Milliardenkredit aus Russland Moskau springt in Zypern ein
14.06.2012, 14:12 Uhr
Vorsorgliche Vorbereitungen für eine Schockwelle: Die Athen-Wahl macht Moskau nervös.
(Foto: REUTERS)
Wenige Tage vor der entscheidenden Wahl in Griechenland liegen an den Märkten die Nerven blank: Um russische Rohstoffkonzerne vor Turbulenzen auf Zypern zu bewahren, erklärt sich Russland zu einem milliardenschweren Hilfskredit bereit.
Russland ist zu neuen Kredithilfen für das hoch verschuldete Euro-Mitglied Zypern bereit: Der Bitte des Inselstaates werde aller Voraussicht nach entsprochen, sagte Pawel Medwedew der Moskauer Tageszeitung "Nesawissimaja Gaseta". Medwedew, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Regierungschef , ist Berater des russischen Zentralbankchefs Sergej Ignatjew. Im Gespräch sei ein Kreditvolumen von bis zu fünf Milliarden Euro.
Im vergangenen Dezember hatte Zypern bereits einen russischen Staatskredit über 2,5 Mrd. Euro erhalten. Über einen Zeitraum von viereinhalb Jahre vereinbarten Geldgeber und Schuldner damals einen Kreditzins in Höhe von 4,5 Prozent. Mit welchen Konditionen Zypern diesmal rechnen darf, ist bislang noch offen.
Beobachter wiesen auf ein bemerkenswertes Begleitumstand hin: Wenn es zu der Kreditvereinbarung kommt, wird Russland dem Inselstaat damit insgesamt mehr Geld leihen, als es 2012 selbst auf dem Außenmarkt aufgenommen hat.
Die Gründe für das Engagement der Russen liegen für Experten auf der Hand: Auf Zypern seien große russische Öl-, Metallurgie- und sonstige Konzerne eingetragen, die einen Teil ihres Geldes in zyprischen Banken deponierten, sagte Analyst Andrej Tschernjawski. "Deshalb will Russland den Konkurs dieser Banken nach Kräften verhindern."
Einen offiziellen Kreditantrag Zyperns hat das Finanzministerium in Moskau allerdings eigenen Angaben zufolge noch nicht erhalten. Zypern steht derzeit unter besonderer Beobachtung: Die Ratingagentur Moody's stufte die zuletzt um zwei Stufen von "Ba1" auf "Ba3" herab. Zur Begründung hieß es, dass im Fall eines Austritt Griechenlands aus der Eurozone wohl weitere Hilfen der zyprischen Regierung fällig seien.
Quelle: ntv.de, dpa