Marktberichte

Zypern-Panik kommt wieder hoch Dax baut Verluste aus

Die Anleger gehen angesichts der Entwicklung in Zypern in Deckung.

Die Anleger gehen angesichts der Entwicklung in Zypern in Deckung.

(Foto: dpa)

Die Sorge vor der weiteren Entwicklung in Zypern belastet den deutschen Aktienmarkt weiter. Dass das zyprische Parlament nun doch schon am Abend über das umstrittene Euro-Rettungspaket abstimmen will, lässt die wichtigsten Indizes indes über ihren Tagestiefs schließen.

Der deutsche Aktienmarkt ist im Vorfeld der Abstimmung im zyprischen Parlament zur geplanten Bankenabgabe unter Abgabedruck geraten. Berichte über ein angebliches Rücktrittsgesuch des zyprischen Finanzministers Michael Sarris sorgten für erhebliche Verunsicherung unter den Börsianern. "Die Gespräche zur Bankenabgabe scheinen sich sehr schwierig zu gestalten", sagte ein Händler. Der Dax verlor 0,8 Prozent auf 7948 Punkte, der Euro fiel auf ein neues Dreimonatstief.

"Es gibt keinen Präzedenzfall in Europa, falls Zypern mit 'Nein' stimmen sollte", kommentierte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Ein "Nein" könnte für eine Weile erhebliche Verwerfungen an den Finanzmärkten auslösen und einen Austritt des Landes aus der Eurozone zur Folge haben. "Allerdings wissen die Märkte, dass die EZB über die Werkzeuge verfügt, um eine Ansteckung einzudämmen", hieß es einschränkend.

Für Cheuvreux-Analyst Christopher Potts bot das Geschehen in Zypern aber nur ein Alibi für den Aktienmarkt, eine Verschnaufpause einzulegen. Auch andere Händler verwiesen darauf, dass trotz des Zypern-Schrecks die Konsolidierung des Marktes nach den letzten Wochen in Rekordlaune nicht überraschend sei. Da habe der Markt nun auch etwas überreagiert, hieß es. "Sobald an den Finanzmärkten durchsickert, dass der neue Vorschlag der Regierung nicht nur die Zustimmung der Eurogruppe hat, sondern auch die Mehrheit im Parlament erhalten dürfte, werden Aktien und der Euro gekauft", sagte ein Händler am Morgen. Danach geriet allerdings die Überzeugung, die Abstimmung könnte glatt verlaufen, zunehmend ins Wanken. Der Sprecher der zyprischen Regierung, Christos Stylianides, hat erklärt, dass die Zwangsabgabe auf Sparguthaben wahrscheinlich keine Mehrheit im Parlament finden wird.

Spanien spürte trotz der Turbulenzen um die Rettung Zyperns Rückenwind am Geldmarkt. Das klamme Land teilte Geldmarktpapiere mit Laufzeiten von drei und neun Monaten im Volumen von vier Mrd. Euro zu. Dabei zahlte das Land weniger Rendite als bei den jüngsten vergleichbaren Auktionen: Für die Dreimonatspapiere wurde ein Zins von 0,285 Prozent fällig - der niedrigste seit Beginn der Euro-Krise. Zuletzt hatte Spanien noch 0,421 Prozent berappen müssen. Die Neunmonats-Schuldtitel rentierten mit 1,007 (zuletzt 1,144) Prozent. Zugleich wurden die Neunmonatspapiere etwas stärker nachgefragt als zuletzt. Die Auktion der Kurzläufer lief mit einer Überzeichungsquote von 3,3 jedoch nicht mehr so gut wie bei der vorherigen Ausgabe, als die Nachfrage das Angebot um das 5,8-fache überstieg.

Neben Zypern trat der ZEW-Konjunkturindex etwas in den Hintergrund. Anleger und Analysten bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft besser als erwartet. Das ZEW-Barometer für die Konjunkturentwicklung in den kommenden sechs Monaten stieg im März überraschend um 0,3 auf 48,5 Punkte. Das sei bereits der vierte Anstieg in Folge, teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 245 Finanzmarkt-Profis mit. Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang auf 48,0 Punkten gerechnet. Experten prognostizieren eine Stabilisierung des Konjunkturbarometers auf hohem Niveau.

Unter den Einzelwerten machte vor allem ThyssenKrupp von sich Reden. Am Markt kursierten Gerüchte über eine bevorstehende Kapitalerhöhung. Der kriselnde Konzern vermied - anders als in der Vergangenheit - ein klares Dementi eines solchen Schritts. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Konzernkreise, dass noch im Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende September) für über eine Milliarde Euro neue Aktien ausgegeben werden könnten. "Aufgrund der angeschlagenen Bilanz würde aus unserer Sicht eine Kapitalerhöhung Sinn machen", schreibt DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp in einem Kommentar. Die Aktien rauschten um 5,8 Prozent auf 17,37 Euro in den Keller.

Auf der Abgabeliste standen auch weiter Finanzwerte. Unter anderem fielen Papiere der Deutschen Bank um 4,3 Prozent auf 32,00 Euro und die der Deutschen Börse um 2,9 Prozent auf 49,64 Euro.

Im MDax folgten die Anleger einer Kaufempfehlung der UBS und griffen bei der Metro zu. Die Aktien stiegen um 5,4 Prozent auf 22,94 Euro. Die Analysten gehen unter anderem davon aus, dass sich die Geschäft der Großmarkt-Tochter Cash & Carry stabilisieren werden. Die Sparte ist der größte Umsatzbringer im Konzern. Sie hatte im vierten Quartal 2012 mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft indes stagnierende Umsätze in Höhe von 8,6 Mrd. Euro verzeichnet - der Gesamtkonzern erwirtschaftete Erlöse von 19,4 Mrd. Euro.

Im TecDax standen Freenet auf der Verkaufsliste. Der Mobilfunkanbieter Drillisch macht die Hälfte seines Anteils am Rivalen Freenet zu Geld. Das Unternehmen hat 10,4 Prozent der Freenet-Anteile an die Bank of America verkauft. Freenet verloren zwei Prozent, Drillisch gaben anfängliche Gewinne ab und schlossen 1,4 Prozent leichter.

Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ

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