Konjunkturdaten auf der Agenda Dax vorsichtig erwartet
15.12.2011, 08:30 Uhr
Klar im Minus: Der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte.
(Foto: REUTERS)
Am deutschen Aktienmarkt deutet alles auf einen verhaltenen Start in den Donnerstagshandel hin: Die Beobachter in Banken und Brokerhäusern rechnen nach dem schweren Minus des Vortages mit leichten Abschlägen zum Auftakt. Konjunkturdaten aus China und den USA dürften die weitere Richtung vorgeben.
Der Dax wird nach Einschätzung von Banken und Brokern am Donnerstag mit leichten Kursverlusten in den Handel starten. Der Leitindex hatte am Mittwoch 1,7 Prozent niedriger bei 5675 Punkten geschlossen. Erneut hatte die weiter schwelende Euro-Krise den Anlegern die Kauflaune verdorben.
Am Donnerstagnachmittag steht eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten aus den USA an. Börsianer erhoffen sich unter anderem vom Industrieindex der New Yorker Fed (14.30 Uhr MEZ), der Industrieproduktion (15.15 Uhr) und dem Konjunkturindex der Fed von Philadelphia (16.00 Uhr) Hinweise darauf, wie es um die weltgrößte Volkswirtschaft bestellt ist.
Die Herabstufungen der Ratinagentur Fitch und die nachbörsliche Gewinnwarnung von Credit Agricole dürften den gesamten Bankensektor in Europa belasten. Diese komme zwar nicht ganz unerwartet, heißt es von einem Analysten. Allerdings dürfte die Kombination aus Gewinnwarnung, der Streichung der Ziele für das Jahr 2014 sowie der Dividende für das laufende Jahr bei den Investoren nicht gut ankommen. Auch stehe zu befürchten, dass auch andere Banken angesichts des schwierigen Umfelds mit weiteren negativen Nachrichten an die Öffentlichkeit treten werden, sagte ein Händler.
Credit Agricole wird vor allem von hohen Abschreibungen im Investmentbanking belastet und hat den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt. Die Herunterstufung von fünf Kreditinstituten durch Fitch sollte laut Händlern derweil keine Rolle spielen. Dies sei erwartet worden. Beobachter gehen von einem mittelfristig schwierigen Marktumfeld für Banken aus. In den kommenden zwei Jahren gilt es eine Refinanzierungswelle zu bewältigen. Auch müssen die Kapitalpuffer gestärkt werden. Da dies über den Markt schwierig werden dürfte, steht ein erhöhtes Deleveraging zu befürchten.
Mit einer Erholungschance rechneten Händler am Morgen im deutschen Autosektor. "Die Aktien sind gestern mit der zu weit runtergemacht worden", sagte ein Händler. Dies könne eine Gegenbewegung auslösen. Zudem könne der Druck im Vorfeld des Verfalltages an der Eurex zu einer Überbewertung der Nachrichten geführt haben. Fundamental seien deutsche Aktien von den chinesischen Plänen nicht so stark betroffen. Mit dem erwartet schwachen Markt dürften die Titel zwar zunächst fallen, bei einer Erholung aber "outperformen". Die Umsätze in Optionen an der Eurex zeigten bereits am Vortag kein großes Short-Interesse an den Autos mehr.
Mit Blick auf den europäischen Telekomsektor stellten sich Beobachter auf Abgabedruck ein. Der spanische Telekomkonzern Telefonica hatte am Vorabend bekannt gegeben, die Dividende 2012 auf 1,30 Euro von 1,60 Euro im laufenden Jahr zu senken. Ein Betrag von 0,20 Euro soll 2012 für Aktienrückkäufe eingesetzt werden. Die Nachricht wird im Handel mit Ernüchterung aufgenommen. Gerade Telefonica habe in der Vergangenheit auf die Stabilität der Dividende gepocht, sagt ein Teilnehmer.
Für die Anleger gerate damit ein weiterer sicherer Hafen, nämlich eine stabile Dividende in unsicheren Zeiten, in Gefahr, hieß es. "Es wird nun unweigerlich die Suche nach den nächsten Wackelkandidaten, die möglicherweise ihre Ausschüttung senken könnte, losgehen", meinte ein Beobachter. Telefonica wird belastet von einem schwachen Heimatmarkt und hohen Investitionskosten in den Ausbau neuer Netze. Das betrifft allerdings viele Unternehmen aus dem Sektor.
Nach Börsenschluss in Europa hatten sich die Kurse am Mittwoch in den USA nur noch wenig bewegt. Der Dow Jones und der S&P 500 schlossen 1,1 Prozent im Minus, der Nasdaq-Composite verlor 1,6 Prozent. Auch in Asien gerieten die Aktienkurse unter Druck. Der Nikkei-Index verlor am Donnerstag 1,7 Prozent, der Index in Schanghai gab um 1,6 Prozent nach.
China kühlt ab
Konjunkturdaten aus China verstärkten die Annahme einer weiteren Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik Chinas: Die Abkühlung in der chinesischen Industrie hält an. Im Dezember stieg der chinesische Einkaufsmanagerindex PMI der britischen Großbank HSBC zwar von 47,7 Zählern im November auf einen aktuellen Stand von 49 Punkten. Der Index blieb aber unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.
Vor allem im Inland gingen die Aufträge deutlich zurück. Der entsprechende Teil-Index sank den zweiten Monat in Folge und gab auf 47,4 Punkte nach. Auch die Auslandsnachfrage ließ nach: Das Wachstum der Exportaufträge verlangsamte sich, der Teil-Index lag nur noch knapp über 50 Punkten.
Der weltweite Konjunkturabschwung macht damit auch vor der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nicht halt. Nach offiziellen Angaben lag das Wachstum in Industrie und bei Exportunternehmen in China im November auf dem schwächsten Stand seit mindestens zwei Jahren.
Quelle: ntv.de, DJ/rts