Anleihen lasten auf Aktien Dax übt Zurückhaltung
14.06.2012, 17:50 UhrDen Takt an den Märkten geben wieder die europäischen Staatsanleihen vor. Die Verlierer nach den jüngsten Herabstufungen sind die spanischen Anleihen, die Renditen steigen auf ein Rekordhoch. Auch die Italien-Auktion überzeugt nicht richtig.
Die jüngste Herabstufung Spaniensund die Unsicherheit vor der Wahl in Griechenland haben die deutschenStandardwerte nach unten gedrückt.
Der Dax landete am Ende mit 0,2 Prozent im Minus bei 6138 Punkten. Der MDax notierte 0,5 Prozent leichter bei 9931 Zählern. Der TecDax bildete das Schlusslicht mit einem Minus von 1,5 Prozent bei 722 Punkten. Der EuroStoxx50 erholte sich im Handelsverlauf etwas und notierte 0,2 Prozent höher bei 2148 Zählern.
"Bevor um Griechenlandund Spanien nicht mehr Ruhe einkehrt, sollte man sich lieber einfach ein wenig zurückhaltenund schauen, was passiert", empfahl Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenscheinvon der Postbank. Seit Tagen trauen sich die Anleger wegen der Probleme in der Euro-Zoneund der bevorstehenden Parlamentswahl in Griechenland nicht, größere Positioneneinzugehen.
Die Ratingagentur Moody's hatte am Vorabend die Bonität Spaniens um drei Stufenauf "Baa3" gesenkt. Damit rangiert das Land nur noch eine Stufe über Ramsch-Status.Eine weitere Herabstufung sei außerdem denkbar, hieß es von Moody's. Als Grund nanntedie Agentur die Hilfen von 100 Mrd. Euro für die spanischen Banken, die die Schuldenlastdes Landes weiter erhöhten. Die Quittung folgte am Donnerstag prompt: NervöseAnleger trieben die Renditen der zehnjährigen spanischen Anleihen auf einRekordhoch von sieben Prozent. Anleger fürchteten, dass Spanien nach derHerunterstufung durch Moody's nun doch ganz unter den Rettungsschirm schlüpfenmuss, kommentierte ein Händler.
Zudem stufte Moody's die KreditwürdigkeitZyperns auf "Ba3" herunter. Die Risiken, die von Griechenland für dieInsel ausgingen, seien gestiegen, begründeten die Analysten diesen Schritt.
Auktion italienischer Anleihen
Auch Italien stand bei den Investoren weiter im Fokus. Das Land konnte zwar neue Anleihen verkaufen,die Nachfrage blieb allerdings mäßig. "Die Nachfrage nach den dreijährigenBenchmark-Anleihe hätte besser sein können", so Annalisa Piazza vonNewedge Strategy. Italien musste bei der Emission tiefer in die Tasche greifenals bislang. Die Rendite der 2015 fälligen Papiere stieg von 3,91 auf 5,30Prozent. Vielen Investoren gelte Italien nun als der nächste Dominostein,kommentierte Nicolas Spiro von Spiro Sovereign Strategy die Situation. Wenn dieEZB nicht rasch zu Hilfe komme, verlören Italien und Spanien den Zugang zu denFinanzmärkten.
Für Vorsicht unter den Anlegern sorgte auch diepolitische Situation in Griechenland. Je näher die neue Parlamentswahlin Griechenland rückt, desto mehr nimmt die Verunsicherung an den Börsen zu. Analystenmachen den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone davon abhängig, welche Parteiendas Ruder letztlich übernehmen können.
"Die Ungewissheit darüberbelastet auf jeden Fall die Märkte", sagte ein Händler. Bei griechischen Bankaktienüberwog allerdings das Prinzip Hoffnung. Anleger setzten darauf, dass die sparwilligenKräfte bei den Wahlen am Sonntag die Nase vorn haben. Der Athener Bankenindex schossum über 25 Prozent nach oben. Außerhalb Griechenlands standen Geldinstitute dagegeneher auf den Verkaufslisten der Anleger: Der europäische Bankenindex verlor 1,2 Prozent.
Defensive Werte gefragt
Einigermaßen halten konnten sich im Dax wie am Vortag die defensiven Werte, alsojene Aktien, die als weniger abhängig von der Konjunkturentwicklung gelten. DiePapiere des Gesundheitskonzerns Fresenius standen mit einem Plus von 1,2 Prozentan der Dax-Spitze.
Auch die Papiere des Pharma-und Chemiekonzerns Bayer des Dialysespezialisten FMC waren gefragt. Sie legten 1,3 Prozent zu. Dagegen standenbesonders konjunkturabhängige Titel wie die Aktien der Autokonzerne und Finanzwerteauf der Verliererseite. Daimler und BMW gaben knapp 2,0 bzw. 2,6 Prozent nach.
Die Papiere des Ausrüsters Adidas fanden sich mit minus 1,9 Prozent am Ende der Dax-Listewieder. "Die Aktien leiden während eines Großereignisses im Sport oft unterGewinnmitnahmen, nachdem sie in der Hoffnung auf gute Geschäfte vor dem Turnierstark zugelegt haben", begründete ein Händler den Kursabschlag. Die Anteilsscheinevon Adidas sind seit Jahresbeginn um mehr als 14Prozent nach oben gegangen.
Im MDax büßten Deutz 5,4 Prozent ein. Die Aktien hatten am Mittwoch 12,1 Prozent zugelegt, nachdem Volvo seinePläne für eine Anteilsaufstockung bei Deutz auf knapp über 25 Prozent bekanntgegebenhatte.
Im TecDax stürzten die Aktien von Centrotherm zeitweise um rund 40 Prozent auf 3,08Euro ab und markierten damit ein Rekordtief. Am Ende blieb ein minus von 26,5 Prozent. Am Vorabend hatte der auf die Solarbranchespezialisierte Anlagenbauer mitgeteilt, derzeit mit den Banken zu verhandeln, umdie Geldversorgung sicherzustellen.
In den Sog von Centrotherm gerieten auch Solarworld.Sie rutschten in der Spitze um rund zehn Prozent Euro ab und landeten bei minus 4,2 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts