Marktberichte

US-Daten verderben Party-Spaß Dax setzt wieder zum Sprung an

Hundstage an der Börse? Im Moment ist die Rally zumindest immer noch heiß.

Hundstage an der Börse? Im Moment ist die Rally zumindest immer noch heiß.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einer Mini-Verschnaufpause nimmt der Dax seine Rekordjagd wieder auf und springt über die 8400er-Marke. Gründe dafür gibt es zwar nicht, braucht der Markt aber auch nicht. "Das ist nur freies Geld, das laufend in den Markt fließt", sagt ein Händler. Für knallende Sektkorken reicht es am Ende aber nicht.

Getragen von immer neuen Wellen billigen Notenbank-Geldes sind die Aktienbörsen auf neue Höchststände gesprungen. Schwächer als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten haben dem deutschen Aktienmarkt am Nachmittag aber etwas den Wind aus den Segeln genommen.

Nachdem der Leitindex Dax am frühen Nachmittag noch zugelegt und erstmals seit seiner Berechnung die Marke von 8400 Punkten überwunden hatte, ging er am Abend mit lediglich plus 0,09 Prozent bei 8369,87 Punkten und damit kaum verändert aus dem Handel. Der MDax sank um 0,03 Prozent auf 14.051,43 Punkte, der TecDax legte hingegen um 0,38 Prozent auf 970,40 Punkte zu.

Nachrichtliche Gründe für den Sprung der deutschen Standardwerten auf das neue Rekordhoch gab es nicht. "Das zeigt einfach, dass es nur freies Geld ist, das laufend in den Markt fließt", erklärte ein Händler. "Wir leben in einer Welt, in der die üblichen Marktmechanismen ausgehebelt sind. In dieser Welt sind auch schlechte Konjunkturdaten gute Nachrichten, denn sie signalisieren eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik", ergänzte ein weiterer Börsianer.

Ähnlich bewertete auch Helaba-Analyst Ulrich Wortberg die Zahlen aus den USA: "Die außergewöhnlich niedrige Teuerungsrate spricht dafür, dass die US-Notenbank an ihrer laxen Geldpolitik festhalten kann. Auch der Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie die deutliche Korrektur der Baubeginne spricht gegen ein voreiliges Handeln der Notenbank."

Geld auf den Mühlen der Aktienmärkte

Was die Zentralbanken mit ihrer Geldflut ökonomisch bewirken können, zeigt die Entwicklung in Japan. Dort wuchs die Wirtschaft im ersten Quartal mit einem Plus von 0,9 Prozent überraschend stark. Dennoch machten einige Anleger Kasse, der Nikkei -Index verlor rund 0,4 Prozent. "Das sieht aus wie 'sell on good news'", sagte Stratege Roger Peeters von Close Brothers Seydler.

Dass die Flutung der Märkte durch Notenbank-Geld weiterhin nicht in der befürchteten Inflation münden, zeigten zudem die jüngsten Teuerungsdaten aus der Eurozone. Die Steigerung der Verbraucherpreise  im Euroraum hat im April kräftig abgenommen. Die Inflationsrate betrug 1,2 Prozent und lag damit deutlich unter dem Wert des  Vormonats,

Neben Continental und Deutscher Börse, die jeweils mit einem Dividendenabschlag gehandelt wurden, gehörten bei den Einzeltiteln im Leitindex die Anteilsscheine von Infineon zu den größten Verlierern, die 1,6 Prozent nachgaben. Händlern zufolge nahmen die Analysten der UBS die Titel von ihrer "most preferred list".

ThyssenKrupp-Aktien gewannen nach einer Kaufempfehlung der Societe Generale 1,9 Prozent. Am Vortag hatte der Stahlkonzern nach tiefroten Zahlen einen weiteren Jobkahlschlag verkündet. 3000 Mitarbeiter in der Verwaltung werden in den kommenden Monaten ihre Stelle verlieren.

Im MDax rutschten Kabel Deutschland um 3,1 Prozent ab. Händler verwiesen auf die Zusammenarbeit von Vodafone und Deutscher Telekom bei der Nutzung des VDSL-Netzes. Die Kooperation stelle eine Konkurrenz für Kabel Deutschland dar, sagte ein Börsianer. In den vergangenen Wochen war immer wieder darüber spekuliert worden, dass Vodafone Interesse am Kabelnetz von Kabel Deutschland habe - und damit eine mögliche Übernahme des im MDax gelisteten Unternehmens plane. "Damit bleibt allenfalls Liberty als möglicher Kaufinteressent für Kabel übrig", so ein Händler. Die Titel der Telekom notierten 2,7 Prozent höher.

Telekom-Chef René Obermann stand auf der Hauptversammlung in Köln zum letzten Mal den Aktionären Rede und Antwort. Dabei präsentierte der zum Jahresende ausscheidende Manager des größten deutschen Telekommunikationskonzerns eine durchwachsene Bilanz. Zwar konnten Obermann und sein Team zuletzt Fortschritte bei der Sanierung der angeschlagenen Mobilfunktochter in den USA erzielen. Doch waren die Umsätze und das operative Ergebnis des Telekommunikationsriesen auch im ersten Quartal 2013 weiter rückläufig.

Südzucker-Aktie bricht ein

Bei den Unternehmen in der zweiten Reihe sorgte unter anderem Beiersdorf  für Gesprächsstoff. Spekulationen über einen Verkauf von Anteilen des Großaktionärs Maxingvest an Procter & Gamble trieb die Titel des Konsumgüter-Herstellers zeitweise auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 72,30 Euro. Eine Maxingvest nahestehende Person sagte, an den Gerüchten sei nichts dran. Maxingvest selbst wollte zu dem Thema keine Stellung nehmen. Am Nachmittag notierten Beiersdorf noch 2,4 Prozent fester bei 71,69 Euro.

Eine bittere Pille hatten die Eigner von Südzucker zu schlucken: Europas größter Zuckerproduzent rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem Einbruch des operativen Ergebnisses auf rund 825 Mio. Euro nach 974 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. "Ein schwächeres Ergebnis war vielleicht absehbar, aber in dieser Härte hat der Markt damit nicht gerechnet", sagte ein Händler. Die gelisteten Südzucker-Titel brachen daraufhin um bis zu neun Prozent ein und waren mit 26,68 Euro so billig wie zuletzt im September 2012. Zuletzt notierten sie noch 6,7 Prozent leichter.

Quelle: ntv.de, ddi/mmo/DJ/rts

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