Auf leisen Pfoten Dax wachsam erwartet
12.08.2013, 08:38 Uhr
"Die Investoren werden sich entsprechend positionieren."
(Foto: AP)
Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich ein spannender Wochenauftakt ab: Die Vorgaben von Konjunkturseite sind - abgesehen von den BIP-Daten aus Japan - zwar sommerlich dünn. Vollkommen offen ist jedoch, wie Anleger auf die Kapitalgerüchte bei ThyssenKrupp reagieren. Dazu gibt es Daten von Bilfinger und Fraport.
Die neue Woche dürfte im deutschen Börsenhandel mit vorsichtigen Bewegungen in einem nach wie vor sommerlich geprägten Marktumfeld beginnen. Mit Blick auf den anstehenden Handelsstart in Frankfurt erwartete ein Marktbeobachter einen "typischen Montag" mit dünnen Umsätzen und wenig allgemeinen Bewegungen.
Die Dax-Futures haben den Handel am Morgen mit stabilen Kursen aufgenommen. Der September-Kontrakt auf den Dax steigt eine knappe Dreiviertelstunde vor Börsenstart um 8 Punkte auf 8360 Zähler. Das bisherige Tageshoch liegt bei 8367 Punkten und das Tagestief bei 8353,5. Umgesetzt worden sind bislang 780 Kontrakte. Ein technisch orientierter Beobachter machte bei 8400 Punkten einen Widerstand aus. Beim Tief vom Mittwoch liegt demnach bei 8231 Punkten eine Unterstützung. "Die Konsolidierung unter 8500 Punkten geht weiter. Je länger sie dauert, desto wahrscheinlicher wird meiner Meinung ein Ausbruch nach unten", meinte ein Händler.
Mit leichten Kursgewinnen dürften auch Europas Börsen in die neue Woche starten. Insgesamt positive Vorgaben von der Wall Street und aus Asien sollten die Stimmung der Anleger leicht heben, hieß es. Das Geschäft werde vermutlich sehr ruhig verlaufen. Die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, und wichtige Wirtschaftsdaten stehen nicht zur Veröffentlichung an. Die US-Börsen hatten im Späthandel vor dem Wochenende leicht zugelegt. Aus Asien melden die großen Handelsplätze mit Ausnahme Tokios einen leichten Aufwärtstrend. "Es sieht alles nach einem freundlichen Start in die Woche aus", fasste ein Händler die Lage zusammen.
Wichtigstes Thema am Morgen: Die Spekulationen um ThyssenKrupp. Der im Dax notierte Stahlkonzern will sich einem Zeitungsbericht zufolge schneller als geplant neues Geld beschaffen. Spätestens im September, möglicherweise aber schon im August, könnte das Unternehmen zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro bei institutionellen Anlegern einsammeln, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf informierte Kreise. Die internen Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, hieß es. Dabei werde auch eine unterstützende Beteiligung durch die RAG-Stiftung erwogen.
Beobachter an den Märkten dürften solche Pläne nicht überraschen: Händlern zufolge wird eine Kapitalerhöhung bei ThyssenKrupp bereits seit Monaten erwartet. Den Gerüchten zufolge will der Konzern möglicherweise schon in der kommenden Woche frische Mittel bei institutionellen Investoren einsammeln. "Aufgrund der Probleme beim Verkauf des amerikanischen Geschäfts kommt die Meldung nicht überraschend. Die Kapitalerhöhung war zu erwarten", fasste ein Händler zusammen.
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte eine Kapitalerhöhung zuletzt im Mai nicht ausgeschlossen. Allerdings sagte der Vorstand damals, dass vor einem solchen Schritt Klarheit über den Verkauf des Werks in Brasilien bestehen müsse. Einen weiteren Zeitungsbericht, demzufolge ThyssenKrupp mit dem russischen Unternehmen Renova über einen Verkauf des europäischen Geschäfts verhandle, dementierte ein ThyssenKrupp-Sprecher.
Vor diesem Hintergrund rechnen Händler mit reichlich Bewegung in der Aktie: Anleger hätten nur auf die ersten Berichte über den Zeitpunkt und die Höhe der Kapitalerhöhung gewartet. "Die Investoren werden sich entsprechend positionieren", meinte ein Händler.
Was bringt das Briten-BIP?
"Die Bilanzsaison lief bisher besser als erwartet und es gab weniger negative Überraschungen als bei den letzten Zahlenvorlagen. Das rechtfertigt die jüngsten Kursgewinne", sagte Ian Williams, Aktienstratege bei Peel Hunt. Jüngste Daten aus der Eurozone hätten in der vergangenen Woche zudem gezeigt, dass es mit der europäischen Wirtschaft langsam bergauf gehe. "Aber der Optimismus ist ein bisschen übertrieben. Der Arbeitsmarkt - mit mehr als 10 Prozent Arbeitslosigkeit in Frankreich und mehr als 20 Prozent in Spanien - gibt weiterhin Grund zur Sorge", erklärte Williams. Das britische BIP für das zweite Quartal, das am Vormittag veröffentlicht wird, gilt als der nächste greifbare Anhaltspunkt, wie es um die europäische Wirtschaft insgesamt steht.
