Dickes Plus Dax schüttelt Angst ab
14.09.2011, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt baut seine Gewinne am Mittwoch kräftig aus. Neben der Sehnsucht nach einer baldigen Lösung für die Euro-Schuldenkrise hilft auch der nahende Verfallstermin am Terminmarkt auf die Beine.
Erholung war auch am Mittwoch am deutschen Aktienmarkt angesagt. Die Kurse setzten auf breiter Front die am Dienstag begonnene Stabilisierung fort. Händler führten den neuen Aufwärtsdrang hauptsächlich auf den großen Verfall an der Termin- und Optionsbörse Eurex am Freitag zurück. "Die Positionierung an der Eurex spricht dafür, dass die Kurse bis Freitag noch weiter hoch laufen können", erwartete ein Broker. Darüber hinaus nährten wohlwollende Äußerungen von EU-Kommissionspräsident Barroso die Hoffnung auf gemeinsame europäische Staatsanleihen.
Der Dax beendete einen erneut sehr volatilen, nervösen Börsentag mit einem Plus von 3,4 Prozent oder 174 Punkten bei 5.340 und damit nur acht Punkte unter seinem Tageshoch. Von den 30 Dax-Titeln schloss mit der Merck-Aktie nur ein Dax-Papier mit einem leichten Abschlag. Auch mit dem MDax (+3,1 Prozent) und dem TecDax (+2,4 Prozent) ging es kräftig nach oben.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn hatten sich vor dem Europaparlament für die Einführung von Euro-Bonds ausgesprochen. Ungeachtet des vehementen Widerstandes der Bundesregierung gegen einen solchen Schritt setzten Anleger darauf, dass die Euro-Staaten die nervösen Finanzmärkte durch die Ausgabe gemeinsamer Anleihen beruhigen könnten. "Dies wäre der Wendepunkt und ein großer Schritt nach vorn", sagte Klaus Wiener, Chef-Volkswirt bei Generali Investments. Denn die höher verschuldeten Staaten könnten sich dann wieder am Kapitalmarkt refinanzieren. Allerdings wären die Euro-Bonds an strenge Auflagen zur Haushaltsdisziplin geknüpft. "Denn anders kann es nicht funktionieren."
Wie nervös Anleger unverändert sind, zeigte sich am Nachmittag, als der Dax innerhalb von wenigen Minuten um 70 Punkte absackte. Auslöser des Rückgangs waren Medienberichte, denen zufolge eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms im Finanzausschuss des österreichischen Parlaments nicht die nötige Mehrheit erhalten habe.
Fakt war jedoch, dass in dem Ausschuss über den Euro-Rettungsschirm selbst gar nicht debattiert oder gar abgestimmt worden war. Vielmehr fand der Vorschlag, das Thema am 21. September zu erörtern, nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit in dem Gremium. Als sich die Nachrichtenlage langsam aufklärte, holte der Dax die Verluste rasch wieder auf.
Autobauer preschen vor
Automobilaktien führten die Liste der Kursgewinner an. Seit Ende Juli ist der Euro-Stoxx-50-Automobilsektor um rund 35 Prozent eingebrochen. Nun erholten sich die Kurse angesichts einer wieder etwas zunehmenden Risikoneigung von Investoren. BMW stiegen um 6 Prozent auf 55,07 Euro, Daimler um 5,6 Prozent auf 34,25 Euro und VW-Vorzüge um 5,1 Prozent auf 108,50 Euro.
Siemens schlossen 3,1 Prozent fester bei 66,85 Euro. Kurz vor Börsenschluss teilten die Münchener mit, dass der Börsengang der Tochter Osram verschoben wird. Die Aktie ließ die Nachricht jedoch kalt. "Angesichts der Marktturbulenzen und der schwachen Kurse hat ohnehin niemand mehr an einen Börsengang geglaubt", sagte ein Händler.
Technisch geleitete Käufe machten Händler mit Blick auf Deutsche Börse als Kurstreiber aus. Die Aktie zog um 7 Prozent auf 42,86 Euro an und war damit Tagesgewinner im Dax. Sie sei aus einer wochenlangen Seitwärtsbewegung zwischen 37 und 41 Euro nach oben ausgebrochen. Deutsche Bank und Commerzbank blieben dagegen hinter dem Gesamtmarkt zurück, nachdem die Ratingagentur Moody's französische Großbanken abgestuft hatte.
Gesucht waren ferner Papiere, die als überdurchschnittlich konjunkturabhängig gelten wie Infineon, Lufthansa, MAN und ThyssenKrupp, die zwischen 3,9 Prozent und 6,7 Prozent zulegten. Ähnliches traf bei den Nebenwerten auf Continental (+6,1 Prozent), ElringKlinger (+7 Prozent), GEA (+8,2 Prozent) und Lanxess (+5,2 Prozent) zu.
Quelle: ntv.de, nne/DJ