Einigung in Griechenland? Dax wettet drauf
10.05.2012, 17:35 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der Aktienmarkt bleibt zwar volatil, jede Nachricht aus Griechenland ist für 50 Punkte nach oben oder unten gut. Marktteilnehmer spekulieren derzeit aber darauf, dass Neuwahlen in Griechenland verhindert werden können.
Gerüchte über eine Einigung auf eine griechische Regierungskoalition haben dem deutschen Aktienmarkt nach nervösen Handel zu einem Plus verholfen.
Zum Handelsschluss notierte der Dax 0,7 Prozent höher bei 6.518 Punkten. Der MDax erholte sich und stieg um 0,4 Prozent auf 10.489 Punkte. Der TecDax kletterte um 1,0 Prozent auf 775 Punkte.
Am Markt kursierten Gerüchte, dass sich in Griechenland mehrere Parteien auf die Bildung einer Koalition geeinigt hätten, sagten Aktienhändler in mehreren europäischen Städten übereinstimmend. In Athen bemüht sich die sozialistische Pasok-Partei unter dem ehemaligen Finanzminister Evangelos Venizelos um eine Regierungsbildung, nachdem die Anläufe der Konservativen und eines Linksbündnisses gescheitert waren. In Athen baute der Leitindex der dortigen Aktienbörse seine Kursgewinne daraufhin deutlich aus.
Auch an den US-Börsen ging es zunächst aufwärts. Dort sorgten die Zahlen zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe für Aufwind, die mit 367.000 etwas niedriger ausfielen als erwartet. Auch dass der Außenhandel der USA im März anzog, werteten Analysten positiv.
Trotz der Kursgewinne blieben viele Börsianer aber auch auf der Hut. Neben Griechenland hielten Nachrichten rund um Spanien die Anleger auf Trab. Der spanische Ibex holte zwar kräftig auf, war in den vergangenen Tagen im Sog der Bankenkrise des Landes aber heftig unter Druck geraten.
In der Nacht hatte die Regierung in Madrid die viertgrößte Bankengruppe des Landes übernommen. Das Wirtschaftsministerium in Madrid teilte mit, der Staat stütze mit 4,5 Mrd. Euro den schwankenden Sparkassenkonzern Bankia. Dazu habe die Regierung auf Bitten des Unternehmens einen indirekten Anteil von 45 Prozent über den Mutterkonzern BFA gekauft. Das spanische Kabinett will am Freitag seine Sanierungspläne vorlegen. Die Bankenwerte des Landes zogen zwar überwiegend an, Bankia gaben aber um 3,3 Prozent nach.
Am deutsche Aktienmarkt stiegen die Titel der Commerzbank stiegen um 0,6 Prozent, die der Deutschen Bank überzeugten sogar deutlich mit einem Plus von 2,7 Prozent.
Telekom stark, RWE schwach
Spitzenmäßig schlugen sich auch die Aktien der Deutschen Telekom, die nach Zahlenvorlage ihre Kursgewinne um 3,0 Prozent ausbauen konnten und damit mit den Aktien der Deutschen Bank sowie der Deutschen Börse zu den stärksten Dax-Werten gehörten. Operativ habe die Telekom besser abgeschnitten als erwartet, sagten Börsianer. Positiv seien zudem Berichte über Gespräche von T-Mobile USA über eine mögliche Partnerschaft mit dem kleineren US-Mobilfunker MetroPCS. Ein Analyst hob zudem die attraktive Dividendenrendite der Telekom-Papiere hervor.
Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE leidet weiterhin unter dem Atomausstieg und einer schwächeren Nachfrage in Europa. In den ersten drei Monaten fiel der Umsatz zwar nur leicht, das betriebliche Ergebnis ging allerdings deutlich zurück. Gleichzeitig räumte der Konzern ein, mit den großen Öl- und Gasunternehmen aus Russland, Norwegen und den Niederlanden bei den Preisverhandlungen noch keine Lösung gefunden zu haben. Nach anfänglichen Kursgewinnen rutschten die Aktien des Versorgers ins Minus. Die Papiere zählten mit einem Abschlag von 1,5 Prozent zu den schwächsten Dax-Werten.
Wincor stark
Im MDax lagen die Titel des Herstellers von Kassensystemen und Geldautomaten, Wincor Nixdorf, mit 8,2 Prozent im Plus. Die Privatbank Berenberg hatte eine Kaufempfehlung ausgesprochen.
Die Papiere der Aareal Bank legten nach dem vorgelegten Quartalsbericht des Immobilienfinanzierers um 4,7 Prozent zu.
Die Papiere des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 erholten sich nach teils deutlichen Abschlägen und verzeichneten ein Plus von 1,4 Prozent. Das Unternehmen ist zwar nach einem starken ersten Quartal auf Rekordkurs, ein Händler verwies aber auf den enttäuschenden Nettogewinn.
An der TecDax-Spitze hielten sich die Papiere von Solarworld nach überraschend guten Zahlen zum ersten Quartal. Mit plus 12,9 Prozent legten sie fast doppelt so stark zu wie die an Nummer zwei stehenden Titel des Mobilfunkdienstleisters Drillisch .
Die Aktien des Herstellers von Wechselrichtern SMA Solar hingegen büßten nach der Zahlenvorlage ihre anfänglich hohen Gewinne wieder ein und verbilligten sich um 5,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts