Die Angsthasen sind zurück Der Dax und das "Risk off"
11.01.2012, 17:40 UhrAm Horizont des deutschen Aktienmarkts sind nach der jüngsten Rally die nächsten düsteren Wolken bereits erkennbar. Im Dax reichen die zum Teil deutlichen Gewinne der Banken nicht, den Leitindex mit einem Plus aus dem Handel gehen zu lassen - anders das Bild im MDax und im TecDax.
Die Angst vor einer Verschärfung der Staatsschuldenkrise in Europa drückt auf die Stimmung an den Aktienmärkten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach den kräftigen Kursgewinnen des Vortages weist der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch keine einheitliche Tendenz auf. Beim Leitindex Dax fehlten laut Händlern die Anschlusskäufe. "Die Risikoaversion nimmt wieder zu", sagte ein Marktteilnehmer. Von einem "Risk off" sprach ein anderer. Die Konsolidierung könnte durchaus anhalten, hieß es.
"Die Anleger bleiben vor der morgigen EZB-Sitzung zunächst einmal an der Seitenlinie stehen", sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. Insgesamt sehen Börsianer am Aktienmarkt aber weiterhin Luft nach oben: "Ein Schlusskurs im Dax über 6200 Punkte würde weiteres Aufwärtspotenzial freilegen", so ein Händler. Analyst Cameron Peacock von IG Markets hob hervor, dass die zunehmend positiveren Signale aus den USA durchaus das Potenzial dazu hätten, die Stimmung am Markt nachhaltig zu beeinflussen.
Die Anleger bescherten dem Dax ein Minus von am Ende 0,4 Prozent einem Stand von 6136 Zählern, nachdem der Leitindex lange um seinen Vortagesschluss gependelt war. Der MDax konnte seine positive Tendenz vom Dienstag vorsetzen und ging 0,6 Prozent fester aus dem Geschäft - mit 9442 Punkten. Und auch der TecDax konnte seinen erfreulichen Trend fortsetzen und schloss 0,7 Prozent höher auf 712 Stellen.
Metro, Börse, Autos
Eine Abstufung der UBS drückte die Aktien von Metro als größter Dax-Verlierer mit 1,7 Prozent ins Minus.
Die Deutsche Börse wies einen Abschlag von 1,2 Prozent auf. Die wachsenden Zweifel an der geplanten Fusion mit der Nyse Euronext belasteten. Kreisen zufolge wollen die beiden Börsenbetreiber mit massiver Lobbyarbeit die drohende Ablehnung ihrer geplanten Fusion durch die EU-Kommission noch verhindern.
Unter Gewinnmitnahmen litten lange Zeit die Autowerte. Am Ende gingen BMW 0,2 Prozent fester aus dem Handel. VW legten 0,4 Prozent zu. Daimler gaben dagegen 0,4 Prozent ab. Die Hersteller hatten nach überragenden Absatzzahlen 2011 in den vergangenen Tagen zum Teil deutliche Kursgewinne verzeichnet.
Lufthansa, Infineon, Banken
Die Aktien der Lufthansa gehörten dagegen mit Zuwächsen von 2,8 Prozent zu den Spitzenwerten im Dax: Händler begründeten dies mit einer zuletzt schwächeren Kursentwicklung im Vergleich zum Leitindex. Infineon konnten ebenfalls deutlich (2,0 Prozent) zulegen.
Im Gegensatz zum Gesamtmarkt gefragt waren auch wieder die Banken, die damit ihren positiven Trend fortsetzten: Commerzbank zogen 5 Prozent an, offenbar gibt es eine Lösung beim Einlagenproblem, Deutsche Bank 1,4 Prozent.
Mutter, Tochter, Sparten
Die Probleme der Douglas-Buchsparte Thalia beschleunigten die Talfahrt der Aktien von Douglas. Die Titel brachen um 10 Prozent ein. Der Kurs war so niedrig wie seit Dezember 2004 nicht mehr. Im MDax waren Douglas damit größte Verlierer. Die Analysten der NordLB erklärten, dass die hohen Aufwendungen für den Umbau der Buchhandelssparte in diesem Ausmaß nicht erwartet worden seien.
Die Südzucker-Tochter CropEnergies überzeugte die Anleger mit ihren Zahlen nicht. Die Papiere des Biospritherstellers fielen um 3,1 Prozent. Auch Südzucker-Aktien gaben entsprechend nach und waren mit einem Abschlag von 2,3 Prozent größter MDax -Verlierer. CropEnergies erwartet für das Gesamtjahr 2011/2012 einen Anstieg des operativen Gewinns auf 50 Mio. bis 53 Mio. Euro. Der Markt habe im Schnitt 56 Mio. Euro erwartet, deshalb sei der Ausblick enttäuschend, sagte ein Händler.
Vor dem Hintergrund der geplanten engeren Bindung an die Muttergesellschaft Deutsche Bank beschleunigten die Aktien der Postbank ihren Aufstieg. Sie legten 2,5 Prozent zu und waren damit so teuer wie zuletzt im September 2010. Einen unmittelbaren Auslöser für die Rally konnten Börsianer nicht nennen. Einer von ihnen tippte auf Deckungskäufe von Investoren, die auf einen weiteren Kursverfall gesetzt hatten.
Hugo Boss rutschten 4,0 Prozent ab. Ein Händler sprach mit Blick auf die Abgaben von Gewinnmitnahmen. Das Papier sei zuletzt aggressiv nach oben gezogen worden. Nun realisierten einige Anleger Gewinne. Ein zweiter Händler schließt allerdings nicht aus, dass die Gewinnwarnung von Tiffany am Vortag ein wenig den Sektor für Luxusgüter und damit Hugo Boss belaste.
Software AG stabilisiert sich
Gefragt waren Evotec. Die Biotech-Firma hatte dank Fortschritten bei der Medikamenten-Entwicklung eine millionenschwere Meilenstein-Zahlung vom Pharmakonzern Boehringer Ingelheim erhalten. Evotec-Aktien gewannen 1,5 Prozent.
Aixtron zogen bei erhöhten Umsätzen kräftig an und gewannen 7,1 Prozent. Der Handel verwies auf die verbesserte charttechnische Lage. "Die Aktie hat die Chance auf eine Bodenbildung", hieß es von einem Marktteilnehmer. Auch fundamental sei die Story in der Aktie weiter in Ordnung.
Ihren Abwärtstrend setzten dagegen Software AG fort. Nach einem Verlust von einem Fünftel des Marktwertes fiel das Minus mit 3,1 Prozent aber vergleichsweise gering aus.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