Marktberichte

"Beherzt" Dax steigt weiter

Die deutschen Standardwerte haben am Donnerstag im Fahrwasser steigender US-Börsen noch einmal kräftig aufs Gas gedrückt. Händler nannten diesen Kursanstieg "beherzt". Die jüngsten US-Preisdaten spielten dabei keine Rolle; sie fielen höher aus als erwartet. Für anhaltenden Schwung sorgten da eher die Fed-Aussagen vom Vorabend sowie Short-Eindeckungen des Dax-Futures rund um die 7.800er-Marke.

Bei Handelsschluss notierte der Dax 2,2 Prozent höher bei 7.849 Punkten. Die Fed hatte am Mittwoch günstige Aussichten für die US-Konjunktur verbreitet und damit Sorgen vor baldigen Zinserhöhungen gedämpft.

In ihrem Konjunkturbericht sprach die US-Notenbank von einem moderaten Wachstum der Wirtschaft ohne starken Inflationsdruck. Trotz Zunahme der Einzelhandelsumsätze, zahlreicher Neueinstellungen und hoher Energiepreise habe der Preisdruck allgemein nicht zugenommen, hieß es. Die Schwäche im Immobiliensektor halte jedoch weiter an. Der Bericht wurde vom Markt genau verfolgt, da er zur Vorbereitung der nächsten Zinsentscheidung am 27./28. Juni dient.

Auf die US-Daten vom Donnerstag reagierte der Markt dann vergleichsweise gelassen. Die Daten seien so volatil, dass der aktuelle Ausschlag noch kein Inflationsszenario untermauere, hieß es. Teurere Energie hat die Erzeugerpreise in den USA im Mai erneut überraschend kräftig um 0,9 Prozent nach oben getrieben. Im April waren sie um 0,7 Prozent gestiegen. Für Mai waren 0,6 Prozent prognostiziert worden. In der Kernrate jedoch, also ohne Berücksichtigung der stark schwankenden Kosten für Energie und Lebensmittel, ergab sich nur ein Anstieg um 0,2 Prozent zum Vormonat, was im Rahmen der Erwartungen lag. Die Energiepreise in den USA legten im Mai um 4,1 Prozent zu und damit so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Hauptgrund war ein Anstieg der Benzinpreise um mehr als zehn Prozent.

Die Zahl der US-Erstanträge lag in der Woche zum 9. Juni mit 311.000 ebenfalls im Rahmen der Erwartungen (Konsens: 310.000). Inder Vorwoche hatte der Wert ebenfalls bei 311.000 gelegen (revidiert von 309.000). Der weniger volatile Vierwochenschnitt stieg um 3.750 auf 311.250.

Größter Dax-Gewinner waren die Papiere von Schwergewicht Siemens mit einem Anstieg um 4,6 Prozent auf 102,78 Euro. "Da will jemand die Aktie über 100 Euro schieben", sagte ein Händler. Andere verwiesen auf charttechnische Gründe. Ein Börsianer sprach davon, dass Siemens-Konkurrent General Electric (GE) Wachstumschancen in Schwellenländern sieht.

Hinter Siemens reihten sich die Papiere des zweiten Index-Schwergewichts E.on mit einem Plus von 3,5 Prozent auf der Gewinnerseite ein. Händler verwiesen darauf, dass die Papiere des Versorgers zuletzt kräftig an Wert verloren hatten und einige Anleger dies nun zum Einstieg nutzten.

Zu den deutlichsten Gewinnern im Dax zählten auch MAN, die 2,9 Prozent zulegten, nachdem die WestLB die Titel mit einem Kursziel von 130 Euro zum Kauf empfohlen hatte.

Auch Bayer profitierten von einer Analystenempfehlung. Die Titel stiegen 2,3 Prozent. "UBS hat Bayer auf die Top-20-Liste genommen. Das treibt den Kurs", sagte ein Händler in Frankfurt.

Erneute Gerüchte um einen Einstieg des britischen Hedgefonds TCI bei der Deutschen Post trieben die "Aktie gelb" 3,5 Prozent in die Höhe. "Es kursiert das Gerücht, dass TCI drei Prozent an der Post gekauft hat", sagte ein Händler. Ein anderer Börsianer bestätigte diese Darstellung, fügte allerdings hinzu, dass entsprechende Gerüchte um die Post und TCI schon seit einigen Wochen immer wieder den Markt bewegen würden. Sollte TCI tatsächlich drei Prozent oder mehr an der Post halten, wäre dies meldepflichtig. Die Post wollte die Gerüchte nicht kommentieren.

Übernahmegerüchte trieben bei den Nebenwerten Premiere zeitweise 4,4 Prozent in die Höhe. Am Markt wurde spekuliert, der Konkurrent Arena wolle die Münchener übernehmen. Das sei aus kartellrechtlichen Gründen aber unwahrscheinlich, sagte ein Händler. Nach einem Dementi von Arena fiel der Premiere-Kurs wieder zurück und lag zuletzt noch mit 1,8 Prozent im Plus.

Wacker Chemie setzten die Hausse fort und schossen 3,4 Prozent in die Höhe. Der Chemiekonzern will die Siliziumproduktion für die Halbleiter- und Solarzellenproduktion ausbauen.

Fraport legten ganze 5,1 Prozent zu, obwohl die neuen Passagierzahlen mit einem Plus von 3,6 Prozent leicht unter der Erwartung von vier bis fünf Prozent Plus gelegen haben.

EADS stiegen um 3,4 Prozent. Händler meinen, laut Morgan Stanley könnte der Kurs unter bestimmten günstigen Bedingungen auf über 30 Euro klettern.

Patrizia wird am Donnerstag ex Dividende gehandelt. Das Unternehmen schüttet 15 Cent je Anteilsschein an die Aktionäre aus. Das entspricht einer Dividendenrendite von 1,047 Prozent.

Quelle: ntv.de

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