Marktberichte

Inside Wall Street Der Fluch der Kinokasse

Den verlorenen Schatz hat er gefunden, den Tempel des Todes überstanden und den letzten Kreuzzug geführt jetzt steht Indiana Jones vor seiner größten Herausforderung: Er muss irgendetwas über einen Kristallschädel herausfinden, vor allem aber die Kinokassen füllen. 20 Jahr nach seinem letzten großen Abenteuer.

Zumindest einen guten Start dürfte der alte Held erwischen. Wenn der Film heute in den USA in die Kinos kommt, beginnt er ein fünftägiges Wochenende, das sich immerhin bis zum Memorial Day am Montag erstreckt. Millionen von Fans dürften in die Kinos stürmen und dem Film einen Rekordstart bescheren. Davon jedenfalls gehen die Branchenanalysten aus, die sich allerdings fragen: Was passiert nach Memorial Day?

Wird sich der heiß erwartete Streifen ein paar Wochen im Kino halten können? Oder sind die Erwartungen so hoch und der Film so lau, dass sich Enttäuschung herumspricht und massenweise Alt-Fans zuhause bleiben? Genau das fürchten Kino-Experten nach den ersten Kritiken. Die sind nämlich fast durchweg schlecht. "Die Serie hat ihren Kick verloren", schreibt die Los Angeles Times, deren Kritiker anfügt: "Ich kann wirklich nicht sagen, dass es mir gefallen hat."

Dabei hat sich Harrison Ford sicherlich ganz schön ins Zeug gelegt, seine Abenteurerlegende wiederzubeleben. Doch ein außereheliches Kind könnten ihm die konservativen Amerikaner übelnehmen, und die liberale Jugend dürfte es schwer haben, dem Rentner die Peitschenknallerei abzunehmen.

Dabei steht für Harrison Ford, aber auch für Regisseur Steven Spielberg und Produzent George Lucas einiges auf dem Spiel. Mindestens 125 Millionen Dollar soll der Film gekostet haben, heißt es in vorsichtigen Schätzungen. Andere Experten gehen von bis zu 185 Millionen Dollar aus, zu denen noch bis zu 65 Millionen Dollar Werbekosten kommen dürften. Da sich die Produzenten, allen voran Paramount Pictures aus der NYSE-notierten Viacom-Gruppe, die Ticketeinnahmen hälftig mit den Kinobetreibern teilen müssen, braucht man also einen Umsatz von gut 500 Millionen Dollar, um den Gewinn nicht ganz allein von den DVD-Verkäufen abhängig machen zu müssen.

Kein Problem, meinen die Experten des Hollywood Reporter. Immerhin haben die ersten drei Indiana-Jones-Filme diese Summe inflationsbereinigt locker reingeholt. "Ich sehe nicht, wie der neue Film floppen könnte", meint ein Kritiker im wichtigsten Insiderblatt der Branche.

Andere können sich das durchaus vorstellen. Zum Beispiel die Produzenten von Sony, die vor zwei Jahren nach anderthalb Jahrzehnten dem Sex-Krimi "Basic Instict" eine Fortsetzung gaben. Die wurde in der Kritik verrissen und von den Fans verpönt; der 73 Millionen Dollar teure Streifen spielte magere 40 Millionen Dollar ein.

Auch ein Versuch von Time Warner, nach fast zwei Jahrzehnten Superman zurückzubringen, ging schief. "Superman Returns" mit dem relativ unbekannten Schauspieler Brandon Routh in der Hauptrolle, spielte zwar 412 Millionen Dollar ein, hatte in der Produktion aber 284 Millionen Dollar gekostet.

Den direktesten Vergleich wird sich Harrison Ford wohl mit Sylvester Stallone gefallen lassen müssen: Der ebenso alte Action-Hero hat im letzten Jahr sein Alter Ego "Rambo" nach einem zwanzigjährigen Tiefschlaf wieder ins Rennen geschickt - allerdings mit Produktionskosten von nur rund 50 Millionen Dollar. Eingespielt hat der Streifen nicht viel mehr, weshalb Stallone und sein Team auf die DVD-Umsätze hoffen. Wobei man das nicht unbedingt nötig hat, denn mit dem nach 16 Jahren wiederbelebten "Rocky" konnte man einen vollen Erfolg verbuchen: 25 Millionen Dollar Produktionskosten spielten 164 Millionen Dollar im Kino ein.

Quelle: ntv.de

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