Zitterbörse nach Bernanke-Schock Wall Street fährt Achterbahn
21.06.2013, 22:15 Uhr
Wall Street muss kämpfen - um das Plus.
(Foto: REUTERS)
Das absehbare Ende der ultralockeren Geldpolitik hallt an den US-Börsen nach. Die Wall Street fährt Zickzack: Erst schöpfen die Anleger Hoffnung, dass der Ausverkauf der vergangenen Tage übertrieben war. Dann geht es steil abwärts. Und dann starten die Kurse wieder durch.
Nach zwei heftigen Verlusttagen ging es an der Wall Street angesichts des absehbaren Endes der Konjunkturhilfen der US-Notenbank zum Wochenschluss heftig auf und ab. Nachdem die wichtigsten Indizes nach der Eröffnung zunächst gestiegen waren, drehten sie im Handelsverlauf ins Minus, erholten sich wieder und starteten gegen Ende des Handels durch.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte erst 0,6 Prozent zu, rutschte dann 0,3 Prozent ab und notierte schließlich wieder mit einem Aufschlag von rund 0,3 Prozent bei 14.799 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500 stieg zunächst ebenfalls, gab dann 0,4 Prozent nach und erholte sich wieder auf ein Plus von rund 0,3 Prozent bei 1592 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,2 Prozent, brach auf ein Minus von 0,9 Prozent ein und holte seine Verluste dann bis auf einen Abschlag von noch gut 0,2 Prozent bei 3357 Zählern auf.
Der Markt werde in der nächsten Zeit anfällig für kräftige Schwankungen bleiben, nachdem Fed-Chef Ben Bernanke am Mittwoch dargelegt habe, wie sich die Notenbank den Ausstieg aus ihrem Programm zum Aufkauf von Anleihen vorstelle, hieß es. "Das wird so lange weitergehen, bis wir an den Punkt kommen, an dem der Markt von einer nachhaltigen Erholung der Wirtschaft ausgeht und keine Notwendigkeit mehr für lebenserhaltende Maßnahmen sieht", sagte Peter Kenny von Knight Capital.
Dan Greenhaus von BTIG sprach dagegen von einer Korrekturbewegung, die den Markt noch um einige Prozent nach unten führen und die Aktienkurse während des Sommers seitwärts tendieren lassen könnte. Ausschlaggebend sei letztlich, ob die Anleger davon überzeugt seien, dass Aktien auf höheren Niveaus notieren sollten. Der Markt werde nicht allein von der US-Notenbank bestimmt und könne sich durchaus erholen, wie er es schon früher getan habe.
Auch Mark Faber, Herausgeber des GloomBoomDoom-Newsletters, sieht den Markt nicht ausschließlich von der Fed getrieben. Faber sieht ebenfalls Verlustpotenzial im S&P-500-Index. Das dürfte sich aber eher aus Bedenken wegen der steigenden Zinsen und der Probleme in den Schwellenländern ergeben. Er verweist darauf, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum stärker als erwartet verlangsamt.
Von Oracle bis Apollo
Mit einem Abschlag von 9,3 Prozent notierten die Papiere von Oracle nach der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen und zogen damit die Technologiebörse Nasdaq in die Tiefe. Der Software-Hersteller hatte die Umsatzerwartungen verfehlt.
Die Aktien von CarMax stiegen zunächst deutlich, büßten dann rund 1,8 Prozent ein, und gingen schließlich kaum verändert aus dem Handel, obwohl der größte US-Gebrauchtwagenhändler im abgelaufenen Quartal deutlich mehr Autos verkauft und seinen Umsatz überraschend auf 3,3 Mrd. Dollar gesteigert hatte.
Um 2,5 Prozent aufwärts ging es mit Anteilsscheinen von Facebook. Die Bank UBS hatte zuvor ihre Bewertung für die Papiere des sozialen Netzwerks auf "kaufen" angehoben.
Tesla stiegen erst 2,3 Prozent, rutschten dann aber mit 1,6 Prozent ins Minus. Der Elektroauto-Hersteller hatte ein System vorgestellt, mit dem die Akkus in den Fahrzeugen binnen 90 Sekunden getauscht werden können. Das soll Kunden locken, die sich bislang wegen eher geringer Reichweiten der Autos zurückhalten.
Banken standen ebenfalls unter Druck. Sorgen vor Abschreibungen im Zusammenhang mit den Bond-Anlagen belasteten die Kurse. Citigroup fielen um rund 2,1 Prozent, Bank of America um rund 1,5 Prozent.
Die Aktien der Apollo Group wurden letztmalig im S&P 500 gehandelt. Zu Montag werden sie durch die News-Corp -Tochter News Corp ersetzt. News Corp selbst benennt sich in 21st Century Fox um. Die Apollo-Aktie verabschiedete sich mit Abschlägen von gut 2,4 Prozent aus dem Index.
Quelle: ntv.de, hvg/DJ/rts