Weitere Unternehmenszahlen kommen unter anderem mit Bilfinger aus der Baubranche: Der Dienstleistungskonzern leidet weiter unter der zunehmenden Investitionszurückhaltung der deutschen Wirtschaft. Das Ergebnis sank im zweiten Quartal erneut, allerdings nicht mehr so stark wie zum Jahresauftakt. Die Mannheimer hatten zudem im Vorjahreszeitraum von Veräußerungsgewinnen profitiert - rechnet man diese heraus, fiel der Gewinn jedoch immer noch niedriger aus als im zweiten Quartal 2012.
Insgesamt haben sich die Geschäfte damit bei Bilfinger wie erwartet erholt, wie ein Händler sagte. "Die Hoffnung ruht aber voll und ganz auf dem zweiten Halbjahr", sagte er mit Blick auf die bekräftigte Prognosen für 2013. Die Erwartungen am Markt für die Erholung der Konjunktur und die Baunachfrage in der Eurozone hätten die Bilfinger-Aktie bis Ende Mai nach oben getrieben. Seitdem habe sie jedoch wieder merklich nachgegeben. Deshalb dürfte das Unterbieten der Konsensschätzungen beim operativen Gewinn und beim Nettogewinn die Aktie nicht mehr stärker belasten. "Ich könnte mir vorstellen, dass der bestätigte Ausblick die Aktie nach der Korrektur der letzten Wochen leicht stützt", schätzte er.
Bei Fraport wirken sich unterdessen die politischen Umbrüche in Nordafrika und im Nahen Osten auf die Passagierzahlen aus. An Deutschlands größtem Flughafen wurden gut 5,7 Millionen Fluggäste gezählt und damit 0,7 Prozent weniger als im Rekordmonat ein Jahr zuvor, wie der Frankfurter Flughafenbetreiber mitteilte. Auch die Auslastung der Flugzeuge ging zurück. Dank seiner Auslandsflughäfen in Antalya (Türkei), Lima (Peru) und Burgas (Bulgarien) kam Fraport konzernweit auf 11,95 Millionen Fluggäste, ein Zuwachs von 1,2 Prozent.
Aufwärtspotenzial sahen Händler am Morgen bei den Aktien von Morphosys. Das Biotechunternehmen will das Vorsteuerergebnis (Ebit) 2013 auf 2 bis 6 Millionen Euro steigern, nachdem zuvor ein Korridor von minus 2 bis plus 2 Millionen Euro erwartet worden war. Telekom Austria hat am frühen Morgen bereits Ergebnisse geliefert, die mit den Erwartungen des Marktes übereinstimmten und die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt.
In Schanghai und Hongkong profitieren die Börsen von Zeitungsberichten, wonach die chinesische Regierung weiterhin die Wirtschaft stützen will. In Japan dagegen lastet ein enttäuschendes BIP für das zweite Quartal auf den Kursen.
Ein Blick auf die Ausgangslage
Vor dem Wochenende hatte der deutsche Leitindex nach einem richtungslosen Handelsverlauf moderat zugelegt. Letztlich habe doch noch die Risikofreude der Anleger überwogen und dem Markt kurz vor Börsenschluss die entscheidenden Aufwärtsimpulse geliefert, sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold. Der Dax hatte den letzten Handelstag der Woche 0,24 Prozent fester bei 8338,31 Punkten beendet. Im Wochenverlauf verzeichnete die Börse damit ein Minus im Leitindex von 0,8 Prozent. Der MDax legte um 0,35 Prozent auf 14 733,76 Punkte zu. Der TecDax stieg um 0,21 Prozent auf 1020,92 Punkte.
In den USA waren die jüngsten Wirtschaftsdaten allesamt positiv ausgefallen und auch aus China kommen wieder zunehmend gute Daten. So hatte etwa die chinesische Industrieproduktion positiv überrascht. An der Wall Street waren Anleger vor dem Wochenende mit leichten Verlusten aus dem regulären Handel gegangen.
Unter den Einzelwerten im Dax stach erneut die Aktie der Commerzbank hervor. Sie baute ihren knapp 16-prozentigen Vortagesgewinn weiter aus und war mit plus 3,06 Prozent Spitzenwert. Die Bank hatte am Donnerstag überraschend gute Quartalszahlen vorgelegt. Nun gab es zahlreiche positive Analystenkommentare.
Im späten Handel legten die deutsche Aktien weiter zu: Der L-Dax beendete den Freitag bei 8347,19 Punkten. Für den L-MDax stand am Ende mit 14.744,34 Punkten ebenfalls etwas mehr unter dem Strich. Der L-TecDax verabschiedete sich bei 1024,44 Punkten aus dem Handel.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa