Marktberichte

Anleger in der Defensive Dax zieht die Bremsen an

Nach den starken Kursverlusten der vergangenen Tage scheint sich die Lage am deutschen Aktienmarkt etwas zu beruhigen. Angesichts schwacher Daten aus dem US-Arbeitsmarkt suchen die Anleger verstärkt nach Sicherheit. Das Interesse an Defensivtiteln hält den Dax über der Marke von 6100 Punkten.

Kurz vor dem Handelsstart in den USA sah die Lage düster aus: Schwache Daten vom Arbeitsmarkt hatten die Konjunkturskeptiker in ihren Befürchtungen bestätigt.

Kurz vor dem Handelsstart in den USA sah die Lage düster aus: Schwache Daten vom Arbeitsmarkt hatten die Konjunkturskeptiker in ihren Befürchtungen bestätigt.

(Foto: REUTERS)

Die Unsicherheit über die Entwicklung der Weltkonjunktur drängt die Anleger am deutschen Markt zunehmend in die Defensive. Der Dax ging am Donnerstag 0,31 Prozent im Minus bei 6135 Punkten aus dem Handel. "Die Anleger bleiben extrem nervös und richtungslos", sagte ein Börsianer. Für den MDax ging es um 0,92 Prozent auf 8242 Punkte nach unten. Der TecDax legte dagegen dank fester Solarwerte 0,36 Prozent zu auf 747 Punkte.

Zum Handelsende in Europa notierten auch die drei wichtigsten Indizes in New York schwächer. "Die Anleger bleiben extrem nervös und richtungslos", sagte ein Börsianer. Am Mittwoch hatte die Aussicht auf eine deutliche Abschwächung der US-Wirtschaft im Dax für einen Kursrutsch von 2,1 Prozent gesorgt. Der skeptischere Konjunkturausblick der US-Notenbank Fed und ein unerwartet großes Handelsdefizit in den USA hatten den Pessimisten zuletzt neue Argumente geliefert. Das Bild verdüsterte sich am Donnerstag weiter, nachdem Zahlen zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe schlechter ausfielen als erwartet. In der Vorwoche beantragten 484.000 US-Bürger die Hilfe, Analysten hatten im Schnitt nur mit 465.000 Anträgen gerechnet.

DAX
DAX 24.610,97
MDAX
MDAX 30.852,72
TecDax
TecDax 3.732,12

Profitieren von der Unsicherheit konnten die Titel von weniger konjunkturabhängigen Unternehmen. So führten die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Aufschlag von 2,6 Prozent die Gewinnerliste im Dax an. Die Anteilsscheine von Fresenius verteuerten sich um 2,1 Prozent, die von Bayer um 0,7 Prozent. Dagegen gerieten Autowerte unter die Räder. Daimler-Papiere verloren 2,8 Prozent, die von BMW 1,2 Prozent. Der europaweite Branchenindex sank um 1,8 Prozent. Größter Verlierer im Dax waren die Titel von HeidelbergCement mit einem Minus von 3,1 Prozent.

Abschläge mussten auch die Aktien des Salz- und Düngemittelherstellers

hinnehmen. Trotz einer Verachtfachung der operativen Gewinns im zweiten Quartal verbilligten sich die Papiere um 1,7 Prozent auf 41,28 Euro. Ein Börsianer machte die Abschreibungen auf die Beteiligung Morton Salt in Höhe von 250 Millionen Euro hierfür verantwortlich. Ein anderer Händler sprach schlicht von Gewinnmitnahmen. Seit Anfang Juli haben K+S knapp 14 Prozent zugelegt, mehr als doppelt so viel wie der Dax in diesem Zeitraum.

Ebenfalls unter Verkaufsdruck standen die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank, die inder Spitze jeweils um 2,9 Prozent nachgaben. "Konjunkturängste machen sich vor allem an den Finanztiteln bemerkbar, weil die Angst vor Kreditausfällen steigt", sagte ein Händler.

