Angst vor Währungskrise überwunden? Dax schöpft neue Kraft
28.01.2014, 17:40 Uhr
Siemens-Chef Joe Kaeser gibt den Märkten mit guten Zahlen Hoffnung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutschen Aktienmärkte zeigen sich zuversichtlich. Die Sorge über die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern verblasst einen Moment. Doch die Anleger bleiben nervös: Am Mittwoch entscheidet die US-Notenbank, ob sie ihre Anleihenkäufe drosseln wird.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt waren am Dienstag wieder etwas zuversichtlicher. Der Dax gewann 0,6 Prozent auf 9.406 Punkte. Der MDax legte 1,8 Prozent zu auf 16.417 Zähler. Und auch der TecDax schloss 2,5 Prozent fester bei 1.224 Punkten. Der deutsche Leitindex legte damit nach seiner jüngsten Verlustserie wieder zu. Seit Freitag hatte der Dax fast drei Prozent verloren - Sorgen um die wirtschaftliche und politische Entwicklung in einigen Schwellenländern hatten die Märkte weltweit ins Straucheln gebracht.
Die Aussicht auf ein Ende der Talfahrt der türkischen Lira nahm zwar einigen Börsianern am Dienstag die Angst vor einer Eskalation der Krise in den Schwellenländern. Doch zeigte das Auf und Ab der Kurse wie nervös die Investoren weiter sind. Mit Spannung warten die Anleger nun auf das Ergebnis der zweitägigen Fed-Sitzung. Die US-Notenbank wird am Mittwoch verkünden, ob sie ihre milliardenschweren monatlichen Anleihenkäufe weiter reduziert. Das könnte zu weiteren Verwerfungen in den Schwellenländern führen, falls Investoren ihr Geld abziehen und zunehmend wieder den als sicheren Hafen geltenden US-Kapitalmarkt anlaufen.
Schwache US-Konjunkturdaten bremsten die Erholung allerdings etwas aus: In den USA sind die Aufträge für langlebige Güter im Dezember überraschend um 4,3 Prozent gefallen. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg um 1,8 Prozent gerechnet. Trotz der enttäuschenden Daten sieht Helaba-Experte Johannes Jander aber keine Zweifel aufkommen, dass die US-Notenbank am Mittwoch eine erneute Reduzierung des Anleihekaufvolumens bekannt geben wird.
Auf und Ab bei Siemens-Aktie
Die Aktien von Siemens erlebten am Tag der Hauptversammlung eine Achterbahnfahrt. Anfänglich gehörten die Papiere zu den größten Gewinnern im Dax mit einem Plus von fast zwei Prozent. Dann drehten die Papiere mit 1,0 Prozent ins Minus. Und gingen am Ende mit einem Aufschlag von rund 1,6 Prozent aus dem Handel. Trotz stagnierender Einnahmen schraubte der Konzern den Gewinn des fortgeführten Geschäfts im Weihnachtsquartal binnen Jahresfrist um ein Fünftel nach oben. Als "sehr ordentlich" bewerteten Händler die Siemens-Geschäftszahlen in einer ersten Einschätzung.
Vor allem der positive Ausblick des Konzerns sorgte offenbar für Zuversicht. "Wenn Siemens von einer 'gewissen' Bodenbildung in Europa und einer 'etwas' längeren Erholung in China spricht, weiß man bei deren konservativem Stil, dass das als deutlich positives Erholungszeichen interpretiert werden muss", meinte ein Analyst.
RWE-Anleger mussten die Nachricht verdauen, dass der Konzern wegen wegbrechender Gewinne rund 3,3 Milliarden Euro zusätzlich abschreiben muss, den Löwenanteil davon im Segment "Konventionelle Stromerzeugung". Auf das für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis haben die Wertberichtigungen laut RWE keine Auswirkungen. Auch an ihrer Gewinnprognose für 2013 halten die Essener fest. Die RWE-Aktie gab 0,8 Prozent nach.
Wird Obermann neuer Lufthansa-Chef?
Auch die Lufthansa-Anleger wurden von einer Personalie verunsichert. Ex-Telekom-Chef René Obermann könnte womöglich schon bald Vorstandschef der Airline werden. Nach Informationen von "Handelsblatt" und "Rheinischer Post" hat der Lufthansa-Aufsichtsrat Kontakt zu Obermann aufgenommen. Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, das Findungsverfahren sei noch nicht abgeschlossen und noch keine Entscheidung gefallen. Lufthansa-Aktien gewannen 0,4 Prozent, gaben zwischenzeitlich aber bis zu 0,8 Prozent nach.
Für Osram ging es derweil mit rund 2,8 Prozent Aufschlag in die ersten Ränge des MDax. Die Philips-Resultate im Schlussquartal, in dem auch die Lichttechnik-Sparte stark gewachsen sei, untermauerten die positive Einschätzung der zur Wochenmitte erwarteten Quartalszahlen von Osram, sagte ein Händler.
Im TecDax gerieten Dialog Semiconductor ins Straucheln und verloren 0,5 Prozent, in der Spitze allerdings bis zu 5,0 Prozent. Anleger hatten den iPhone-Absatz und Umsatzausblick von Apple mit Enttäuschung aufgenommen. Im nachbörslichen US-Handel waren Apple um sechs Prozent abgerutscht. Software AG rückten trotz eines schrumpfenden Umsatzes und Gewinns um rund 7,1 Prozent vor. Händler sagten, die Zahlen für das vierte Quartal seien etwas besser ausgefallen als befürchtet, der Ausblick sei wie erwartet.
Quelle: ntv.de, hvg/rts