Inside Wall Street Der Google-Weg
23.10.2007, 16:38 UhrGeld allein macht nicht glücklich. Das ist eine alte Weisheit, doch scheint sie noch immer zuzutreffen. Laut einer aktuellen Studie wären viele amerikanische Konzerne profitabler, wären nur ihre Mitarbeiter glücklicher. Doch die suchen nicht etwa Gehaltserhöhungen, sondern vielmehr Anerkennung von oben. In Deutschland sieht es ähnlich aus.
In den USA sind 29 Prozent der Angestellten in ihrem Job "engagiert". Experten definieren das über die Bereitschaft, extra hart zu arbeiten und notfalls auch einmal ein paar Stunden länger zu bleiben. Weitere 43 Prozent sind mit ihrem Job zufrieden, zeigen aber weniger Aufopferung. Und ganze 28 Prozent fühlen sich irgendwo zwischen "frustriert" und "fehl am Platz". In Deutschland sind es immerhin 36 Prozent, die in diese letzte Kategorie fallen.
Die Unternehmensberater von Towers Perrin, die 90 000 Angestellte in 19 Ländern zu ihrem Wohlbefinden am Arbeitsplatz befragt haben, sehen die dringende Notwendigkeit für Unternehmen, die Stimmung zu heben. Denn "engagierte" Mitarbeiter sind in der Bilanz bares Geld wert.
Das wiederum geht aus dreijährigen Studien hervor, in denen man das Wohlfühl-Level der Mitarbeiter mit der Entwicklung von Umsatz und Gewinn verglichen hat. Das erstaunliche Ergebnis: In Unternehmen mit "engagierten" Mitarbeitern sind die Bruttomargen im Beobachtungszeitraum um durchschnittlich 3,7 Prozent gestiegen und der Gewinn um 2 Prozent. In Unternehmen mit einem hohen Anteil an frustrierten Mitarbeitern sind beide Maßstäbe gefallen.
Während dieser Zusammenhang noch einleuchten mag, kamen die Forscher zu einem unerwarteten Ergebnis in der Frage, wie Mitarbeiter motiviert und "engagiert" werden können. Die meisten streben nämlich nicht nach der Gehaltserhöhung, die auf den ersten Blick wie ein Allheilmittel aussah. Im Gegenteil: Mehr Geld fällt nicht einmal in die Top Ten der Lösungsansätze, die Angestellte genannt haben.
Vielmehr wünschen sich Mitarbeiter zu allererst, dass das Management mehr ehrliches Interesse am Wohlbefinden der Angestellten zeigt und Zuneigung auf einem persönlicheren Niveau demonstriert. Ferner wünscht man sich Fortbildungsmaßnahmen, ein gewisses Engagement des Unternehmens in sozialen Belangen und eigenen Einfluss auf Entscheidungen in der Firma. Wichtiger als die Gehaltserhöhung ist Angestellten auch der persönliche Kontakt und eine gute Beziehung zu direkten Vorgesetzten.
Unternehmensberater sehen eine Menge Möglichkeiten für Konzerne, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Der mittlerweile klassische "Google-Weg" mag der beste sein. Die erfolgreiche Suchmaschine ist dafür bekannt, Mitarbeitern am Arbeitsplatz Raum für private Entfaltung zu lassen und im Arbeitsalltag alle möglichen Freizeitangebote unterzubringen.
Wer als Chef seinen Mitarbeitern nicht gleich Tischtennisplatten und Segway-Roller in den Hausgang stellen will, der kann oft schon mit verbesserter Kommunikation nachhelfen: Schon eine monatliche Email des CEO, in dem er die Mitarbeiter über die aktuelle Entwicklung des Unternehmens informiert, kann das Verhältnis von Angestellten zu ihrem Arbeitsplatz fördern - und der schleppenden Bilanz auf die Beine helfen.
Quelle: ntv.de