Der zweitgrößte deutsche Energieversorger  konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr kräftig steigern. Das betriebliche Ergebnis stieg um 21 Prozent auf fast fünf Milliarden Euro. Dabei profitierte das Unternehmen von der Konjunkturerholung und der Integration des im vergangenen Jahr gekauften niederländischen Energiekonzerns Essent. Der Umsatz legte um 12 Prozent auf 27,4 Mrd. Euro zu. Die RWE-Aktien beendeten den Handel 1,03 Prozent im Minus bei 53,63 Euro. "Deutlich über den Erwartungen", hatte Analyst Sebastian Kauffmann von Cheuvreux die Halbjahreszahlen kommentiert.

Die Aktien des Energiekonzerns , der am Vortag Zahlen vorgelegt hatte, schlossen 0,2 Prozent tiefer. Bei beiden Versorgern dominiert weiterhin die Diskussion um die Steuerpläne der Regierung und auch um die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke, meinte ein Händler. Vor diesem Hintergrund betonte RWE zur Zahlenvorlage, dass die Pläne der Bundesregierung für eine Brennelementesteuer und Unklarheit über das künftige Energiekonzept das Wachstum gefährdeten.

Der Markt feiert Q-Cells

Im MDax zählten die Aktien des Stahlherstellers Salzgitter trotz wieder schwarzer Zahlen mit minus 2,65 Prozent auf 51,10 Euro zu den schwächeren Werten. Analysten sahen die Quartalsbilanz bestenfalls im Rahmen der Erwartungen und den optimistischeren Ausblick immer noch darunter.

Anleger trennten sich zudem von Stada. Die Aktien des Generika-Herstellers gaben nach der Vorlage des Zwischenberichts um vier Prozent nach. "Die Zahlen zum zweiten Quartal lagen unter den Markt- und unseren Erwartungen", schrieb DZ-Bank-Analyst Thomas Maul. Grund sei offenbar das schwache Deutschland-Geschäft. Aktien des Pharmahändlers Celesio fielen nach durchwachsenen Ergebnissen um 2,41 Prozent auf 17,205 Euro.

Beim Chemikalienhändler Brenntag laufen die Geschäfte wieder rund. Die besser als erwarteten Zahlen sowie der zuversichtlichere operative Ausblick ließen die Titel des MDax-Neulings um 0,75 Prozent auf 60,50 Euro steigen. Verluste von 1,31 Prozent auf 22,995 Euro verzeichneten die Aktien von Deutsche Euroshop, obwohl das auf Shoppingcenter spezialisierte Immobilienunternehmen Umsatz und Gewinn gesteigert hatte.

Gefragt waren dagegen , die sich dank eines starken Quartalsergebnisses mit einem Plus von 10,7 Prozent an die TecDax-Spitze setzten. DZ-Bank-Analyst Sven Kürten hob das operative Ergebnis hervor, in dem nur wenige Einmal-Effekte vorhanden seien. Auch Centrotherm konnten von ihren starken Zahlen profitieren. Die Titel des auf die Solarindustrie spezialisierten Anlagenbauers stiegen um 7,5 Prozent auf 33,94 Euro.

Der Medizintechnik-Anbieter Carl Zeiss Meditec konnte in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres Umsatz und Ergebnis steigern. Die Aktien gewannen 0,17 Prozent auf 11,66 Euro.

Der EuroStoxx50 schloss 0,12 Prozent tiefer bei 2720,85 Punkten. In Paris verlor der Cac40 ebenfalls moderat, während der Londoner FTSE100 zulegen konnte. Der New Yorker Dow Jones gab zum europäischen Handelsschluss leicht nach.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,09 (Vortag: 2,15) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,05 Prozent auf 127,45 Punkte. Der Bund Future stand prozentual unverändert bei 131,14 Punkten. Der Kurs des Euro stieg zuletzt auf 1,2857 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag noch auf 1,2790 (1,3016) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7819 (0,7683) Euro.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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