Marktberichte

Börsianer im Apple-Fieber Dax sonnt sich in Quartalszahlen

Von schlechten Nachrichten will am deutschen Aktienmarkt niemand etwas wissen.

Von schlechten Nachrichten will am deutschen Aktienmarkt niemand etwas wissen.

(Foto: dpa)

Anleger am deutschen Aktienmarkt werfen nach überragenden Quartalszahlen des US-Techriesen Apple ihre Sorgen vergangener Tage vollends über Bord. Die Kurse ziehen auf breiter Front an und bügeln damit den Kursrutsch vom Wochenstart aus. Der Dax erobert dabei die Marke von 6700 Punkten zurück.

Quartalszahlen am laufendenden Band haben die Kurse am deutschen Aktienmarkt weiter steigen lassen. Vor allem ein dickes Gewinnplus bei Apple sorgte für Euphorie, doch auch aus Europa kamen positive Impulse. Die jüngste Verschärfung der europäischen Schuldenkrise der vergangenen Tage oder schwache Konjunkturdaten aus den USA spielen dagegen keine Rolle.

Der Dax ging mit einem Tagesplus von 1,7 Prozent auf 6704,50 Punkte aus dem Handel. Für den MDax ging es um 2,5 Prozent auf 10.629,62 Punkte nach oben. Der TecDax kletterte um 1,9 Prozent auf 782,43 Punkte.

Besondere Aufmerksamkeit schenkten Börsianer den einmal mehr überraschend starken Zahlen von Apple. Der iPhone-Hersteller hatte im zweiten Geschäftsquartal einen Gewinn von 11,6 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahr hatte das Unternehmen damit seinen Überschuss fast verdoppelt. "Überraschend ist, dass Apple dank guter Verkäufe fast das Ergebnis aus dem Weihnachtsquartal erreicht hat", meint ein Marktteilnehmer. Roger Peeters, Analyst bei Close Brothers Seydler, warnte aber vor zu viel Euphorie: "Investoren sollten daran denken, dass die Apple-Zahlen ein Sonderfall und nicht repräsentativ für die gesamte US-Berichtssaison sind", schrieb er in einem Kommentar.

Ein überraschend starker Einbruch beim Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA ging ohne negative Auswirkungen am Markt vorüber. Nach Angaben des US-Handelsministeriums fielen die Orders gegenüber dem Vormonat um 4,2 Prozent. Damit wurde der stärkste Rückgang seit mehr als drei Jahren verzeichnet. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem nicht einmal halb so großen Rückgang gerechnet.

Nach Handelsschluss in Deutschland dürften sich die Blicke mancher Börsianer nach Washington richten. Die US-Notenbank wird nicht nur ihre Entscheidung über das Niveau der Leitzinsen bekanntgeben, sondern auch ihre Sicht auf die künftige Entwicklung des ZInsniveaus, der Wirtschaftswachstums und der Inflation sowie des Arbeitsmarktes erläutern.

Banken stark

Angeführt wurde die Gewinnerliste im Dax von Bankenaktien. Die Commerzbank legte als stärkster Wert 5,2 Prozent zu, die Deutsche Bank ging am Vorabend von Quartalszahlen mit einem Plus von 2,1 Prozent aus dem Handel. Getrieben wurden die Kurse von einem guten Zahlenwerk der Credit Suisse. Die Schweizer konnten den Abwärtstrend im Investmentbanking stoppen und verbuchten im ersten Quartal einen Reingewinn von 44 Mio. Franken. Damit lag das Institut deutlich über den Erwartungen. "Jede positive Nachricht aus der Branche schiebt derzeit die Finanzwerte an", sagte ein Händler.

K+S kletterten um 4,4 Prozent und reagierte damit auf die erhöhte Prognose von Mosaic. Der US-Wettbewerber hatte seinen Ausblick für das laufende Jahr aktualisiert und sieht nun die Absatzvolumina am oberen Ende der bisherigen Spanne. Zudem wird das globale Absatzpotenzial für Getreide vor einem scharfen Anstieg gesehen. "Alles in allem perfekte Nachrichten, um auch K+S hochzumachen", sagte ein Händler.

Lufthansa setzten ihren Aufwärtskurs des Vortages weiter fort und kletterten um 3,8 Prozent. Analysten von Morgan Stanley nahmen die Papiere der Fluglinie auf ihre Liste der attraktivsten Investitionen auf. Die Experten heben ihre Jahresprognose für Lufthansa wegen des soliden Passagieraufkommen im ersten Quartal an. Sie rechnen nun mit einem operativen Ergebnis von 601 Mio. Euro.

Linde profitierten mit einem Plus von 3,4 Prozent von guten Umsätzen des französischen Rivalen Air Liquide. "Die Zahlen sind stark. Sowohl der Gesamtumsatz als auch der Umsatz in der wichtigsten Sparte Gas & Services liegen noch über den höchsten Analystenschätzungen", sagte ein Händler.

Trotz einer gesenkten Jahresprognose kletterten die Papiere von Siemens um 1 Prozent. Mit 5,2 bis 5,4 Mrd. Euro liegt die Prognose nun deutlich unter den bisher avisierten 6 Mrd. Euro. Der Industriekonzern ist mit der neuen Schätzung allerdings nur da angekommen, wo die Prognosen der Analysten schon waren. Damit fehlt der Überraschungseffekt, zumal sich das Unternehmen in den vergangenen Wochen eher zurückhaltend geäußert hatte und der Kurs bereits um zehn Prozent gefallen war.

Von den guten Apple-Zahlen wurde der gesamte Sektor der weltweiten Zulieferer beflügelt. Am deutschen Aktienmarkt profitierten Dialog Semiconductor. Der TecDax-Wert hatte zuletzt Verluste hinnehmen müssen, legte aber nun um 4,8 Prozent zu. Im Dax legten Infineon mit 1,8 Prozent im Rahmen der Gesamtmarktentwicklung zu.

Kunden von Deutschlands zweitgrößtem Stahlkocher Salzgitter müssen sich auf höhere Stahlpreise einstellen. Im dritten Quartal dürften die Preise steigen, bekräftigte Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann am Rande der Hannover-Messe. Wie stark er die Preise anheben will, sagte der Manager aber nicht. Die ersten drei Monate des laufenden Jahres bezeichnete er als schwierig. Einen Verlust für das erste Quartal wollte der Salzgitter-Chef nicht ausschließen. Die gebeutelte Aktie erholte sich um 3,9 Prozent.

Dividendenabschläge drückten drei Aktien in der hinteren Börsenreihe. Der Spezialmaschinenbauer Gea Group schüttete 55 Cents je Aktie aus, was einem Minus von 2,2 Prozent entspricht. Mit 0,1 Prozent Minus gingen die Aktien dagegen rechnerisch stark aus dem Handel. Für den Sportartikler Puma ging es an der Börse um 1,7 Prozent aufwärts, die Dividendenausschüttung von 2 Euro je Aktie wäre dagegen für einen Abschlag von 0,8 Prozent verantwortlich. Damit verbucht die Aktie ein doppeltes Plus, obwohl Marktteilnehmer von enttäuschenden Quartalszahlen bei Puma sprachen. Im SDax schüttete Alstria Office 0,44 Euro je Aktie aus, was einem Dividendenaabschlag von 5,4 Prozent entspricht. Die Aktie verlor tatsächlich mit 3,6 Prozent weniger.

Quelle: ntv.de, nne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen