.

"Das ganze Geld muss irgendwo investiert werden, und von Aktien versprechen sich Anleger derzeit die höchste Rendite," sagte ein Händler. Der Renditevorteil sei so hoch, dass selbst Dividendenkürzungen wie bei Versorger- und Telekomwerten die Beliebtheit von Aktien nicht schmälerten, so LBBW-Analyst Ralph Herre.

Ob und wie stark die Rally sich fortsetzt, hängt nun vor allem von den Zentralbanken ab. Am Donnerstag stehen die Notenbanksitzungen in der Eurozone und Großbritannien auf der Agenda. "Während sich bei der Bank von England immer mehr Vertreter dafür aussprechen, das Anleihekaufprogramm zu erhöhen, dürfte die Europäische Zentralbank an ihrer Politik der ruhigen Hand vorerst festhalten", meinte Helaba-Analyst Christian Schmidt. Spekulationen, dass die EZB den Leitzins wegen der zuletzt rückläufigen Inflationsrate doch noch einmal nach unten schrauben könnte, hielten sich dennoch am Markt. Entscheidend dürfte sein, wie die Ökonomen und die Experten der 17 nationalen Notenbanken der Euro-Länder die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Monaten einschätzen.

Doch selbst wenn sich die EZB am Donnerstag nicht weit aus dem Fenster lehnen sollte, dürfte die derzeitige Geldschwemme kaum nachlassen. Experten erwarten, dass der künftige Chef der Bank von Japan, Haruhiko Kuroda, die Notenpresse noch stärker rotieren lassen wird als sein Vorgänger. Und auch in den USA mehrten sich zuletzt wieder Stimmen, dass die aggressiven Anleihekäufe noch eine Weile fortgesetzt werden.

Zuversichtliche Stimmung

Börsianer wiesen darauf hin, dass das billige Geld der Notenbanken nicht der einzige Grund für steigende Kurse sei. "Liquidität ist aber nur ein Baustein der Hausse", sagte Folker Hellmeyer, Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank."Der Erfolgspfad der Weltwirtschaft setzt sich fort. Außerdem sind die Bilanzen der deutschen Unternehmen deutlich besser als zur Zeit des bisherigen Dax-Rekordhochs von 2007."

Darüber hinaus betonten Börsianer seit Monaten, dass deutsche Aktien unterbewertet sind. So liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) der 30 Dax-Unternehmen derzeit bei etwa zehn. Das bedeutet, dass der Aktienkurs den Gewinn je Aktie um das Zehnfache übersteigt. Im langjährigen Durchschnitt erreichen die Dax-Firmen ein KGV von 15.

"In der Euro-Zone gibt es zwar große Unsicherheiten, vor allem was die politische Situation in Italien anbelangt", sagte Tobias Basse, Aktienstratege der NordLB. "Insgesamt hilft die Aussicht auf eine anziehende US-Konjunktur aber darüber hinweg. Die sich wiederbelebende Wirtschaft in den USA ist der Rettungsanker für die europäischen Börsen."

Darüber hinaus gebe es offenbar immer noch viele Anleger, die den Zug bislang verpasst hätten, betonte Helaba-Analyst Christian Schmidt. "Wenngleich Hedgefonds die höchste Aktien-Investitionsquote seit dem Jahr 2006 haben."

"Der Anstieg des Dax auf ein Rekordhoch ist nur eine Frage des 'wann' und nicht des 'ob'", sagt Hellmeyer. Der Index müsse sich aber noch etwas gedulden, so Marktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. "Selbst wenn die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Zinsen senken sollte, wird dieser Impuls voraussichtlich nicht ausreichen." Länger als einige Wochen werde es aber sicher nicht dauern, bis der Leitindex einen neuen Rekordstand erklimme.

Quartalszahlen im Blick

Auf Unternehmensseite standen vor allem Bilanzvorlagen im Fokus: So stiegen Henkel um 2,4 Prozent. Zwar seien die Resultate gemischt ausgefallen, meint ein Händler. Der Ausblick für das bereinigte Ergebnis sei hingegen gut.

Klöckner & Co legten im MDax 0,7 Prozent zu. Im vergangenen Jahr war der Stahlhändler tiefer in die roten Zahlen gerutscht als erwartet. Für 2013 gibt sich KlöCo aber optimistisch und erwartet ein positives Konzernergebnis. Dagegen verbilligten sich Axel Springer um 5,9 Prozent. Dafür machen Börsianer vor allem den Ausblick sowie die unter der Markterwartung liegende Dividende verantwortlich.

Indizes werden neu zusammengesetzt

Mit Solarworld verlässt eine weitere Solaraktie den Technologie-Index TecDax. Sie wird am 15. März von Telefonica Deutschland ersetzt. Mit SMA Solar ist nun nur noch eine Solaraktie in dem Index enthalten, der einst von der Solarbranche dominiert wurde. Im MDax ersetzt die Aktie von Norma die des Anlagenbauers Vossloh.

Für die Mitgliedschaft in einem deutschen Index sind die Marktkapitalisierung des Streubesitzes sowie der Aktienumsatz entscheidend. Bei einem Aufstieg in Dax, MDax & Co. kaufen vor allem diejenigen Fonds, die den entsprechenden Index abbilden, die Papiere der jeweiligen Unternehmen. Folgerichtig werfen sie diese bei einem Abstieg wieder aus ihren Depots.

Ein unerwartet hoher Verlust wegen neuerlicher Sonderbelastungen sorgte bei den Aktionären der IVG Immobilien für schlechte Laune. Dass der Immobilienkonzern zudem ankündigte, eine Hybridanleihe nicht zu bedienen, setzte die Titel zusätzlich unter Druck. Sie rutschten um knapp 20 Prozent ab und notieren damit so niedrig wie zuletzt Ende Dezember. "Dass IVG seine Bilanz noch einmal bereinigen muss, ist eine negative Überraschung", meinte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher und kassierte seine bisherige Kaufempfehlung.

Die Aussicht auf weitere Millionen-Einnahmen aus der Champions League gab den Aktien von Borussia Dortmund Auftrieb. Die Papiere stiegen um 1,9 Prozent. Der BVB hatte am Vorabend Schachtar Donezk besiegt und damit den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale geschafft.

Ob sich auch an der Wall Street die Blue-Chip-Indizes zu neuen Höchstständen aufschwingen, darüber könnten Konjunkturdaten entscheiden. Der private Dienstleister ADP veröffentlicht Arbeitsmarktdaten – am Freitag wartet mit dem offiziellen Arbeitsmarktbericht für Februar das Highlight der Woche. Außerdem stehen Aufträge für Industriegüter auf der Agenda. Am Abend publiziert zudem die US-Notenbank ihre auch "Beige Book" genannte Konjunktureinschätzung.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

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