Keine Zinssenkung in Sicht Der Euro steigt deutlich
06.02.2014, 15:35 Uhr
Eine Devisenhändlerin in Seoul.
(Foto: REUTERS)
Die Europäische Zentralbank belässt den Leitzins für die Eurozone auf seinem Rekordtief. Erst reagiert der Euro kaum auf die Entscheidung, doch dann gewinnt die Gemeinschaftswährung kräftig an Wert.
Das Ausbleiben konkreter Signale für eine baldige Zinssenkung hat den Euro am Donnerstag angeschoben. Die Gemeinschaftswährung legte während der Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi um mehr als einen US-Cent auf 1,3612 Dollar zu. Der Dax bröckelte dagegen ab und notierte mit 9163 Punkten nur noch 0,5 Prozent im Plus. "Draghi hat zwar gesagt, dass die Inflation niedrig bleibt, aber gleichzeitig auch kein Deflationsszenario für die Euro-zone gemalt. Der Hinweis, dass die EZB kurz davor steht, irgendwas zu machen, blieb aus", sagte Rainer Sartoris, Analyst bei HSBC Trinkaus.
Die EZB hatte bei der Festlegung der täglichen Referenzkurse einen Wechselkurs von 1,3495 US-Dollar für den Euro errechnet. Ein Euro entspricht außerdem 136,93 Yen, 0,82875 Pfund Sterling und 1,2224 Schweizer Franken.
Einige Anleger hatten dagegen darauf gesetzt, dass die EZB angesichts der niedrigen Teuerung noch einmal an der Zinsschraube drehen könnte. Auf ihrer Sitzung hatten die Währungshüter den Schlüsselzins von 0,25 Prozent allerdings nicht angetastet. Draghi sieht derzeit keine Gefahr eines konjunkturschädlichen Preisverfalls, wie er betonte. Die EZB wolle offenbar zunächst keine weitere Lockerung in der Geldpolitik vornehmen, so die Societe Generale. Die Notenbank hege wohl die Hoffnung, dass die bisherigen Bemühungen ausreichend seien.
Niedrige Inflation
Zuletzt war die Teuerungsrate auf 0,7 Prozent abgesackt, und sie liegt damit deutlich unter dem von der EZB anvisierten Ziel von knapp 2 Prozent. Die überraschend geringe Inflation habe zwar die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion der Währungshüter erhöht, sagte Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen. "Dennoch sprechen einige Faktoren zunächst gegen ein voreiliges Handeln der EZB."
Nahezu zeitgleich mit der EZB tagte auch die Bank of England (BoE). Sie hielt den Leitzins bei 0,50 Prozent und das Volumen der Anleihekäufe bei 375 Milliarden Pfund.
Konjunktursignale aus den USA
Auch Konjunkturdaten aus den USA beherrschten die Gespräche der Währungsstrategen. Ein einheitliches Bild zeichneten sie im Nachgang der schwachen Signale aus der US-Industrie vom Wochenbeginn nicht. Die Stimmung im US-Dienstleistungssektor hatte sich zu Jahresbeginn zwar etwas stärker als erwartet aufgehellt.
Allerdings war die Beschäftigung im Privatsektor im Januar schwächer als erwartet gestiegen, wie der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing (ADP) mitteilte. Der ADP-Bericht liefert einen Vorgeschmack auf den offiziellen Regierungsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt im Januar. Die Zahlen werden Ende der Woche erwartet.
US-Arbeitsmarktdaten stehen derzeit besonders im Mittelpunkt der Marktaufmerksamkeit, weil sie als entscheidend dafür gelten, mit welchem Tempo die US-Notenbank Fed ihr Anleihekaufprogramm zur Stützung der Konjunktur einschränkt.
Quelle: ntv.de, jga/mmo/dpa/rts/DJ