Verlierer zu Gewinnern Dax springt hoch
27.03.2008, 17:55 UhrDass nicht so schlechte Nachrichten gute Nachrichten sein können, bewies heute der deutsche Aktienmarkt. Der Dax stieg um 1,4 Prozent auf 6.578 Zählern und der Grund für die freundliche Stimmung war ausgerechnet die Aktie der Hypo Real Estate. Obwohl das Münchener Institut seine Jahresziele herabgesetzt hatte, drehte die Aktie zeitweise um fast 15 Prozent ins Plus.
Der Immobilienfinanzierer schließt nach den im Januar angekündigten Abschreibungen weitere Belastungen aus der Finanzkrise nicht aus. "Der Markt ist der Ansicht, dass da schon alles eingepreist ist, und die Aktie sowieso schon am Boden ist", erklärt ein Händler den Höhenflug der Aktie. Das sei mit der moderaten Reaktion der auf die Aussagen der Deutschen Bank am Vortag vergleichbar, sagte ein anderer. Nach der völlig überraschenden Aussage zu Subprime-Abschreibungen im Januar sei die Aktie in diesem Jahr sowieso schon um 60 Prozent abgestürzt. Zum Handelsschluss lag der Titel noch 13,97 Prozent im Plus bei 16,96 Euro.
Auch die übrigen Finanzwerte ließen sich von der Hypo Real Estate mitreißen. Die Aktien der Commerzbank stiegen um 2,2 Prozent und Dax-Schwergewicht Allianz um 2,5 Prozent. Auch die Versorger zogen deutlich an. So stiegen E.ON um 2,7 Prozent und RWE um zwei Prozent. Der mögliche Verlust der Sperrminorität von 25 Prozent der Kommunen an RWE mache die Aktie nun langsam für Übernahmefantasien attraktiv, heißt es.
Die aktuellen US-Konjunkturdaten hatten am Nachmittag den Euro gedrückt und dem Aktienmarkt weiteren Schwung gegeben. Die Gemeinschaftswährung notierte bei 1,5755 Dollar, nachdem sie vor Bekanntgabe der Daten um die Marke von 1,58 Dollar gependelt war. Den Daten zufolge ist die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 22. März mit 366.000 Anträgen im Vergleich zur Vorwoche etwas gesunken. Die zugleich veröffentlichten Zahlen zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal entsprachen dagegen mit einem Plus von 0,6 Prozent exakt den Schätzungen.
Der enttäuschende Quartalsbericht des Konkurrenten Oracle machte SAP schwer zu schaffen, die Aktie war mit einem Minus von 4,2 Prozent der größte Verlierer im Dax. Zudem sind auch noch amerikanische Müllmänner sauer auf den Softwarekonzern, Waste Management hat SAP auf mehr als 100 Mio. US-Dollar wegen defekter Software verklagt.
Im TecDax ziehen die Aktien von Q-Cells um 14,7 Prozent an, nachdem der Solarzellenhersteller seine Prognose angehoben hat. Die Aktien von Freenet legten erst über drei Prozent zu, sackten dann 2,7 Prozent ins Minus. Der Mobilfunkanbieter will den Konkurrenten Debitel übernehmen.
Ordentlich Vorschusslorbeeren gab es für Arques Industries. Die Beteiligungsgesellschaft will am 31. März ihre Bilanzbücher öffnen. Analysten erwarten ein ordentliches Gewinn- und Dividendenplus und so steigt die MDax-Aktie schon einmal um 10,3 Prozent.
Analystenlob half der Aktie von Premiere auf die Sprünge, der Titel zog um 6,4 Prozent an. J.P. Morgan bescheinigt Premiere erhebliches Aufwärtspotenzial in den kommenden 12 Monaten. Kurstreibende Impulse könnten von einem möglichen Gewinn der Fußball-TV-Rechte kommen, heißt es.
Auf eine technische Gegenbewegung führten Händler die Kursgewinne von Kl öckner & Co zurück, die um 9,1 Prozent steigen. Die Aktie handelt etwa 20 Euro unter den Hochs von Anfang Oktober. Möglicherweise kauften Investoren die Aktie mit Blick auf die anstehenden Zahlen, vermutet ein Händler. Das Unternehmen legt am Dienstag den Geschäftsbericht für 2007 vor.
Quelle: ntv.de