Solarwerte steigen kräftig Dax erholt sich
10.04.2013, 17:45 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Dax versucht sich einmal mehr an einer Stabilisierung. Anleger legen sich Versorger und Finanztitel ins Depot. Einen zuletzt rar gewordenen Tag auf der Gewinnerseite erleben die Solarwerte
Der Frankfurter Aktienmarkt hat deutliche Gewinne verzeichnet. Der Dax legte 2,2 Prozent auf 7810 Punkte zu, während der MDax 2,3 Prozent auf 13.268 Zähler gewann. Auch bei den Technologiewerten ging es aufwärts: Der TecDax stieg 1,5 Prozent auf 924 Punkte. Händlerin Anita Paluch von Gekko Markets sprach von einer "Rückkehr der Risikobereitschaft".
Bereits am Dienstag war der Dax hoffnungsvoll gestartet, drehte letztlich jedoch wieder klar ins Minus. Die Experten der Helaba sehen im Verlauf zwei Aspekte im Fokus: Zum einen die Industrieproduktionsdaten aus Frankreich, Italien und Spanien für Februar. Zum anderen stehe das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank im Blick, das aber erst nach Börsenschluss in Deutschland veröffentlicht wird.
Die Daten zur französischen Industrieproduktion fielen besser aus als erwartet. Im Februar stieg die Produktion um 0,7 Prozent, während Volkswirte im Schnitt nur mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet hatten. Überdies wurden die Januardaten nach oben revidiert. Dagegen ging die Industrieproduktion in Italien um 0,8 Prozent zurück und damit stärker als von Analysten vorhergesagt. Die Unternehmen im krisengeplagten Spanien drosselten ihre Produktion im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,5 Prozent – und damit den 18. Monat in Folge.
Während die Daten aus Südeuropa Sorgen bereiteten, hellten Konjunkturdaten aus China die Stimmung auf. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zeigen die Außenhandelsdaten für März einen merklichen Anstieg der Importe. "Die Daten von heute sind sehr positiv", kommentieren die Analysten von Nomura die Zahlen aus China. Damit deute sich eine weitere Erholung im ersten Quartal an. "Die Einfuhren signalisieren für uns einen freundlichen Ausblick", schrieb die NordLB in einem Kommentar. Auch andere Analysten beschrieben die offensichtliche Belebung der Inlandsnachfrage in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft als ermutigend.
"Was wir hier sehen, ist eine vorübergehende Aufheiterung der Stimmung", sagte ein Händler. Nach wie vor seien aber alle potenziellen Angstfaktoren im Hinterkopf. Für den Moment seien die Preise aber angemessen. "Die Zypern-Thematik hatte zwischenzeitlich verunsichert, aber nachdem sich Italien und Spanien ohne große Aufregung neues Geld leihen konnten, ist das erst einmal wieder abgehakt", erläuterte er. "Die Einschätzung derzeit ist, dass die Risiken für die Eurozone nicht wirklich gestiegen sind." Auch die US-Konjunktur erhole sich recht gut. "Auch wenn der jüngste Arbeitsmarktbericht enttäuscht hat, es war eine Wasserstandsmeldung und ändert nichts an der Tatsache, dass es bergauf geht."
Daimler drehen ins Plus
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Versorger: Eon gewannen 3,8 Prozent und RWE 4,5 Prozent. Aktien von Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen scheinen gesucht zu sein, wie es am Markt hieß. Andere Börsianer verwiesen darauf, dass sich Morgan Stanley zu beiden Konzernen positiv geäußert habe. Bei Eon lobten die Analysten die Fortschritte, die der Konzern in den Wachstumsmärkten Brasilien und Türkei mache. Mit Blick auf RWE würdigten sie, dass der Konzern bei seinen geplanten Beteiligungsverkäufen nun besser vorankomme.
Finanzwerte bauten ihr Vortagesplus aus. Deutsche Bank verteuerten sich um 4,2 Prozent, während Commerzbank 4 Prozent zulegten. Allianz stiegen 3 Prozent. Börsianer führen das auf Berichte zurück, denenzufolge Irland und Portugal als Anschubhilfe für ihre Rückkehr an den Kapitalmarkt auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen für ihre Hilfskredite um sieben Jahre hoffen dürfen. Beide Länder dringen seit Monaten auf mehr Zeit für die Rückzahlung der Darlehen. Das internationale Hilfsprogramm für Irland läuft in diesem Jahr aus, das für Portugal im kommenden Jahr.
Einigermaßen überrascht zeigten sich viele Händler über die Kursreaktion von Daimler. Nachdem die in Frage gestellte Konzernprognose zunächst zu einem Minus von rund 1 Prozent geführt hatte ging 4,3 Prozent im Plus aus dem Handel. Händler führen dies zumeist auf die Dividendenzahlung am Donnerstag zurück. "Sie schütten morgen eine Rendite von 5,4 Prozent aus, da wurde die Schwäche der Aktie sofort zum Einstieg genutzt", meint einer von ihnen. Der Einstiegskurs sei günstig, sagten andere Händler. Immerhin hätten die Aktien des Autoherstellers seit März acht Prozent an Wert verloren.
Erholt von seinen Vortagesverlusten präsentierten sich die Aktien von Lanxess. Sie stiegen um 5,9 Prozent und machten damit ihre Kursverluste der vergangenen beiden Tage wett. Händler sprachen von einer rein technischen Reaktion.
Lufthansa-Aktien kletterten nach Veröffentlichung der Verkehrszahlen vom März um 3,6 Prozent. "Die Rentabilität steigt", konstatiert ein Händler. Die reduzierten Kapazitäten glichen den Rückgang der Passagier- und Frachtzahlen mehr als aus. Geringere Kapazitäten bedeuteten weniger Gebühren, weniger Kerosinverbrauch und weniger Personalbedarf - und sicherten die Preise nach unten ab. "Das alles stützt die Rendite, bis die Airlines wieder auf Wachstum setzen können, vielleicht ab dem zweiten Halbjahr", sagt der Händler.
Solar-Aktien auf der Sonnenseite
Solarwerte setzten sich an die Kursspitze am deutschen Aktienmarkt. "Die Vorgaben von First Solar waren einfach zu gut und eine klare Ansage", sagte ein Händler. "Der positive Ausblick von First Solar ist endlich mal ein Lebenszeichen aus der Branche, das auch den heimischen Solarwerten Auftrieb gibt", meinte ein anderer Börsianer.
Im TecDax gewannen SMA Solar um 8,7 Prozent. Solarworld kletterten 10 Prozent, Singulus 6,9 Prozent. Centrotherm legten 7,3 Prozent zu. Im MDax stiegen Wacker Chemie um 5,8 Prozent. Das Unternehmen ist durch seine Polysilizium-Sparte stark im Solarmarkt engagiert, und deshalb haben auch diese Aktien in den vergangenen Monaten das Misstrauen der Anleger gegenüber dieser Branche zu spüren bekommen.
Gerresheimer zogen um 2,5 Prozent an. Der Verpackungsspezialist ist für das laufende Jahr nach einem unerwartet kräftigen Umsatzplus in den ersten drei Monaten etwas zuversichtlicher gestimmt.
Der Einzug ins Halbfinale der Champions League beeindruckte die BVB-Anleger nicht besonders: Die Aktien des Fußball-Bundesligisten verloren 0,7 Prozent. Damit lagen sie aber dennoch nur knapp unter ihrem Zweieinhalb-Jahres-Hoch der Vorwoche. Die Aktie ist allein seit Jahresbeginn um fast 20 Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de