Marktberichte

Nicht S&P, sondern Metro Dax steckt im Minus

(Foto: picture alliance / dpa)

S&P wetzt die Messer - aber die Auswirkungen sind kaum spürbar. Die Verluste halten sich in Grenzen. Sorgen machen im Dax die Versorger - und Metro.

Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag mit deutlichen Verlusten begonnen, diese dann aber teilweise wieder reduziert und sie dann doch mit in den Handelsschluss genommen. Schuld am Minus war ein Rundumschlag der US-Ratingagentur Standard & Poor's gegen die Länder der Eurozone. Zudem belastete einem Händler zufolge ein Medienbericht, aus dem hervorgeht, dass Griechenland dieses Jahr seine Haushaltsziele verfehlen dürfte. Wie die Zeitung "Kathimerini" ohne Nennung von Quellen berichtet, liegen die Steuereinnahmen einschließlich November bei 43 Mrd. Euro. Für 2011 hat sich Griechenland das Ziel gesetzt, 51 Mrd. Euro einzunehmen. Es dürfte schwer werden, die restlichen 8 Mrd Euro im Dezember einzusammeln, lautet die Einschätzung aus dem Handel.

Stützend wirkte sich dagegen eine Einschätzung der Deutschen Bank aus, die den Leitindex Ende 2012 bei einem Punktestand von 6600 sehen. Auch die erfreuliche Entwicklung im deutschen Auftragseingang wurde von den Anlegern positiv aufgenommen. Im Oktober stiegen die Auftragseingänge zum Vormonat um 5,2 Prozent - Volkswirte hatten lediglich mit 0,8 Prozent gerechnet.

Auch die Drohung von S&P, nun auch das Rating für die Europäische Finanzstabilitätsfazilität (EFSF) auf eine mögliche Herabstufung zu prüfen, zeigte nur kurz Auswikrungen. "Irgendwann ist es aber auch einmal gut. Demnächst prüft S&P eine Abstufung von S&P", meinte ein Händler. 

DAX
DAX 23.830,99

Der Dax verlor 1,3 Prozent auf 6029 Punkte und lag damit nicht weit vom Tagestief bei 6006 Zählern entfernt. Der MDax gab 1,1 Prozent auf 8944 Punkte ab, der TecDax 1,2 Prozent auf 694 Stellen. In den vergangenen sieben Handelstagen hatte der Dax in der Spitze um fast 15 Prozent zugelegt.

S&P droht

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte am späten Montagabend zu einem Rundumschlag in Europa ausgeholt. Sie warnte die bisher mit der Top-Bonitätsnote "AAA" bewerteten Länder, sie könnten wegen der europäischen Schuldenkrise abgewertet werden – zu den Ländern gehören auch Deutschland und Frankreich.

S&P begründete den Schritt damit, dass die Probleme in der Eurozone in den vergangenen Wochen ein Maß erreicht hätten, das die Zone als Ganzes unter Druck setze. Die Ratingagentur nannte auch das ihrer Meinung nach unkoordinierte und unentschlossene Handeln der Politiker als Grund für die Abwertung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatten zuvor angekündigt, sie wollten auf dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag die Entwicklung einer Wirtschaftsregierung in der Euro-Zone mit aller Macht vorantreiben.

Ein Marktteilnehmer sprach von einem ziemlich unerwarteten, schweren Schlag. Ein anderer Börsianer verwies auf das Timing der Aktion vor dem EU-Gipfel Ende der Woche, das den Ernst der Lage vor Augen führe und den Politikern zusätzlich Druck mache, Entscheidungen zu fällen. Der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, zeigte sich "erstaunt" über die Entscheidung und stufte diese als "unfair und exzessiv" ein.

"Für mich kommt der Schritt klar zu spät", so ein anderer Marktteilnehmer. Es sei seit längerem bekannt, dass die Verschuldung innerhalb der Eurozone zum Bruttoinlandsprodukt bis 2013 steige. "Es ist zudem kaum verständlich, dass einige Länder der Eurozone in dem aktuellen Umfeld ein besseres Rating als die USA besitzen". Die USA hatten im Sommer ihr Top-Rating durch S&P verloren.

Versorger unter Druck

Nachdem am Morgen noch die Finanzwerte die deutlichsten Verluste aufgewiesen hatten, waren es ab dem Mittag die Versorger: RWE zieht zur Stabilisierung seiner Bilanzstruktur die verschobene Kapitalerhöhung doch noch durch. "Die Kapitalerhöhung kommt nicht überraschend, das Volumen ist für das aktuelle Umfeld allerdings sehr hoch", so ein Händler. Ein anderer Händler sieht dagegen keine Probleme, die Aktien in dem Bereich zwischen 26 zu 27,50 Euro bei Investoren unterzubringen. "Der Markt ist momentan aufnahmebereit, zudem wurden die Aktionäre im Vorfeld langfristig darauf vorbereitet" lautet seine Einschätzung. RWE verloren 7,2 Prozent, Eon 3,4 Prozent.

Metro schockt

Auch Metro fielen deutlich zurück und wiesen ein Minus von 13,9 Prozent: Der größte deutsche Handelskonzern schockte im Weihnachtsgeschäft mit einer Gewinnwarnung: Vor dem Hintergrund der zunehmend spürbaren Folgen der Schuldenkrise und des schwach angelaufenen Weihnachtsgeschäftes schraubte das Unternehmen seine Erwartungen beim Umsatz und Gewinn für 2011 herunter.

Dagegen wiesen Merck und SAP mit Aufschlägen von 0,8 Prozent und 0,4 Prozent die größten Gewinne auf. Es waren auch die einzigen beiden Dax-Werte, die mit Aufschlägen aus dem Handel gingen.

Im MDax verbuchten Kabel Deutschland mit 1,9 Prozent die größten Zuwächse. HeidelDruck und Pro7Sat1 verloren dagegen 5,5 Prozent beziehungsweise 4,5 Prozent.

Kummer bei Air Berlin-Anlegern

Die Furcht vor einer möglichen Kapitalerhöhung zog Air Berlin tief ins Minus. Die Titel der Fluggesellschaft gaben 3,3 Prozent nach und waren damit einer der größten Verlierer im SDax. Einem Medienbericht zufolge steht die arabische Fluglinie Etihad vor einem Einstieg bei Air Berlin. Die Minderheitsbeteiligung solle durch die Ausgabe neuer Aktien von Air Berlin in die Wege geleitet werden. Die Titel der zweitgrößten deutschen Airline waren zunächst um bis zu 5,7 Prozent nach oben geschnellt. "Jetzt haben die Anleger aber Angst vor der Kapitalerhöhung, weil niemand weiß, wie groß die ausfallen könnte", sagte ein Händler.

Im TecDax wiesen nur Morphosys und Freenet Gewinne auf. Solarwerte waren dagegen auf der Verliererseite sehr gut vertreten: Q-Cells büßten 5,7 Prozent ein. PSI wiederum etwa 2,9 Prozent: Nach Einschätzung eines Analysten leidet die Aktie noch unter dem schwachen Neunmonats-Ergebnis. Belastend seien auch die Verzögerungen beim Netz-Ausbau in Deutschland. "Es fehlt der kurzfristige Treiber für das Papier", sagte der Marktteilnehmer.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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